Um zeitgemäßen Unterricht zu etablieren, braucht es zeitgemäße Prüfungsformate. Im #Twitterlehrerzimmer ist das eine Binsenweisheit. Mit der ergänzenden Empfehlung zur Strategie in der digitalen Welt vom 09.12.2022 setzt die KMK nun Impulse zur Erprobung neuer Prüfungsformate, in denen neben fachlichen Kompetenzen auch die 4K zum Tragen kommen sollen.
Wunderbar! Doch wie lassen sich diese neuen Formate im Deutschunterricht realisieren? Innovative Beispiele engagierter Kolleg:innen finden sich auf den Seiten des Instituts für zeitgemäße Prüfungskultur. Dort werden vielfältige, beeindruckende, kreative und engagierte Projekte vorgestellt, die mich inspirieren und motivieren.
Eine kleine und einfach umsetzbare Idee als erster Schritt auf dem Weg hin zu einer zeitgemäßen Prüfungskultur praktiziere ich seit Januar 2022. Sie erscheint mir im Deutschunterricht für jeden Klassenarbeitstyp geeignet. Dabei wird schwerpunktmäßig der Gestaltungsraum „Feedback“ des „Didaktischen Schiebereglers“ geöffnet, indem ich Feedback als Teil der Aufgabenstellung nutze. Natürlich lassen sich auch weitere Öffnungen kombinieren. Idealerweise steht den Schüler:innen für die Feedback-Phase ein eigener Raum zur Verfügung.
Schreibdidaktik
Nimmt man den Schreibprozess als Dreischritt aus "Planen - Formulieren - Überarbeiten" ernst, wird deutlich, dass insbesondere der Schritt des Überarbeitens im Deutschunterricht häufig und in der Deutscharbeit eigentlich immer zu kurz kommt. Um dem zu begegnen, nutze ich als Zwischenschritt zur Förderung der Überarbeitungskompetenz Peer-Feedback in meinen Deutscharbeiten.
Schülerinnen und Schülern fehlt oftmals die kritische Distanz, eigene Lernprodukte zu reflektieren. Dagegen fällt ihnen die Fremdbeurteilung leichter und bietet gleichzeitig eine Grundlage zur selbstkritischen Betrachtung eigener Lösungen.
Basis des Peer-Feedbacks sind gemeinsam erarbeitete, konkrete Kriterien. Diese helfen Lernenden konstruktive Kritik durch konkrete Verbesserungsvorschläge zu formulieren. Die schriftliche Kommentierung nimmt den geschriebenen Text in den Fokus, die Gleichrangigen begutachten untereinander ihre Arbeitsergebnisse. So wird außerdem ein Perspektivwechsel vollzogen, durch den die Begutachtenden in ihrer Fachkenntnis ernst genommen werden.
Kernlehrplan Deutsch Sek I NRW
Im Unterricht spielt konstruktives Peer-Feedback, ob mündlich oder schriftlich formuliert, eine wichtige Rolle. Der Kernlehrplan Deutsch Sek I NRW formuliert als Kompetenzerwartung bis zum Ende der Sekundarstufe I:
"Schülerinnen und Schüler können
Im Hinblick auf die Gestaltung des Schreibprozesses werden Überarbeitungskompetenzen erwartet:
"Schülerinnen und Schüler können
In schriftlichen Leistungsüberprüfungen durften die Schüler:innen ihre Feedback-Kompetenzen jedoch weder zeigen noch nutzen. Was nicht prüfungsrelevant ist, erscheint Lernenden oftmals auch nicht bedeutsam.
Ergänzende Empfehlung zur Strategie "Bildung in der digitalen Welt" (S. 13) vom 09.12.2021
Variante A
Variante B
Bewertet werden:
Bei der Ideenentwicklung stellte ich mir einige Fragen, die ich mit den Lernenden vor der ersten Durchführung diskutierte:
Ergibt sich eine Ungleichbehandlung durch besonders hilfreiches oder nicht sinnvolles Feedback?
Wie gehe ich damit um, wenn Schüler:innen keine konstruktiven Verbesserungstipps finden?
Sicherlich gibt es noch offene Fragen oder Optimierungsideen. Deshalb freue ich mich auf Feedback!
Kurzvorstellung des Kurskiosks für Kolleg*innen: (Eine genauere Beschreibung des Mikrofortbildungsformats findet sich in einem früheren Blogartikel)
Jede*r hat sie: die private Erfahrungsschatzkiste. Sei es eine tolle Methode, eine praktische App oder ein vielfältig nutzbares Tool. Nach dem Motto: "Geteilte Schätze, sind doppelte Schätze!", bietet der Kurskiosk die Möglichkeit, dieses Know-how mit Kolleg*innen zu teilen. Der Kurskiosk ist also eine Mikofrtbildung zu wechselnden Themen, bei der ihr das Angebot durch eure Nachfrage bestimmt. Schaut einfach mal auf unser Kurskiosk-Padlet!
Unsere Erfahrungen zur Mikrofortbildung per "Kurskiosk" kurz zusammengefasst:
Nach knapp vier Jahren Kurskiosk ist es an der Zeit, unseren Kurskiosk etwas "aufzuhübschen". Für die allgemeine Vorstellung des Formats nutzen wir einen Farbdruck, für die Sammlung von Angeboten und Wünschen eine schwarz-weiße Kopiervorlage.
Dezember 2020 - Update: Inzwischen wurde ich häufiger gefragt, ob ich die Vorlagen zur Bearbeitung teile. Das wollte ich immer gerne tun, doch das Format ließ es nicht zu. Also hab ich die Vorlagen nochmal bei Canva erstellt und kann sie euch nun zur individuellen Anpassung anbieten.
Neu im Angebot:
Kurzvorstellung des Cafés Digital für Kolleg*innen:
Ein offener Austausch zu digitalen Themen mit einem leckeren Nachmittagsgetränk - das ist unser Café Digital. Diesen virtuellen Raum bieten wir per Teams immer wieder montags ab 17.00 Uhr an. Einfach einloggen, Kolleg*innen treffen, diskutieren, erzählen, Fragen stellen und gemeinsam digitale Herausforderungen lösen.
Aufgrund des eingeschränkten Präsenzunterrichts finden aktuell anstelle der klassischen Unterrichtsbesuche sogenannte “Fachgespräche” über Unterricht ohne Schüler*innen statt, in denen Referendar*innen ihren geplanten oder bereits durchgeführten Unterricht auf Grundlage eines Unterrichtsentwurfs vorstellen. In meinem Seminar werden dabei zwei Möglichkeiten genutzt:
Beide Formate erleben alle Beteiligten als gewinnbringend. Anders als der klassische Unterrichtsbesuch, fokussieren sie jedoch besonders die Planungs- und Präsentationskompetenz. Inzwischen durfte ich verschiedene, sehr unterschiedliche Fachgespräche erleben und fasse diese Erfahrungen hier als Hinweise für Referendar*innen zusammen.
1. Stell dir vor, es sei ein Lehrervortag!
2. DU präsentierst!
3. Antizipiere gründlich und realistisch!
4. Denk an Gelenkstellen!
5. Mach dein Classroom-Management sichtbar!
6. Präsentiere dein Handeln als Lehrkraft!
7. Zeig, was du einsetzt!
8. Nimm Aufgaben unter die Lupe!
9. Fokussiere ausgewählte Aspekte!
10. Extra-Tipp: Verlasse den Unterricht!
Wie sind eure Erfahrungen als Referendar*in oder Seminarausbilder*in mit diesem neuen Ausbildungselement?
Auf Ergänzungen, Anmerkungen oder weitere Tipps für gelingende Fachgespräche bin ich gespannt!
Aufgrund der aktuellen Situation wird zunehmend laut über Alternativen zu den klassischen Unterrichtsbesuchen nachgedacht. Referendar*innen sind in dieser Zeit besonders gefordert. Sie sollen nicht nur guten Unterricht, sondern gleich guten, videobasierten Fernunterricht gestalten. Dass das eine nicht mit dem anderen gleichzusetzen ist, wird bestätigen, wer den Versuch einer Videokonferenz mit Schüler*innen wagt. Trotz jahrelanger Unterrichtserfahrung und digitaler Kompetenzen ist ein solches Format herausfordernd, soll es für die Teilnehmenden lernwirksam sein.
Referendar*innen leisten Großartiges, wenn sie mit den digitalen Möglichkeiten der Unterrichtsgestaltung experimentieren und sich so weitgehend selbst Neues aneignen. Dass dieses Engagement als alternativer Teil der Ausbildung gewürdigt wird, ist sinnvoll und sollte selbstverständlich möglich sein. Am ZfsL Siegen gibt es für die Zeit der Corona-Krise (Stand 25.04.2020) folgende Vorgaben für zwei derartige Formate:
1. Real stattfindende online gestützte Lerneinheit
2. Einblick in real gehaltene online-gestützte Lerneinheit in Form eines Fachgesprächs (Lernen auf Distanz)
Spätestens, wenn ein solches Fachgespräch als alternatives Ausbildungselement geplant wird, stellt sich Referendar*innen die Frage nach den Merkmalen guten, videobasierten Fernunterrichts bzw. Seminarausbilder*innen die Frage nach den Kriterien der Beratung. Antworten findet man inzwischen in verschiedenen spannenden Berichten im #Twitterlehrerzimmer unter #distancelearning. Hier versuche ich, eigene Erkenntnisse darzustellen und durch Berichte von Kolleg*innen zu ergänzen. Zum Schluss wird ein videobasierter Unterrichtsverlauf nach dem klassischen Phasenmodell skizziert.
Nach den ersten Wochen videobasierten Unterrichts teilen im #twitterlehrerzimmer viele Kolleg*innen ihre Erfahrungen und liefern hilfreiche, technische und organisatorische Tipps. Deshalb beschränke ich mich hier auf zwei Hinweise.
Mikrofon
Was spricht für die Videokonferenz
... ohne Kamera?
... mit Kamera?
Nach ein paar Meetings, bei denen nur ich die Kamera eingeschaltet hatte, konnte ich meine Klasse 8 überzeugen, es mal mit Videoübertragung zu versuchen. Etwas zögerlich öffneten alle die Kamera und nach anfänglichen Unbehagen empfanden die Schüler*innen es als Gewinn, sich nicht nur zu hören.
Legt man die bewährten Merkmale guten Unterrichts zugrunde, lassen sich daraus auch für videobasierte Lerneinheiten Hinweise ableiten. Welche besonderen Herausforderungen sich dabei ergeben und wie diesen begegnet werden kann, versuche ich hier zu klären.
Regeln vereinbaren
Transparente Rahmenbedingungen
Warm-up
Rückversicherung/Tempo
Dabei sollte auch die Perspektive der Lernenden einmal ausprobiert werden, um evtl. Herausforderungen zu antizipieren.
Kommunikation
Die Herausforderung "Zoom Fatigue"
Abwechslung + (Inter)Aktivität
Kollaborationstools
Gruppenarbeit
Digitale Projektarbeit und Lernprodukte
Peer-Feedback
Einbindung aller Lernenden
Differenzierung und individuelles Lernen
Eigene Lern-und Übungsstrategien können nur entwickelt werden, wenn Schüler*innen Freiräume gewährt werden. Das kann in Einzelarbeit oder besser in kollaborativen Gruppen- bzw. Projektarbeiten erfolgen.
Da das Format des "videobasierten Unterrichts" für viele grundlegend neu und damit herausfordernd genug ist, kann es hilfreich sein, bei der Gestaltung auf die klassische Phasierung zurückzugreifen. Wie lässt sich diese Struktur auf eine Klassen-Videokonferenz übertragen?
Zusammengefasst vorweg: Weniger ist mehr!
ggf. vorbereitende Aufgaben zur Stunde
(Einzelvorbereitung)
Warm-up
(Gemeinsam im virtuellen Klassenraum)
Einstieg
(Gemeinsam im virtuellen Klassenraum)
Erarbeitung
(virtuelle Arbeitsräume je Gruppe)
Präsentation
(Gemeinsam im virtuellen Klassenraum
oder durch Kleingruppen als konstruktives Feedback mit anschließender Zusammenfassung und ggf. Ergänzung)
Sicherung
Ausklang
Seit 2007 beschreibt der Deutsche Kulturrat Computerspiele als Kulturgut. Laut JIM Studie 2018 spielen drei von fünf Jugendlichen regelmäßig digital. Der Bundestag bezeichnet Computerspiele als Leitmedium.
Obwohl ich keine "Gamerin" bin, waren das für mich genug Gründe, mich endlich mal mit Computerspielen als Unterrichtsgegenstand zu beschäftigen.
Kurzer Spoiler: es lohnt sich!
Ich entdeckte eine wahre Schatzkiste des literarischen Lernens.
Obwohl Computerspiele für Heranwachsende einen hohen Lebensweltbezug besitzen, spiegelt sich diese Entwicklung im Deutschunterricht bisher kaum wider. Damit wird ein wesentlicher Bestandteil der literarischen Sozialisation Heranwachsender schlicht ignoriert. Wohlwollend betrachtet, könnte man die Skepsis gegenüber dem Medium auf ein verbreitetes Unwissen über die literarischen Potenziale digitaler Spiele zurückführen. Dabei bietet eine ernsthafte Beschäftigung mit Computerspielen im Unterricht die Chance, Kinder und Jugendliche in ihren Interessen und Leidenschaften ernst zu nehmen, ihre Motivation zu steigern und einen vielseitigen Lerngegenstand für das literarische Lernen zu gewinnen.
Indem man den Schüler*innen nämlich aufzeigt, dass viele Computerspiele ganz ähnlich wie literarische Texte funktionieren, ermöglicht man ihnen einen Zugang zum literarischen Lernen über ein ihnen affines Medium, das vielfältiges Potenzial zur literarischen Auseinandersetzung bietet. Lernende können so nicht nur literarische Kompetenzen, sondern auch Medienkompetenzen erwerben, um Computerspiele und ihr Spielverhalten aus einer anderen Perspektive zu betrachten und kritisch zu reflektieren.
Wer sich mit Computerspielen als Gegenstand des Literaturunterrichts auseinandersetzen möchte, findet in dieser Prezi erste Informationen und Hinweise. Sie kann in der vorgegebenen Reihenfolge oder einfach flexibel betrachtet werden.
Anders als Buch und Film erfordern narrative Spiele die aktive Auseinandersetzung des Spielenden mit der Handlung der Geschichte. Ohne Aktionen und Entscheidungen des Spielers oder der Spielerin findet kein Fortgang der Handlung statt. So gestaltet die oder der Spielende die Erzählung mit. Der Spielverlauf ist umso erfolgreicher, je besser den Spielenden die Übernahme der Perspektive der Spielfigur gelingt und je höher der Identifikationsgrad ist. Dabei müssen Handlungsmotive der Figur klar sein, Spielzüge der Figurencharakteristik entsprechen und vorhergehende Erfahrungen der Figur berücksichtigt werden.
Wenngleich sich Computerspiele in der Rezeptionsform von Literatur unterscheiden, können sie mit ähnlichen Verfahren analysiert werden, denn sie ähneln Literatur insofern, als dass der Erzählkern im Wesentlichen nicht veränderbar ist. Wenn Schüler*innen mit Computerspielen literarisches Lernen vollziehen, können sie Verfahren und Untersuchungsstrategien erproben, die sie zu einem späteren Zeitpunkt an literarischen Texten ebenfalls verwenden können.
Die erste Herausforderung bei dem Vorhaben, ein Computerspiel zum Unterrichtsgegenstand zu machen, besteht in der Auswahl eines geeigneten Spiels. Die folgenden Kriterien können bei der Orientierung helfen:
Die Auswahl von Computerspielen als Medium des literarischen Lernens folgt den drei Bezugsgrößen zur Auswahl literarischer Texte nach FRITSCHE[1]
[1] vgl. Fritsche, Joachim: Zur Didaktik und Methodik des Deutschunterrichts. Stuttgart, 1994, S. 103 zitiert nach v. Brand, T.: Deutsch unterrichten. Seelze, 6. aktualisierte Auflage 2018, S. 167f.
[2] Krommer bezeichnet Computerspiele als „die eigentliche Form digitaler Jugendliteratur.” Darin bringt er die Bedeutung des Mediums für die Lebenswirklichkeit der Heranwachsenden pointiert zum Ausdruck. (Krommer, Axel: Digitale Jugendliteratur: Social Media, eBooks und Apps. In: Deutschunterricht, 5/2016, S. 56-67.)
Klar gegliederte Genres lassen sich aufgrund der Vielfältigkeit von Computerspielen nicht festlegen. Die Einteilung im Genres folgt hier dem Vorschlag BOELMANNS. Insbesondere Computerspiele, denen ähnliche erzählerische Strukturen wie literarischen Texten zugrunde liegen, lassen sich für literarisches Lernen nutzen. BOELMANN definiert narrative Computerspiele als Spiele, in denen „durch das Spielgeschehen und über die Rahmenhandlung hinaus eine vorher festgelegte Geschichte erzählt wird“.
Die Genres Adventure, Strategie- und Rollenspiel und Shooter sind durch einen hohen Anteil an narrativen, gerahmten Strukturen gekennzeichnet. Insbesondere unter Adventures lohnt sich die Suche nach geeigneten Spielen.
Um unter der Vielzahl narrativer Spiele eine Auswahl zu treffen, lohnt es sich, einen Blick auf ihre inhaltliche Gestaltung zu werfen. BOELMANN bezeichnet als wichtiges unterrichtspragmatisches Kriterium eine linear verlaufende, relativ festgelegte Narration, welche allen Spielenden ein vergleich- und wiederholbares Spielerlebnis bietet und damit die gemeinsame Bearbeitung ausgewählter Spielsequenzen ermöglicht. Zudem sollte natürlich die Handlungsstruktur dem Alter der Lernenden entsprechend komplex sein und vielfältige Analysemethoden ermöglichen[3]. Selbstverständlich sollte auch die thematische Präsentation altersangemessen sein.
Sind Computerspiele Gegenstand des Unterrichts, können sie sowohl im Unterricht als auch eigenverantwortlich allein als Hausaufgabe gespielt werden. Der Schwierigkeitsgrad der Rätsel und Aufgaben muss zum Vermögen der Lerngruppe passen. Während beim Text oder Film eine vollständige Rezeption immer möglich ist, besteht durch die Aufgaben in den Handlungssequenzen des Computerspiels die Möglichkeit des Scheiterns oder eines unvollständigen Spielerlebnisses. Wichtig ist es daher, den aktuellen Spielstand der Lerngruppe regelmäßig zu eruieren, schwierige Spielsituationen zu besprechen und gegebenenfalls Unterstützungsangebote in Form von Lösungskarten oder Let’s Plays anzubieten.
Organisatorisch entscheidet die Spieldauer über die unterrichtliche Eignung eines Computerspiels. Besonders narrative Computerspiele tendieren zu einer langen Spielzeit, die schnell mehrere hundert Stunden betragen kann. Für den Unterricht sind solche Spiele natürlich kaum geeignet. Die zumutbare Spielzeit orientiert sich – ebenso wie die Lesezeit einer Lektüre - an der Situation der Lerngruppe. Ein kürzeres Spiel wie etwa "The Unstoppables", dessen Spieldauer mit 45 Minuten angegeben ist, kann detailliert erarbeitet werden. Hingegen wird man bei einem längeren Spiel wie "Broken Age", das offiziellen Angaben zufolge 16 bis 20 Stunden Spielzeit umfasst, exemplarisch vorgehen. Insgesamt ist die Angabe der Spielzeit allerdings mit Vorsicht zu betrachten. Während sich die Lesezeit eines Kapitels relativ genau kalkulieren lässt, muss bei Computerspielen bedacht werden, dass die Schnelligkeit des Spielfortschritts vom Erfolg der Spielenden abhängt und daher sehr unterschiedlich ausfallen kann.
[3] Boelmann, Jan: Literarisches Verstehen mit narrativen Computerspielen. München, 2015, S. 123f.
Aus technischer Sicht bestimmt die Geräte-Ausstattung die Spielauswahl entscheidend. So ist es in einer Lerngruppe, welche digitale Geräte nach dem BYOD-Konzept nutzt, notwendig, dass das Spiel für innerhalb der Lerngruppe vorhandene Betriebssysteme verfügbar ist.
Bei der Spielauswahl sollte die Altersempfehlung der USK (Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle) unbedingt beachtet werden. Diese orientiert sich allerdings primär an den Leitsätzen des Jugendmedienschutzes und berücksichtigt pädagogische Kriterien nicht. Eine pädagogische Bewertung findet man auf Spielbar.de, einem Angebot der Bundeszentrale für politische Bildung oder auf den Seiten des Spieleratgebers NRW, der Fachstelle für Jugendmedienkultur NRW, die vom Land NRW gefördert wird. Digitale-Spielewelten.de bietet als Online-Kompetenzplattform für Medienpädagogik in der digitalen Spielekultur eine hilfreiche Informations-, Präsentations- und Vernetzungsplattform im Bereich der digitalen Spielekultur.
Über Let’s Plays bekommt man als Lehrkraft einen ersten Spieleindruck oder kann sich ein Spiel inhaltlich zügig erarbeiten.
Kurze Informationen zu Computerspielen, die für den Literaturunterricht geeignete erscheinen, sammle ich auf diesem Padlet. Eine Ergänzung um weitere Spiele wäre großartig!
Narrative Computerspiele eigenen sich durch die Anforderung zur Identifikation mit der Spielfigur in besonderer Weise für kreative Schreibanlässe. Sie können eine vertiefte Auseinandersetzung mit der Figur oder der Spielgeschichte anregen. Doch auch sachbezogene Schreibanlässe können initiiert werden, wenn Schüler*innen etwa Rezensionen oder Lösungsanleitungen verfassen.
Als Symmedien vereinen Computerspiele nach FREDERKING „mit Ton, Text und bewegtem Tonbild die medialen Kernformen des oralen, des literarischen und des audiovisuellen Paradigmas in sich.“[4] Diese verbinden sie mit der Immersion und Interaktivität der Spielenden. Somit bieten sie sich in besonderem Maße an, die "subjektive Involviertheit" und "genaue Wahrnehmung" miteinander zu verknüpfen. Aufgrund ihrer "leerstellenbedingten Deutungsoffenheit" regen sie in erhöhtem Maße die Vorstellungsbildung der Heranwachsenden an. Die spielimmanente Möglichkeit der Übernahme von Handlungsentscheidungen fordert die Lernenden auf, die Perspektiven literarischer Figuren nachzuvollziehen, und durch Hypothesenbildung die narrative und dramaturgische Handlungslogik zu durchdringen. Die Spielenden werden damit zum handelnden Subjekt der Narration. Damit vereinen sie nach WAMPFLER das, was als "Herausforderung im Sinne literarischen Lernens" gemeint ist.
Indem man den Heranwachsenden aufzeigt, dass Spiele ganz ähnlich wie literarische Texte funktionieren, ermöglicht man ihnen einen Zugang zum literarischen Lernen über ein ihnen affines Medium, das vielfältiges Potenzial zur literarischen Auseinandersetzung bietet.
[4] Frederking, V./Krommer, A./Möbius, T (Hg.): Mediendidaktik Deutsch. Eine Einführung. 3. Auflage, Göttingen 2018, S. 238.
Spiele haben einen hohen motivationalen Charakter. Besonders narrative Computerspiele wirken immersiv, so dass Heranwachsende dazu tendieren, sich im Spiel zu verlieren. Der Unterricht muss ihr Spiel deshalb immer wieder durchbrechen und zu einer bewussten inhaltlichen Auseinandersetzung anregen. Die Didaktisierung des Spiels regt zur Kommunikation und zur Reflexion über Inhalte und Themen an. Dabei begünstigt die Perspektivübernahme die Bildung moralischer Urteilskraft und unterstützt das Fremdverstehen. Damit kann die Rezeption von Computerspielen – ebenso wie die Rezeption literarischer Texte - einen Beitrag zur Identitätsentwicklung leisten.
Ein besonderes Potenzial kann narrativen Computerspielen für die Entwicklung einer Wertereflexionskompetenz zugeschrieben werden. Die Interaktivität des Mediums Computerspiel, das die Spielenden medial auf verschiedenen Kanälen anspricht, unterstützt die Immersion. Im Gegensatz zum Buch oder Film muss der oder die Spielende aktiv Entscheidungen aus der Perspektive der Figur treffen. Das gelingt umso besser, je mehr er oder sie sich in die Figur hineinversetzt, ihre Charakterzüge und Handlungsmotive nachvollzieht und diese bei seinen Entscheidungen berücksichtigt. Wird die Spielsituation bewusst zur inhaltlichen Auseinandersetzung didaktisiert, bietet sie sowohl zur Anregung des Fremdverstehens als auch zur Bildung moralischer Urteilskraft Potenzial.
Präsentationssequenzen entkoppeln die Spielenden von der Spielfigur und bringen sie in die Rolle des passiven Rezipienten. In diesen Phasen tritt die Gemeinsamkeit zwischen Spiel und Film deutlich hervor. Die Untersuchung filmischer Gestaltungsmittel in Präsentationssequenzen öffnet Schüler*innen den Blick für die Inszenierung einer Situation oder Figur. Kameraperspektive, Einstellungsgrößen, Montagetechnik oder akustische Mittel sind dabei offensichtliche Werkzeuge und „greifbare“ Analyseinstrumente. Durch die symmediale Vermittlung wirkt die filmische Gestaltung häufig intensiver als die textliche. Filmische Mittel und ihre Wirkung auf die Betrachtenden zu analysieren, fällt Kindern und Jugendlichen daher zumeist leichter, als eine vergleichbare Textuntersuchung. Erworbene Analysekompetenzen lassen sich auf das Textmedium insofern übertragen, als dass sich zwar die zur Verfügung stehenden Gestaltungsmittel ändern, der Zusammenhang zwischen bewusster Inszenierung und intendierter Wirkung auf die Rezipierenden aber weiterhin hergestellt werden kann.
Computerspiele als Gegenstand des Deutschunterrichts fördern insbesondere die Entwicklung des Medienkompetenzbereichs „Analysieren und Reflektieren“, bei dem es um eine kritische Auseinandersetzung mit Medienangeboten und dem eigenen Medienverhalten geht. Da die Spielverläufe verschiedener Spieler variieren können, bietet sich eine kollaborative Dokumentation der Spielerlebnisse an. Zur Unterrichtsorganisation erscheint es daher sinnvoll, Regeln für eine zielgerichtete (digitale) Kommunikation einzuüben und Kollaborationsmedien für eine verantwortungsvolle Zusammenarbeit zu nutzen. Eine solche methodische Arbeit unterstützt den Kompetenzbereich „Kommunizieren und Kooperieren“ des Medienkompetenzrahmens NRW.
Texte verfasse ich digital und greife dabei regelmäßig aufs Internet zu. Meine Schüler*innen verfassen ihre Texte analog und nutzen dabei höchstens (im seltenen Optimalfall) ein Wörterbuch. Für mich wäre schon das analoge, sprich lineare Schreiben eines Textes eine Herausforderung. Müsste ich längere Texte handschriftlich anfertigen, hätte ich vermutlich bald einen Schreibkrampf in der rechten.
Was in Klassenarbeiten von Jugendlichen erwartet wird, entspricht nicht der Lebensrealität. Wenn man den Gedanken weiterverfolgt, wird der Kontrast noch deutlicher. Wer arbeitet erfolgreicher? Derjenige, der sich mit der Aufgabe im stillen Kämmerchen einschließt oder diejenige, die gemeinsam mit anderen und allen zur Verfügung stehenden Informations- und Arbeitsmitteln nach der optimalen Lösung sucht?
Aktuell ist die Diskrepanz zwischen schulisch praktizierter Leistungsüberprüfung und Lebensrealität nur schwer überbrückbar. Um tatsächlich die für Lernende des 21. Jahrhunderts bedeutsamen vier Kompetenzen in Prüfungsformaten zu fordern, brauchen Klassenarbeiten und Klausuren größere Gestaltungsfreiheit der Lehrenden. Diese dann tatsächlich für innovative Aufgabenformate zu nutzen, ist eine weitere Herausforderung. (Axel Krommer und Christian Albrecht sammeln hier Berichte neuer Prüfungsformate. Ein inspirierender Erfahrungsschatz!)
Mit meinem Deutschkurs der Jahrgangsstufe 7 taste ich mich langsam heran. Seit einem halben Jahr arbeiten alle mit eigenen Geräten. Die technische Ausstattung wirkt. Wenn das Flugzeug vor der Tür steht, ist nicht der Besuch des Nachbardorfs, sondern ein fremder Kontinent unser Ziel. Den Einfluss des Mediums auf die didaktische Zielsetzung, den Axel Krommer betont und welcher von Marc Albrecht-Herrmanns hier so wunderbar visualisiert wurde, darf ich mit meiner Klasse gerade erleben. Sprich, unsere Art der Zusammenarbeit, unser Workflow, unsere Unterrichtsgegenstände und Inhalte verändern sich. Das Tablet ist ständiger und selbstverständlicher Begleiter und wird von den Schüler*innen selbstbestimmt genutzt. Natürlich stecken wir noch in den Anfängen, doch der Aufbruch ist spürbar und macht definitiv neugierig, auf sich ständig neu eröffnende Horizonte.
Einen vorsichtigen Schritt in Richtung zeitgemäßer Prüfungsbedingungen versuchte ich in der letzten Deutscharbeit.
Im vorbereitenden Austausch mit Kolleg*innen gehörte die Möglichkeit des "Abschreibens" zu den ersten und am häufigsten geäußerten Bedenken. Dabei sind, meines Erachtens nach, die Regeln klar: Zitate und inhaltliche Übernahmen müssen als solche gekennzeichnet werden. Wenn Analysen und Informationen im Netz verfügbar sind, sehe ich die größere Herausforderung für Schüler*innen an anderer Stelle:
Statt "Copy & Paste" Bedenken beschäftigten mich Überlegungen, wie ich mit kollaborativen Tendenzen ;-) während der Klassenarbeit umgehen wollte. Einerseits gehört zu einem realistischen Workflow natürlich auch der Austausch mit anderen. Andererseits widerspricht dieser aber der traditionellen Leistungsüberprüfung im Kern. Mein Lösungsansatz ist hier das Kriterium der "Textoriginalität". Vorbereitend thematisierten wir dieses im Unterricht und stellen fest: "Zwei Menschen, die den gleichen Gedanken in Worte fassen, werden dafür immer individuelle Formulierungen finden." Nebenbei spekulierte ich auf den Faktor Zeit: Kollaboration kostet Zeit, die in der Prüfungssituation natürlich begrenzt ist.
Überhaupt spielt Zeit eine wichtige Rolle. Wer sich mit formalen und methodischen Aspekten auskennt, muss während der Arbeitszeit nicht erst recherchieren. Für die inhaltliche Auseinandersetzung mit der Aufgabe ein Gewinn. Die Freiheit, die der Internetzugriff während der Klassenarbeit gewährt, wird durch den Zeitfaktor deutlich begrenzt. Scheinbar sah das auch die Mehrheit der Schüler*innen so. Knapp 70 Prozent gaben an, sich genauso intensiv wie üblich auf die Prüfung vorbereitet zu haben.
In der Arbeit sollte also eine klassische Aufgabenstellung unter etwas zeitgemäßeren Bedingungen als üblich gelöst werden. Aus meiner Perspektive gab es keinen Grund, die Funktionen des Tablets für die Arbeitszeit zu beschränken, da ich davon ausgehen konnte, dass die geforderte Einzelleistung nachweisbar sein würde.
"Können wir wirklich das Tablet uneingeschränkt nutzen? Ist das diesmal wirklich kein Spicken?"
- Nachdem der letzte Ungläubige überzeugt war, dass tatsächlich keine Funktionen an den Geräten beschränkt waren, konnten wir starten. Die folgenden 90 Minuten kennzeichnete eine ruhige und konzentrierte Prüfungsatmosphäre. Insofern: alles normal, wenn man davon absieht, dass es weniger Fragen zum Arbeitsauftrag und während der Arbeit selbst gab.
Angenehm ungewöhnlich war allerdings die Stimmung im Raum. Obwohl Abschreiben bei Deutscharbeiten sowieso kein großes Thema ist, genoss ich es sehr, nicht ständig kontrollieren zu müssen. Statt systemisch bedingtem Misstrauen spürten sowohl die Schüler*innen als auch ich eine lockere, entspannte Atmosphäre. Das Tablet vermittelte den Lernenden ein Gefühl der Sicherheit. Zur Not durfte man schließlich nachschlagen, was genau einen inneren Monolog kennzeichnete oder wie ein Wort korrekt geschrieben wurde.
So konnte ich die Zeit zur Beobachtung ihres Arbeitsprozesses nutzen. Im ersten Feedback unmittelbar nach der Arbeit wurden die ungewohnte Situation und die entspannte Atmosphäre besonders hervorgehoben.
Auf Grundlage meiner Beobachtungen während der Arbeit erstellte ich eine Evaluation, die wir in der Folgestunde durchführten. Dabei interessierte mich natürlich besonders, ob und wozu das Tablet genutzt worden war.
Als Ergebnis der Klassenarbeit unter (fast) zeitgemäßen Bedingungen durfte ich bei der Korrektur viele gelungene Texte lesen. Es gab keine Redundanzen, die eine Einzelleistung in Frage gestellt hätten. Auswirkungen auf Rechtschreibleistungen und sprachlichen Ausdruck waren vereinzelt spürbar. Im Hinblick auf den Notendurchschnitt fiel die Arbeit normal aus.
Die Nutzung des Tablets während der Klassenarbeit ist so ungewohnt, dass Schüler*innen die damit verbundenen Chancen für die selbstständige Überarbeitung ihrer Texte kaum ergriffen. Dennoch - wenn ein Viertel der Lernenden die Rechtschreibung selbstständig kontrolliert, ist das im Vergleich zu "normalen" Arbeiten bereits eine deutliche Steigerung. Die Lernenden konnten also Kompetenzen im Bereich der Arbeitstechniken und Methoden in der Prüfungssituation einsetzen und nachweisen (hier: Nachschlagewerke heranziehen und nutzen und die Einhaltung orthografischer und grammatischer Normen kontrollieren).
Entgegen den Erwartungen der Schüler*innen war die Arbeit nicht leichter als gewohnt, denn Selbst-Denken stand im Fokus der Aufgabe. Im Netz verfügbare Informationen konnten maximal als methodische Erinnerung aufgerufen werden. Die inhaltliche Erarbeitung mussten die Jugendlichen eigenständig leisten.
Die angenehm-entspannte Atmosphäre während der Arbeitsphase hat mich selbst überrascht. Wieder einmal wurde mir bewusst, wie viele Regeln den Alltag der Schüler*innen und ihre Beziehung zu den Lehrkräften bestimmen. Das Gerät vermittelte den Schüler*innen ein Sicherheitsgefühl, das von Fall zu Fall eine Leistungssteigerung begünstigen kann.
Um sich dem realistischen Workflow weiter anzunähern, würde ich gerne in naher Zukunft eine Arbeit mithilfe eines Textverarbeitungsprogramms verfassen lassen, um neue Möglichkeiten der Textüberarbeitung zu eröffnen. Dafür benötigen wir allerdings erstmal eine ähnliche technische Ausstattung für alle Mitglieder der Lerngruppe.
Abgesehen von der freien Internetnutzung war die Klassenarbeit konservativ konzipiert. Ein zeitgemäßer Leistungsnachweis müsste die 4K berücksichtigen. Mir ging es zunächst um die Annäherung an einen realistischen Arbeitsprozess, wie wir ihn schließlich auch im Unterricht praktizieren. Für die Lerngruppe und mich war es dennoch ein spannender Schritt, die klassische Prüfungssituation an dieser Stelle aufzubrechen und zu beobachten, welche neuen Möglichkeiten und Herausforderungen sich ergeben und wie sie genutzt werden. Auf diesen Erfahrungen aufbauend, lässt sich der Weg fortsetzen.
Für die Ausleihroutine der Tablets haben sich nach ein paar Monaten der Erprobung einige Rituale und Tipps als hilfreich erwiesen.
Infos zu dem abgebildeten Tablet-Trolley findet man hier.
Auf der Didacta 2019 durfte ich für den Verband Bildungsmedien interessierten Lehrkräften Tipps und Tricks zur Produktion von Erklärvideos geben.
Das Großartige an dem Thema ist: Erklärvideos gehen immer!
Theoretisch also eine perfekte Methode für den Einstieg, praktisch steckt der Teufel wie so oft im Detail. Daher lag der Schwerpunkt des Vortrags auf praktischen Hinweisen zur Produktion. Die vielen Zuhörer*innen verdeutlichten, wie groß das Interesse von Lehrer*innen an genau solchen Umsetzungstipps ist. Im Anschluss ergaben sich noch spannende Gespräche und auch per Mail trudelten einige Nachfragen ein. Für mich ein tolles Feedback.
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"Ihr Vortrag gestern auf der didacta war super! Ehrlich gesagt hat er mir zu einer völlig neuen Sichtweise auf Smartphones geholfen."
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Lustigerweise machte mich Twitter just am Tag des Vortrags auf mein dreijähriges Jubiläum aufmerksam. Was für ein Zufall an diesem Tag wieder in Köln zu sein! Ausgerechnet auf der Didacta 2016 erstellte ich meinen @frausonnig Account, um am #vbmcamp teilzunehmen. Kaum drei Jahre später stehe ich auf der Bühne und berichte von meinen Erfahrungen. Dazwischen liegt jede Menge Inspiration, Austausch und Vernetzung per Twitter und in Educamps.
Da konnte ich natürlich nicht anders, als abschließend allen Zuhörer*innen das Twitterlehrerzimmer zu empfehlen. ;-)
Noch ein Tipp:
Wer tiefer ins Thema einsteigen möchte, sollte mal auf Fobizz vorbeischauen. Dort bietet Tobias Raue (twittert auch!) eine kostenfreie Online-Fortbildung mit dem Titel: "Erklärfilme im Unterricht – mit IKEA, Handy und Papier" an.
Die Bezirksregierung Arnsberg lud am 1. Februar 2019 Schulaufsicht, Qualitätsanalyse und Fortbildung zur Kooperationstagung nach Schwerte. Diesmal ging es um die Bedeutung der digitalen Transformation für Schule und die Frage, was guter Unterricht unter Einbindung digitaler Medien ist. Nicht nur das Thema, sondern auch die Zusammensetzung der Teilnehmenden versprachen also interessante Diskussionen. Hier kamen Menschen zusammen, die Weichen für die Schul- und Unterrichtsentwicklung stellen können. Daher freute ich mich, als Teilnehmerin und Teilgeberin an der Tagung mitwirken zu dürfen.
Mit "Nicht nur reden, sondern leben" hätte man das Motto der Organisatoren betiteln können. Die praktischen Möglichkeiten digitaler Medien für die Kooperationstagung sollten ausgeschöpft werden. Mehrere Projektionsflächen im Foyer dienten am Vormittag als Twitterwall und später zur Liveübertragung der verschiedenen Diskussionsprotokolle. In den Workshops am Nachmittag wurden nämlich verschiedene kollaborative Tools, wie Etherpad, Padlet, GoogleDocs oder Evernote zum Protokollieren genutzt. Die Teilnehmenden konnten so den Entstehungsprozess der Dokumentation nicht nur beobachten, sondern auch selbst eigene Beiträge ergänzen. Zugleich waren die Ergebnisse der Workshops für alle Teilnehmenden sofort verfügbar und transparent. Sowas nenne ich #eduguerilla. Ohne es zu thematisieren, wird man - quasi aus dem Untergrund - mit neuen digitalen Arbeitsmethoden "infiltriert". Guter Ansatz! ;-)
Zur Begrüßung lobte Regierungspräsident Hans-Jochen Vogel Intention, Organisationsform und Konstellation der Teilnehmenden als Faktoren, welche die Veranstaltung in seinen Augen zu einer Kollaborationstagung machten. Gewünscht sei ein Austausch auf Augenhöhe um gemeinsam die notwendigen Voraussetzungen für zeitgemäße Bildung in der Netzwerkgesellschaft zu schaffen.
Am Beispiel seiner persönlichen Entwicklung vom digital Abseitsstehenden zum digitalen Mitläufer verdeutlichte Vogel, dass es vor allem eine Frage der Haltung gegenüber den Herausforderungen der digitalen Transformation sei, wie diese bewältigt werden. Durch die digitalen Tools stünden Lehrkräften verschiedene Unterstützungsmöglichkeiten zur Verfügung, die sie ergreifen könnten, um ein persönliches Lernnetzwerk aufzubauen. Exemplarisch verwies er auf den lebendigen Austausch innovativer Lehrkräfte bei Twitter, wo ich ihm natürlich absolut zustimmen musste ;-)
Genauso sympathisch-pragmatisch betrachtete Vogel die Schul- und Unterrichtsentwicklung in der Netzwerkgesellschaft. Er unterstrich, dass Schule Freiheit und Unterstützung brauche. Der alte Führungsstil in Schule - kommandieren und kontrollieren - sei nicht zukunftsfähig. Schulen bräuchten Entwicklungsräume und Gestaltungsfreiheit, um die Unterschiede ihrer Systeme abzubilden. Viele Schulen machten - trotz technischer und personeller Herausforderungen - erste erfolgreiche Schritte bei der Umsetzung digitaler Bildungskompetenzen. Die Schulaufsicht könne hier achtsam unterstützen. So solle etwa das BYOD-Konzept unbürokratisch in jeder Schule möglich sein. Ein erster Schritt sei mit den Angeboten der Gigabit Geschäftsstelle der Bezirksregierung Arnsberg gemacht. Um gemeinsam Kräfte zu entwickeln, appellierte er an Schulleitungen, die digitalen Kompetenz der eigenen Lehrkräfte als eigenes Kunstwerk zu begreifen und die Kreativität der Lehrkräfte und Schüler*innen zu schätzen und zu fördern. Ich glaube, wenn sich diese Haltung auf allen Ebenen durchsetzt, wäre vieles einfacher und schneller umsetzbar.
Regierungspräsident Vogel betonte, nicht Learning Analytics solle in Schulen vorangetrieben werden, sondern systemisches Wissen zur Medienanalyse. Ziel müsse eine Medien- und Informationskompetenz sein, die Schüler*innen nicht zu zweitklassigen Computern, sondern erstklassigen Menschen wachsen lasse und ihnen selbstbestimmtes Handeln in der Netzwerkgesellschaft ermögliche. Die Fähigkeit zum lebenslangen Lernen sei dabei eine grundlegende Voraussetzung.
Die Leiterin der Schulabteilung, Monika Nienaber-Willaredt, zeigte bei ihrer Begrüßung auf, welche Veränderungen im Bildungsbereich durch die Digitalisierung bereits begonnen haben. Dabei schlug sie den Bogen von den kostenfreien Lehrfilmanageboten der Khan Academy, über kooperative Lehr- und Lernmethoden auf der Lernplattform Moodle oder Blended Learning im Google Classroom bis hin zum Einsatz von Gesichtserkennungssoftware in chinesischen Schulen. Dass Deutschland im weltweiten Vergleich bei der Digitalisierung der Schulen hinterherhinkt, wurde nach dem beeindruckenden Abriss von vielen Teilnehmenden vielleicht sogar als beruhigend empfunden. Andererseits machte der Vortrag deutlich, dass Entwicklungen, die hier manche noch als unrealistische Zukunftsszenarien abtun, anderswo längst Wirklichkeit sind. Welche Bildung wollen und brauchen wir, war damit die Frage, die die anschauliche Darstellung Nienaber-Willaredts evozierte und zum Impulsvortag von Prof. Dr. Christian Filk überleitete.
Besonders neugierig war ich auf den Vortrag von Prof. Dr. Christian Filk, der von der Europa-Universität Flensburg nach Schwerte gereist war. Zum Einstieg erlaubte er uns einen schnellen Blick auf seinen Desktop. Mit dem dort herrschenden Ablagechaos hatte er gleich Lacher und Sympathien auf seiner Seite. Da das Programm uns keine Zeit für ein belebendes Heißgetränk ließ, war Filk besonders gefordert die Aufmerksamkeit der Zuhörenden zu halten. Durch seinen anschaulichen und lebendigen Vortrag, den ich hier nur kurz skizziere, gelang ihm dies mühelos.
Zum Einstieg stellte Filk die Wandlung des Internets von der One-to-Many-Kommunikation eines klassischen Massenmediums hin zur Many-to-Many Kommunikation zwischen vielen verschiedenen Teilnehmer*innen dar. Diese Kommunikationsform ermögliche im Rahmen sozialer Netzwerke einen vernetzten Online-Austausch mit vielfältigen Instrumenten. Die soziale Netzwerk-Kommunikation wirke in die reale Welt, beeinflusse auch hier die Kommunikationsweisen und stelle den Einzelnen und die Gesellschaft vor neue Herausforderungen.
Wenn digitale Netzwerke reale Netzwerke abbilden, werde Reales virtuell und Virtuelles real. So wandle sich nicht nur unser soziales Verhalten und unsere Erwartungen als Nutzer*innen, sondern auch unsere Vorstellung von Wirklichkeit. Das Internet und die Geräte würden zum Teil der Persönlichkeit, Filk sprach hier von einer "Ausweitung meiner selbst". Damit warf er die Frage auf, was die umfassende Digitalisierung für die Gesellschaft, insbesondere für die Bildung bedeute und folgerte die Notwendigkeit einer Wertebasis, die analog, aber auch digital gelte. Um beides gleichzeitig zu lernen, gebe es keinen besseren Raum als die Schule.
Hier müsse die Arbeit mit digitalen Medien als vierte Kulturtechnik bewertet und erworben werden. Dies gelte besonders, da neben die klassischen Personen, Gruppen und Institutionen, welche unsere sozialen Lernprozesse steuern und beeinflussen, Medien als vierte Sozialisationsinstanz getreten seien. Für eine gelingende Transformation in Schule sei unsere individuelle und institutionelle Haltung entscheidend. Mit der Zuversicht auf Erfolg, die durch erlebte Lehrer-Selbstwirksamkeit wachse, könne auch die Haltung von Lehrkräften und Schulinstitutionen beeinflusst werden.
Optimistisch schloss Filk mit der Betrachtung der Netzwerkgesellschaft als große Chance, sofern wir die richtigen Weichenstellungen vornähmen. Schlussendlich werde Partizipation nur gelingen, sofern wir diese zu einem Gegenstand der persönlichen, beziehungsweise institutionellen Haltung machen und diese Prozesse bewusst befördern.
Prof. Dr. Christian Flik durfte ich auf der Koop2019 das erste Mal erleben. Vergebens suchte ich nach seinem Twitteraccount um ihn zu meinem PLN hinzufügen. Schade! (Dabei wären passende Namen wie @christianfilk, @filklehre oder @medienfilk frei ;-)
Ihm und seinen Vorredner*innen gelang es, die Herausforderungen und Möglichkeiten der Digitalisierung für das System Schule aufzuzeigen und gleichzeitig Gelingensbedingungen zu skizzieren. Diese positive Herangehensweise empfinde ich als wertvoll und notwendig. Also: Wahrgenommene Grundstimmung nach der Vortragsrunde: "Es gibt viel zu tun - packen wir 's an!"
Nach dem Vortrag wurde das Plenum in kleinere Workshops geteilt, um auf der Basis des Vortrags gemeinsam einen Entwurf möglicher Leitsätze des Arbeitskreises „Digitales Lernen“ zu diskutieren. Um den Austausch aller Beteiligten aus Schulaufsicht, Fortbildung und Qualitätsanalyse auf Augenhöhe zu unterstützen, wurde dabei auf die Rolle einer Moderator*in verzichtet. In meiner Gruppe entstand nach einer kurzen Zeit irritierten Schweigens ob dieser Rahmenbedingungen ein lebhafter Austausch. Ich hatte den Eindruck, dass tatsächlich alle Vertreter*innen der unterschiedlichen Gremien gleichermaßen wahr- und angenommen wurden. Als etwas außerhalb der Behörde stehende Lehrkraft fand ich den Einblick in die Strukturen, Perspektiven und Arbeitsweisen der Behörde spannend.
Jemand, der sich regelmäßig im "Twitterlehrerzimmer" rumtreibt, entdeckte auch im Filk-Referat bekannte Thesen und Argumentationslinien. Interessant war, wie die Teilnehmenden der Kooperationsveranstaltung den Impulsvortrag reflektieren und in die Bearbeitung der Leitsätze einfließen lassen würden.
Bei den Diskussionen in den Workshops ergaben sich unterschiedliche Schwerpunktsetzungen. Ich versuche hier einen Querschnitt ohne Anspruch auf Vollständigkeit.
Den Leitsätzen wurde insgesamt zugestimmt. Die Teilnehmenden verstanden sie als Einstieg, der für die eigene Arbeit weiter konkretisiert werden muss. Aus den Leitlinien heraus könnten Schulen statt ein "Wir können" ein "Wir sollen" hören.
Einig war man sich darüber, dass der im Filk-Vortrag hervorgehobene Aspekt der "Haltung" in den Leitsätzen deutlicher werden solle. Bei der Suche nach den Faktoren, die eine offene Haltung der Lehrkräfte begünstigen könnte, stieß man auf folgende Aspekte:
Die Medienkoordinator*innen, besser noch, eine möglichst breit aufgestellte Konzeptgruppe aus mehreren Lehrkräften unterschiedlicher Fachbereiche, muss die Prozesse in der Schule initiieren. Dabei ist die Unterstützung der Schulleitung ein wesentlicher Gelingensfaktor. Eine prozessbegleitende Schulung des Kollegiums in Form von Mikrofortbildungen etwa durch Medienkoordinator*innen und Konzeptgruppe ist wünschenswert. So wird die Konzeptgruppe zur Keimzelle für den digitalen Unterricht in den Schulen.
Schulen sind aufgefordert, sich ein Unterstützungsnetzwerk aufbauen, das alle vor Ort zur Verfügung stehenden Ressourcen einbindet. Das können wie Eltern, Schüler*innen und externe Experten sein.
Eine Gruppe brachte das Ergebnis ihrer Zusammenarbeit so auf den Punkt:
"Es muss klar werden, dass es sich um einen Prozess handelt. Wir müssen allen (!) Beteiligten eine Vorstellung vermitteln, wie das Lernen mit digitalen Medien stattfinden kann. Alle Beteiligten müssen die Möglichkeit haben, die Veränderung des Unterrichts und die die Möglichkeiten des digitalen Unterrichtens zu verstehen."
Der Nachmittag widmete sich den Beispielen aus der Schulpraxis aller Schulformen. Auch das Zentrum für Lehrerausbildung fehlte nicht. Thematisiert wurde die erforderliche Infrastruktur, digitale Tools und Technik in der Ausbildung von Lehramtsanwärter*innen, praktische Beispiele zur Umsetzung des Medienkompetenzrahmens NRW, der Smartphone-Einsatz im Kontext von Unterrichtsdaten der QA, usw. Die Teilnehmenden hatten die Möglichkeit zwei Angebote wahrzunehmen. Als Teilgeberin des Angebots "Mikrofortbildung als Format zur Hebung von Expertisen im eigenen System" durfte ich unseren Kurskiosk vorstellen, der auf großes Interesse traf und als gelungenes Konzept bewertet wurde. Das freut mich natürlich und entschädigt ein wenig dafür, dass ich so an den anderen spannenden Workshops nicht teilnehmen konnte. ;-)
Nach den Workshops traf man sich im Plenum für eine kurze Evaluation des Tages. Die Rückmeldungen waren insgesamt sehr positiv. Die Mischung von Theorie, Diskussion und Praxis wurde allgemein als gelungen bewertet. Auch spürten die Beteiligten aus Qualitätsanalyse, Fortbildung und Schulaufsicht das Bedürfnis, sich mehr in die Thematik zu vertiefen und dazu die Zusammenarbeit zu stärken.
Die Herausforderungen der Digitalisierung in Schulen können nur von allen Akteuren des Systems gemeinsam gemeistert werden. Dazu ist es notwendig, dass bei allen Beteiligen Konsens darüber herrscht, welche Rolle Medien in der Bildung von Kindern und Jugendlichen spielen können und müssen. Die Vermittlung von Medienkompetenz ist im Fachunterricht kein optionales Add-on, sondern eine gesellschaftliche Notwendigkeit und sollte damit künftig ein selbstverständlicher Bestandteil jeden Unterrichts sein. Solange Verantwortliche der schulischen Rahmenbedingungen noch den "Mehrwert" von Medien im Unterricht als Zugewinn des Lernens diskutieren, ist eine Veranstaltung wie die Kooperationstagung 2019 ungeheuer wichtig, um an den richtigen Stellen des Systems ein Verständnis zeitgemäßer Bildung zu entwickeln und die richtigen Weichen zu stellen.
Jedes Unterrichtsfach beinhaltet bei Schüler*innen unbeliebte Themen. Gerade bei diesen ist es besonders wichtig, den Unterricht motivierend zu gestalten. Doch bei "trockenen Stoff" ist das leichter gesagt, als getan. Wenn der Lerninhalt selbst nicht reizt, sollte es zumindest der Arbeitsprozess. Als Motivationsjocker setze ich in dieser Unterrichtsreihe auf: Teamarbeit, Produktorientierung und digitale Geräte. Konkret bedeutet dies: das seit den 1980er Jahren bewährte Unterrichtskonzept Lernen durch Lehren wird digital umgesetzt.
Fachliches Lernziel der Unterrichtsreihe ist Kompetenzbereich 3.4 "Sprachliche Formen und Strukturen in ihrer Funktion reflektieren" des Kernlehrplans Deutsch G8 NRW. Als Teilkompetenz 5 wird beschrieben:
(Satzbauformen untersuchen und beschreiben, sie fachlich richtig bezeichnen; komplexe Satzgefüge bilden - Satzglieder, Gliedsätze – Subjektsatz, Objektsatz, Adverbialsatz, Attributsatz – und Satzverbindungen - Wirkungen von Satzbau-Varianten, Gliedsatz-Varianten unterscheiden und ausprobieren)
Es geht also um Fachwissen, das häufig durch direkte Instruktion vermittelt wird. Diese Instruktion zumindest teilweise in die Hände der Schüler*innen zu legen, ist die Idee des Projekts. Die Methode ist natürlich auf andere Fächer und Inhalte übertragbar.
Da mit Tablets gearbeitet und ein digitales Produkt erstellt wird, werden auch verschiedene Kompetenzbereiche des Medienkompetenzrahmens NRW (MKR) gefördert. Im Fokus stehen besonders:
Die Schüler*innen der Klasse erstellen in Dreierteams einen Grammatik-Snack für die Mitschüler*innen der gesamten Jahrgangsstufe. In diesem wird die vorgegebene Satzart adressatengerecht erklärt. Als Add-on ist es möglich, eine passende LearningApp zu kreieren.
Alle notwendigen Informationen werden auf einem Projekt-Padlet zusammengefasst und den Schüler*innen erläutert. Dazu zählen:
2. Vorstellung der Tools
3. Gruppenarbeit
1. Erarbeitung
2. Überarbeitung
Auf dem bekannten Bewertungsbogen erhalten die Schüler*innen die Projektbewertung.
Schließlich könnten die korrigierten und z. T. überarbeiteten Snacks veröffentlicht und den Mitschüler*innen zur Verfügung gestellt werden. Sie dienen ihnen zur Erarbeitung des Stoffs und zur Vorbereitung auf die Klassenarbeit.
Wir würden es wieder tun - da sind sich alle Beteiligten einig. Die Erarbeitung der Satzarten mit dem Ziel eines Learningsnacks war motivierend und führte gleichzeitig zu einer intensiven Auseinandersetzung mit dem Unterrichtsstoff. Das Ergebnis wird von den Parallelklassen genutzt und erfährt so Anerkennung. Die Learningsnacks helfen allen bei der Wiederholung des Stoffs und der Vorbereitung auf die Klassenarbeit.
Allerdings merken die Schüler*innen auch an, dass sie sich methodisch herausgefordert fühlten. Die relativ selbstständige Erarbeitung des Lerninhalts und der neuen Tools und der besondere Anspruch des Formats "Learningsnack" fallen beim nächsten Mal bestimmt schon leichter.
Inzwischen ist es schon fast Tradition, dass ich meinen Schüler*innen der unteren Klassen in der Weihnachtszeit das Angebot mache, im Deutschunterricht digitale Weihnachtsgeschenke zu erstellen. Dafür reicht eine Doppelstunde plus Nachbereitung Zuhause. Dieses "Mini-Projekt" ist nichts aufregendes, macht aber allen unheimlich Spaß und fördert nebenbei verschiedene Sprach- und Medienkompetenzen. Deshalb möchte ich es hier kurz einmal vorstellen.
Wir starten mit kleinen Inspirationen: Bildimpulsen, Ideen für lustige oder rätselhafte Überschriften und kurzen Textbeispielen. Alle sind gefordert, eigene Texte zu verfassen. Erlaubt ist, was gefällt und Spaß macht. Entsprechend vielfältig sind die Ergebnisse. Dabei ist es immer schön zu sehen, welche sprachlich-kreativen Talente in den Kindern schlummern, die der normale Unterricht kaum sichtbar macht.
Im zweiten Schritt dürfen die Schüler*innen entscheiden, ob sie ihr Produkt als Hörtext gestalten möchten. Da dieser online gestellt wird, um als QR Code verschenkt zu werden, benötigen wir das Einverständnis der Eltern und der Urheber*innen. Gemeinsam wird überlegt, welche Daten bei diesem Projekt im Netz landen (müssen) und wie man datensparsam vorgehen könnte. Nachname, Klasse und Alter sind tabu, viele Kinder verzichten zudem auch auf die Nennung ihres Vornamens, denn "Mama und Papa erkennen mich ja an der Stimme und die anderen geht das nichts an."
Außerdem muss der QR Code natürlich dekorativ eingebettet werden, wir brauchen also ein Bild, das zum Thema passt und die Klebefläche für den Code bietet. Die Schüler*innen sind herausgefordert unter Einhaltung von Urheber- und Lizenzrechten erlaubte Bilder zu finden. Wichtige Erkenntnisse:
1. Wer selbst malt, ist auf der sicheren Seite!
2. Es gibt Angebote von lizenzfreien Bildern im Netz!
Vor der Aufnahme muss das Lesen des eigenen Textes geübt werden. Die richtige Betonung, ein angemessenes Sprechtempo, eine deutliche Aussprache und weitere stimmliche Gestaltungsmöglichkeiten werden wichtig. So intensiv wird all das sonst kaum freiwillig trainiert.
In meiner Freistunde "leihe" ich mir der Reihen nach alle Mädchen und Jungen, die ihre Texte einlesen wollen, für die Aufnahme aus. Das ausgewählte Bild wird fotografiert, als Hintergrund bei iMovie geladen und die Audioaufnahme gestartet. Wenn das Lesen der Texte vorbereitet wurde, klappt die Aufnahme meist beim ersten Versuch. Nun muss der "Film" nur noch hochgeladen und der Link als QR Code an die Schüler*innen herausgegeben werden. Nach verschiedenen Podcast-Plattformen stellen ich inzwischen die Dateien als "nicht gelistet" auf meinen YouTube-Kanal. So sind sie nur per Link erreichbar und können bei Bedarf jederzeit gelöscht werden.
Die Mitschüler*innen schätzen die digitalen Produkte sehr. Wie sehr, zeigt die Erfahrung in diesem Jahr: Beim der Gestaltung der letzten Stunde vor den Ferien, durfte die Klasse wählen: Kahoot oder eigene WeihnachtsAudios? Dass wir eine Stunde damit verbracht haben, selbstverfasste Weihnachtstexte anzuhören, spricht für sich.
Ein gelungene Fortbildung beginnt mit der Aktivierung und Interaktion der Teilnehmenden. Daher gefällt mir die Methode "Wer-kann-was-Bingo" so gut. Zur Annäherung an den Medienkompetenzrahmen NRW setze ich das "Medienkompetenz-Bingo" ein. Selbst Gruppen, die sich eigentlich kennen, entdecken dabei Kompetenz-Schätze in den eigenen Reihen.
In den Boxen sind Erfahrungen beschrieben, die Kompetenzen (zum Teil auch ganz klein) des Medienkompetenzrahmens (MKR) beschreiben.
Je nach Lerngruppe (Größe/Vorwissen) lassen sich verschiedene Varianten spielen. Die Boxen sind so angeordnet, dass ein einfaches Bingo auch eine Gruppe, die nur privat Endgeräte nutzt, erreichen kann.
Bei der Auswertung können die beschriebenen Kompetenzen dem MKR zugeordnet und weiter erläutert werden. Dazu sind die einzelnen Boxen nummeriert.
Ergänzend zum Bingo kann ein vorbereitetes Padlet eingesetzt werden, auf dem die Teilnehmenden die genannten Erfahrungen den Kompetenzbereichen des MKRs zuordnen. Die Boxen sind farblich markiert, damit in großen Gruppen ggf. arbeitsteilig sortiert werden kann.
von: SonjaHennig
Auf tutory anschauen und bearbeiten
Dieses Arbeitsblatt wurde mit dem Autorentool tutory.de erstellt. Unter https://www.tutory.de/w/5febba10 können Sie das Dokument herunterladen und anpassen (nach Registrierung).
Über euer Feedback/Ergänzungen/Kommentare freue ich mich sehr.
QR Codes sind immer ein gefragtes Thema auf Fortbildungen. Sie bieten nicht nur eine einfache Verknüpfung von analogen und digitalen Inhalten, sondern auch vielfältige Einsatzmöglichkeiten in Schule und Unterricht. Statt den Teilnehmenden in einem Vortag die zahlreichen Einsatzmöglichkeiten der kleinen Rechtecke vorzustellen, lasse ich sie diese selbst erkunden. Als Impulsgeber kommt diese QR Code Rallye zum Einsatz.
Zeit ca: 25 Minuten
Wenn am Lernort die QR Codes ausgehängt sind, kann die Rallye auch schon starten. Die Reihenfolge der Aufgaben/Codes ist unwichtig, sodass sich die Gruppe gut verteilen kann.
Manche Aufgaben erfordern ggf. Unterstützung durch die Moderator*in.
Hinweis:
Die verlinkten Seiten sollten von den Teilnehmenden nicht nur aufgerufen, sondern auch untersucht bzw. bearbeitet (LearningSnack, Erkärvideo,...) werden.
Code
Inhalt
Intention
1, 2, 3
Einfacher Text mit Informationen zu den Eigenschaften von QR Codes.
4
Erklärvideo
von @FlippedMathe und @ninatoller
5
Info: QR Codes im Unterricht
von @aliciabankhofer
6, 7
Praktischer Tipp: Kurzlinks
4, 5, 8, 9
Website Verlinkungen zu unterschiedlichem Unterrichtmaterial
10, 11
Beispiele von Nutzung der QR Codes durch Schüler*innen
Kollaborative Entwicklung einer Mind-Map zum Einsatz von QR Codes im Unterricht
Nach den Impulsen durch die QR Code Rallye lässt sich mit der Gruppe eine vorstrukturierte Mindmap kollaborativ erarbeiten (zum Beispiel Mindmeister). Dabei können Tipps aus der Rallye gesichert und Ideen für den Einsatz im eigenen Unterricht entwickelt werden.
Auf diese Beiträge zu QR Codes im Unterricht verweise ich gerne in der Fortbildung:
"Statt in teure mobile Tabletwagen zu investieren, wollen wir lieber möglichst viele Kolleg*innen mit Tablets ausstatten", so die Idee. Wie sich ein Tablet-Trolley preisgünstig realisieren lässt, stelle ich euch hier vor.
Die Grundausstattung: ein Trolley
Die Basis unseres Tablet-Trolleys bildet ein klappbarer Einkaufstrolley mit den Maßen
100 x 42 x 40,5 cm, wie man ihn hier erwerben kann. Die seitlichen Verstärkungsstreben werden herausgenommen und mit einem Kunststoffkleber fixiert.
Das Herzstück: der Schaumstoffeinsatz
Damit die Tablets in ihren Hüllen sicher gelagert werden, wird der Trolley mit einem maßgefertigten Schaumstoffeinsatz für 10 Tablets ausgestattet.
Wir haben eine Firma gefunden, die den Einsatz passgenau anfertigt. Sie bietet einen lohnenden Mengenrabatt an. Sinnvoll ist es daher, wenn der Schulträger gleich für mehrere Schulen bestellt oder verschiedene Schulen gemeinsam eine Bestellung organisieren.
Die genauen Produktdaten für das Inlay findet ihr hier.
Die Praxis: Routinelagerung
Entwickeln Schüler*innen und Kolleg*innen eine routinierte Ordnung bei der Rückgabe der Tablets, sind die Ladeanschlüsse leicht zugänglich und die Tablets können mit wenigen Handgriffen ans Ladekabel angeschlossen werden.
Das Fazit
Bei den Kosten für einen mobilen Tabletwagen, lässt sich viel Geld sparen, wenn man bereit ist, einfach mal selbst Hand an zu legen und die paar Ladekabel anzuschließen.
Der selbstgemachte Trolley ist leicht, mobil und ziemlich stabil. Durch das geringe Gewicht lässt er sich auch mal gut von einer Person über Treppen tragen.
Nach einer langen Vorbereitungszeit starten wir im kommenden Schuljahr mit der Pilotierung der Tablets im Unterricht. (Yeah!)
Für alle Kolleg*innen, Schüler*innen und Eltern wird das ein besonders spannendes und lehrreiches Jahr. Hier könnt ihr einen Blick auf unsere theoretischen Ideen werfen - über Änderungen im Praxistest halte ich euch auf dem Laufenden.
Mit dem kommenden Schuljahr beginnen wir mit der Pilotierung von iPads. Diese sollen künftig sowohl von Lehrkräften, als auch von Schülerinnen und Schülern genutzt werden, um den Unterricht weiterzuentwickeln. Die Pilotierungsphase dient damit der Erweiterung pädagogischer Gestaltungsspielräume. Die Lehrkräfte probieren innovative Möglichkeiten um Lernangebote zu individualisieren und zu personalisieren, Medienkompetenz zu vermitteln und Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit zu geben, ihr eigenes Lernen mittels digitaler Medien zu gestalten. Das Veränderungspotenzial, welches digitale Medien für den Unterricht eröffnen, ist groß und die Veränderungen weitreichend für den unterrichtlichen Alltag.
Das Pilotteam bereitet den Weg für Kolleg*innen, die sich in der Schule in den nachfolgenden Jahren ebenfalls auf den Weg machen. Jeder Fehler, jedes potentielle Problem, welches während der Pilotierung erkannt wird und für das man eine Lösung findet, bleibt den Kolleginnen und Kollegen, die später einsteigen, erspart und erleichtert ihnen den Weg. Je besser die Pilotierung dokumentiert und evaluiert wird, umso exakter kann mit den gewonnenen Erfahrungen für die nachfolgenden Jahre fein gesteuert werden. Dieses hat besondere Bedeutung, denn die später Einsteigenden sind voraussichtlich weniger technikaffin oder haben weniger Zutrauen in die eigenen Kompetenzen in der Nutzung digitaler Technologien als die Mitglieder des Pilotteams. Die Pilotierung stellt für uns also den ersten Schritt in einem Entwicklungszyklus dar, der zwischen fünf und sieben Jahre dauert. Nach Abschluss des gesamten Entwicklungszyklusses sollten digitale Medien über die Einbindung in die schulischen Fachlehrpläne, die daraus resultierende Fortschreibung des Medienkonzeptes und die Verankerung im Schulprogramm systemisch in den Schulalltag integriert sein.
Zur Pilotierung der Nutzung von Tablets im Unterricht verfolgen wir zwei sich ergänzende Strategien:
Zielsetzung der Digi-Klasse
Die Lehrkräfte in der Pilotklasse gehen grundlegenden Fragestellungen zum Einsatz der iPads im Unterricht nach. Sie
Die Schülerinnen und Schüler der Pilotklasse
Um die Erfahrungen für alle Lehrkräfte nutzbar zu machen, hat das Pilotteam außerdem folgende Aufgaben:
Zielsetzung der Tablet-Trolleys
Die Tablet-Trolleys sind für alle Jahrgangsstufen für unterrichtliche Projekte ausleihbar. Die Erfahrungen im Bereich “Handling” werden von den nutzenden Lehrkräften dokumentiert und durch das Team Digitalisierung ausgewertet.
Die Tablet-Trolley bieten die Grundlage dafür, die durch das Pilotteam in den schulinternen Mikrofortbildungen angebotenen Inhalte in die Breite zu tragen und für alle Lehrkräfte umsetzbar zu machen.
Die Pilotierung erfolgt zunächst über ein Schuljahr. Dabei muss beachtet werden, dass den beteiligten Lehrkräften unter Berücksichtigung der Voraussetzungen, welche sie mitbringen und der übrigen Arbeitsbelastung ausreichend Zeit gegeben wird,
Notwendige Rahmenbedingungen
Organisatorisch
Maßgeblich für den Erfolg der Pilotierung ist der regelmäßige Austausch bzw. die Vernetzung der Beteiligten. Dieser Austausch wird über regelmäßige Termine institutionalisiert.
Das Pilotteam wird durch Entlastungsstunden für die Entwicklungsarbeit entlastet. Ggf. kann dies auch durch Anrechung von Mehrarbeit erfolgen.
Gegenseitige Hospitationen innerhalb des Pilotteams sind gewünscht und werden unterstützt.
Im Stundenplan wird eine feste Stunde für Teamsitzungen des Pilotteams eingebunden.
Die Dokumentation der Unterrichtserfahrungen erfolgt je Unterrichtsreihe bzw. Methode standardisiert per Formular und ist in einer Cloud (O365/Padlet) für alle transparent und abrufbar.
Für die Entwicklung wird eine Vernetzung über einen schnellen Kommunikationskanal wie Microsoft Teams etabliert. Dieser Kommunikationskanal soll genutzt werden für
Fortbildung
Unterrichten mit digitalen Medien stellt für uns etwas Neues dar, daher verpflichten sich die Lehrerinnen und Lehrer des Pilotteams dazu, an Fortbildungsmaßnahmen teilzunehmen und werden darin unterstützt.
Technisch
* (Leider weiß ich nicht mehr genau, woher ich die Idee für diese Darstellung habe... Falls jemand mehr weiß, ergänze ich den Hinweis gerne.)
"Problemlösen und Modellieren" ist ein Kompetenzbereich des neuen Medienkompetenzrahmens NRW. Informatische Grundbildung wird darin als elementarer Bestandteil des Bildungssystems verankert und damit zur Aufgabe aller Fächer. Klingt theoretisch sinnvoll. Wie ist das praktisch umsetzbar? Als Deutschlehrerin habe ich eigentlich wenig Berührungspunkte mit Algorithmen & Co. - dachte ich.
Wenn man genauer hinschaut, was sich hinter dem Kompetenzbereich "Problemlösen und Modellieren" verbirgt, lassen sich tatsächlich für verschiedene Fächer Anknüpfungsmöglichkeiten an Themen erkennen, die man eigentlich dem Fach Informatik zuordnet.
Medienkompetenzrahmen NRW: Kompetenzbereich 6 - Problemlösen und Modellieren
… bezieht sich auf das Entwickeln von Strategien zur Problemlösung, Modellierung und Zerlegen in Teilschritte (beispielsweise mittels Algorithmen). Schüler*innen
Da es sich bei jeder formalisierten Handlungsbeschreibung im Prinzip um eine Problemlösungsstrategie handelt, ergeben sich Überschneidungen des Kompetenzbereichs mit den Kompetenzerwartungen für das Fach Deutsch.
Am Beispiel der Wegbeschreibung stelle ich vor, wie sich der Kompetenzbereich 6 im Deutschunterricht der Jahrgangsstufe 5/6 umsetzen lässt.
Material:
Lerngruppe:
Dauer:
Roboter im Unterricht
Ozobot ist ein spielzeugähnlicher, robuster Roboter (Schüler*innen finden ihn süüüüüß!), der sich durch grafische Elemente programmieren lässt. Die Programmierung im englischsprachigen Editor ist weitgehend intuitiv. Die visuelle Darstellung ermöglicht schon Grundschulkindern eine schnelles Verständnis des Prinzips. Fünf Stufen differenzieren zwischen unterschiedlichen Ansprüchen und Möglichkeiten und machen das Programmieren auch für Jugendliche attraktiv. Der Code wird per Flashing übertragen. Der Evo hat mehr Sensoren, Lichter und Töne als der etwas kleinere und günstigere Bit.
Willkommen in Ozo-City!
Der Stadtplan besteht aus einer Lacktischdecke (130 x 90), die man als Meterware erhält. Das Seitenverhältnis entspricht etwa dem DIN A Format, so dass der Plan sich auf ein DIN A4 oder DIN A3 Blatt übertragen lässt. Klebefolie stellt die städtischen Gegebenheiten dar. Vier Stadttore dienen als Startpunkte, unterschiedliche Aufgaben werden durch "Verkehrsregeln" vorgegeben.
1. In Partnerarbeit gliedern die Schüler*innen den Weg des Ozobots in einzelne Handlungsschritte und setzen diese im Editor zusammen. Durch den Praxistest: "Erreicht Ozobot sein Ziel?" überprüfen sie den verwendeten Code. Ist er korrekt, übertragen die Schüler*innen die Programmbausteine auf das Arbeitsblatt.
Die Übung verdeutlicht, dass nur ein präziser Code funktioniert. Auch bei der folgenden Aufgabe sind Eindeutigkeit und Genauigkeit Voraussetzung.
2. Für eine "Freundin" formulieren die Lernenden nun die Wegbeschreibung aus. Dies kann je nach Voraussetzungen der Lerngruppe zunächst als Partner- oder Kleingruppenarbeit kollaborativ (z. B. Zumpad) oder auch als Einzelarbeit erfolgen. Die Vorbereitung dieses Arbeitsschritts durch die Programmierung des Ozobots erleichtert die genaue und eindeutige Wegbeschreibung.
3. Die Wegbeschreibung wird der Lerngruppe vorgetragen. Die Mitschüler*innen versuchen dem beschriebenen Weg zu folgen und formulieren in einem positiven Feedback Tipps für eine gelungene Wegbeschreibung. (Ein Erklärvideo bietet die Möglichkeit der Ergebniskontrolle.)
4. Im aktiven Plenum erarbeitet die Lerngruppe Merkmale der Programmierung bzw. der Wegbeschreibung. Unterschiede und Gemeinsamkeiten beider Texte werden auf dem Arbeitsblatt notiert.
5. Um eine präzise Begrifflichkeit zu erreichen, werden die Eigenschaften der verwendeten Algorithmen in zwei LearningApps jeweils für die Wegbeschreibung bzw. Programmierung formuliert. Die jeweiligen Merkmale müssen von den Schüler*innen einander zugeordnet werden. Auf diese Weise werden die erarbeiteten Merkmale wiederholt und fachsprachlich geklärt.
6. Nachdem die Schüler*innen am Beispiel der Ozobot-Programmierung und der Wegbeschreibung Merkmale von Algorithmen erarbeitet haben, übertragen sie ihr Wissen auf alltägliche Vorgänge und ordnen diese den Kategorien "algorithmisch" bzw. "nicht-algorithmisch" zu. Die Schüler*innen erkennen jede formalisierte Handlungsbeschreibung als Algorithmus.
7. Beispiele algorithmischer Vorgänge werden schließlich in einzelne Handlungsschritte zerlegt und als Handlungsanweisung formuliert im Heft notiert. Dabei wenden die Schüler*innen die erarbeiteten Merkmale von Algorithmen an, indem sie im Unterrichtsgespräch begründen, weshalb der beschriebene Vorgang algorithmisch ist.
8. Abschließend formulieren die Lernenden eine genaue Definition der erlernten Begriffe und verdeutlichen diese durch ein selbstgewähltes Beispiel.
9. Zum Abschluss reflektiert die Lerngruppe die Bedeutung von Algorithmen. Die Kinder erlebten am Beispiel des Ozobots, dass Maschinen bzw. Computer nur das ausführen, was programmiert wurde. Sie verstehen, wie der Computer "denkt" und wie seine Handlung beeinflusst wird.
Resümee
Die Kinder waren begeistert bei der Sache. Sie suchten motiviert nach algorithmischen Mustern und Strukturen im Alltag und reflektierten sehr genau, in welche Teilschritte die Vorgänge zerlegt werden müssen. Die Einsicht, dass Algorithmen die Handlung eines Computers bestimmen, ermöglicht es, diese Handlungen zu hinterfragen.
Auch aus der Perspektive des Deutschunterrichts habe ich die beschriebene Herangehensweise für den Themenbereich "Weg- und Vorgangsbeschreibung" als gewinnbringend erlebt, da sie meine Schüler*innen zu einer sehr präzisen Analyse und Beschreibung von Handlungen anregte.
Unterrichtsfach
Jahrgangsstufe
Erläuterung
Deutsch
Englisch
4 - 6
5 - 7
Wegbeschreibung, Vorgangsbeschreibung
Wegbeschreibung (Der englischsprachige Editor (Stufe 2 - 5) eignet sich vermutlich gut zur Sprachanwendung im Englischunterricht.)
Weitere Unterrichtsideen für andere Fächer würde ich gerne ergänzen.
Ich bin gespannt, was euch einfällt!
Am 13. November 2017 durfte ich beim ICM Chat über meinen DeutschFlip berichten. Für mich eine spannende Erfahrung, die mir viel Spaß gemacht hat. Nun hoffe ich auf euer Feedback und neue Denkanstöße.
Flipped Classroom in der Unterstufe – Geht das? Wie sieht das aus? .. und was bringt’s?
Nach einem guten Jahr Deutsch Flip ziehe ich Resümee und berichte über die Veränderung des Unterrichts, von Experimenten im Klassenraum und den Reaktionen der Schüler*innen und Eltern.
Konkrete und erprobte Unterrichtsbeispiele zeigen, welche Inhalte und Unterrichtsphasen des Faches Deutsch sich für den Flip eignen und wie Schüler*innen den Stoff selbstständig erarbeiten können, so dass der Deutsch-Flip als Türöffner Gestaltungsspielräume im Unterricht schafft.
Vielen Dank an Sebastian Schmidt und Andreas Ott für Motivation, Begleitung und Unterstützung!
(Aktualisiert 9/2020)
Normalerweise erhalten Schüler*innen den Erwartungshorizont mit Randbemerkungen oder einem ergänzenden Kommentar als Rückmeldung zur Klassenarbeit. Die Idee eine differenzierte und individuelle
Rückmeldung per Audio zu geben, fand ich spannend. Qwiqr erlaubt sowas sogar, ohne dass man mit dem
Datenschutz in Konflikt gerät. Da ich gerade sowieso korrigiere, hab ich 's gleich mal ausprobiert.
Mittels Qwiqr lassen sich datenschutzkonform Audiofiles erstellen und per QR Code teilen. Wie das genau geht, erklärt Hauke Poelert in diesem Tutorial.
Der erste Audiokommentar dauerte gefühlt ewig. Qwiqr erlaubt keine Bearbeitung, also bleibt entweder jeder Versprecher, jedes falsch gewählte Wort und jede seltsame Formulierung bestehen oder man startet eine komplett neue Aufnahme. Bei einer Bewertung oder einem persönlichen Kommentar möchte ich natürlich besonders überlegt formulieren und so waren die ersten spontanen Versuche zum Scheitern verurteilt.
Schließlich entstand aber ein Konzept, wie ich den Kommentar quasi nebenbei aufnehme.
Vorbereitung
Aufnahme
1. Der Kommentar beginnt mit einer Begrüßung und Vorstellung.
"Hallo, hier ist Frau Sonnig mit einem Kommentar zu deiner ersten Deutscharbeit."
2. Nun folgt eine kurze Beschreibung der zu bearbeitenden Aufgabe.
"In der ersten Aufgabe solltest du den vorliegenden Text genau untersuchen, Fehler finden und benennen und Verbesserungsvorschläge formulieren."
3. Während der Korrektur fülle ich üblicherweise auch den Erwartungshorizont aus. Ebenso verfahre ich bei der Aufnahme. Immer, wenn mir etwas auffällt, was ich gerne genauer erläutern würde, als der Platz am Rand es zulässt, ergänze ich das Audio.
4. Im Schlussteil fasse ich evtl. kurz zusammen, ergänze eine Rückmeldung zur sonstigen Mitarbeit und verabschiede mich.
Auswertung
Weitere Einsatzmöglichkeiten
Die Flipped Classroom Idee, Lerninhalte als Video zur Verfügung zu stellen und die gemeinsame Zeit im „Klassenraum“ für Praxis und Anwendung zu nutzen, klingt interessant. Eignet sich das Konzept auch für das Fach Deutsch? Wie, wann und warum ich Erklärvideos einsetze, möchte ich hier vorstellen.
Die Erklärung des Flipped Classrooms als „umgedrehter Unterricht“ reduziert die Methode scheinbar auf die Erarbeitung des Unterrichtsstoffs als Hausaufgabe und die Übung/Sicherung in der Präsenzphase.
Deshalb gefällt mir die Beschreibung „Unterricht auf den Kopf stellen“ viel besser. "Auf den Kopf stellen“ meint „völlig verändern“, „umkrempeln“, „durcheinanderbringen“ oder „gründlich durchsuchen“. Das passt gut zu dem, was beim Flipped Classroom passieren kann. Das Konzept verstehe ich als eine Möglichkeit Gestaltungsspielräume zu schaffen und anderen Methoden die Tür in den Unterricht zu öffnen. Gehen Flipped Classroom und Methodenvielfalt Hand in Hand, kann sich Unterricht tatsächlich verändern.
Die "breite Palette unterschiedlicher Unterrichtsformen", welche der Kernlehrplan Deutsch (G8) NRW fordert, kommt im Unterrichtsalltag oft genug zu kurz. Der Einsatz von Erklärvideos kann die "lehrerbezogene Wissensvermittlung" auslagern und der "selbstständigen Erarbeitung neuer Inhalte" (vgl. Kernlehrplan Deutsch (G8) NRW) mehr Raum geben.
Begriffserweiterung
Erkärvideos setze ich entweder als Hausaufgabe zur Vorbereitung des Unterrichts, zur Unterstützung der Schüler*innen bei der selbstständigen Wiederholung bzw. Erarbeitung des Stoffs oder zur Sicherung der Ergebnisse aus dem Unterricht ein. Begrifflich ließe sich das als Wechselspiel zwischen Half-Flip, Flip und inClass-Flip umschreiben.
Ob ein Einsatz von Lernvideos, der sich nicht an der klassischen Einteilung Hausaufgabe - Präsenzphase, sondern an den Bedürfnissen der Lernenden orientiert, als Flipped Classroom bezeichnet werden kann, habe ich mich immer wieder gefragt. Stefan Schmidt hat dazu jetzt eine wunderbare Erweiterung der Definition ins Spiel gebracht:
"Die Ursprungsidee war, dass der Stoff den Schüler via Videoclips vermittelt wird und das Üben in der Schule stattfindet. Heute versteht man darunter generell die Einbeziehung digitaler Medien." (Stefan Schmidt, https://kurier.at/wissen/schule-2-0-digitale-grundbildung-wird-zum-unterrichtsfach/284.390.378 abgerufen am 5.09.2017)
Was eignet sich für den Deutsch-Flip?
Zur Aneignung höherer Kompetenzen des Faches Deutsch bedarf es einer aktiven Auseinandersetzung mit dem Thema, sprachlicher Interaktion und der Analyse von Sprache in unterschiedlichen Kontexten. Das methodische Instrumentarium des Faches, die erforderlichen Kenntnisse, Strategien und Arbeitstechniken lassen sich in digitalen Lerneinheiten wie Erklärvideos zur Verfügung stellen. Nach der Lernzieltaxonomie Blooms als höherwertig eingestufte Lehr-/Lernziele wie Textanalyse, Literaturverständnis oder kreativ-produktives sprachliches Handeln erfordern hingegen eine individuelle, tiefergehende Auseinandersetzung, die zeitliche und gestalterische Freiräume benötigt. Daher erlebe ich beispielsweise die Vermittlung von
durch Erklärvideos als sinnvoll.
Freiräume schaffen!
Meinen Flip möchte ich frei gestalten. Es gibt also kein "Rezept" nach dem ich vorgehe. Was ich hier skizziere, sind mögliche Wege, denn einen Weg, der auf alle Lerninhalte und Lerngruppen passt, gibt es vermutlich nicht.
Einstieg in die Stunde
Hat die Lerngruppe die gemeinsame Aufgabe ein Erklärvideo zu erarbeiten, sind verschiedene Stundeneinstiege möglich:
Möglich ist auch eine erste Auseinandersetzung mit dem Thema über ein Quiz.
Plickers: Die spielerische Abfrage liefert eine differenzierte Rückmeldung darüber, wer den Unterrichtsstoff verstanden hat und wer noch Unterstützung braucht. Meine Erfahrung: Lieber kurz und knapp, dafür öfter mal.
Übungsphase
Anfangs erwartete ich, dass mir durch die Auslagerung der Erklärphase mehr Zeit zur Verfügung stünde, Lernende beim Erarbeiten zu begleiten. Allerdings hatte ich nicht bedacht, dass gleichzeitig die Nachfrage nach individueller Betreuung (besonders in den unteren Jahrgangsstufen) deutlich steigt. Durch den Flip hole ich mir sämtliche Fragen, die bei Schüler*innen möglicherweise durch Hausaufgabe aufgeworfen werden, in den Klassenraum. Knapp 30 Lernende, arbeiten jetzt allein oder gemeinsam und wünschen sich in der Stunde regelmäßig und zeitnah Feedback, Unterstützung oder Begleitung. Das ist eine größere Herausforderung als jede lehrerzentrierte Methode der Wissensvermittlung.
Will ich also die Unterrichtszeit sinnvoll nutzen, musst ich diese Phase der Anwendung und Erprobung des Unterrichtsstoffes verändern. Unterstützend wirken
Frei gemixt: Flip, Half-Flip und inClass-Flip
Wenn jede/r Lernende die Videos im eigenen Tempo erarbeitet, sollte konsequenterweise auch im Unterricht eine individuelle Auseinandersetzung mit dem Unterrichtsstoff möglich sein.
Vorgegebene Phasen, wie das Besprechung von Aufgaben, wieder gleichzuschalten, ist deshalb manchmal schwierig. So ergibt es sich von selbst, dass die Schüler*innen auch weitere Arbeitsschritte dann gehen, wenn sie soweit sind. Ein Teil der Lerngruppe kann ein fortführendes Video also schon in der Unterrichtsstunde erarbeiten, während eine andere Gruppe einfach mehr Zeit und Begleitung benötigt und das nächste Video deshalb erst zu einem späteren Zeitpunkt in Angriff nimmt.
Damit bleibt mir als Lehrerin die Freiheit aus der Situation der Lerngruppe heraus und nicht nach dem Diktat der Unterrichtsorganisation zu entscheiden, welche Phasen wir gemeinsam gestalten.
Lern- und Projektphase
Der wichtigste Teil des Deutschunterrichts findet statt, wenn das Grundwissen sitzt. Im Idealfall endet eine Unterrichtsreihe mit einem Projekt der Schüler*innen.
Wo liegt beim Flipped Classroom die Herausforderung für die Lernenden?
Warum bringt Flipped Classroom den Unterricht durcheinander?
Wie sehr man den Unterricht umkrempelt, hängt natürlich immer von den Vorstellungen der eigenen Lehrerrolle und den Rahmenbedingungen ab.
Gestaltungsspielräume gewinnen!
Wichtige Kompetenzen des Deutschunterrichts können m. E. n. nicht durch Erklärvideos vermittelt werden. Zur Aneignung bedarf es einer aktiven Auseinandersetzung mit dem Unterrichtsstoff, der sprachlichen Interaktion der Gruppe und der Analyse von Sprache in unterschiedlichsten Kontexten. In der praktischen Sprachanwendung und -begegnung erwerben Schüler Fähigkeiten und Fertigkeiten.
Natürlich bin ich Deutschlehrerin, weil mir das Fach einfach Spaß macht. Darüber hinaus ist Sprache für mich aber vor allem das, was Wilhelm von Humbold als "Schlüssel zur Welt" bezeichnet. Um meinen Schüler*innen dies erfahren zu lassen, braucht man im Deutschunterricht Zeit für selbstgesteuertes Lernen.
Der Flipped Classroom ermöglicht diese Gestaltungsspielräume. Deshalb flippe ich, wenn es passt.
Die Bertelsmann Stiftung hat im Juli 2016 den Deutschunterricht besucht und in ihrem Change Magazin darüber berichtet.
Per Twitter bekommt man immer wieder tolle Tipps fürs Lehrerleben. Heute stieß ich auf den Tweet von @JoeranDE über das UWC Robert Bosch College in Freiburg, wo es sieben unterschiedliche Arten gibt, sich zu melden. Das Video und Hinweise findet man bei Jöran und Konsorten. Weil ich die Idee einfach klasse finde, hab ich fürs Klassenzimmer ein Schaubild mit sechs der Zeichen erstellt. Vielleicht kann 's ja sonst noch jemand brauchen.
Da im letzten Schuljahr die Teilnehmerzahl der digitalen Mittagspausen teilweise recht übersichtlich war, startet im neuen Jahr "Plan B": der Kurskiosk.
Die Organisationsform wird wohl an anderen Schulen [hier: (1) (2)] schon länger zur Qualifizierung des Kollegiums genutzt. Allerdings kannte ich das Format bisher leider nicht - vielleicht geht das ja anderen auch so. Deshalb stellte ich kurz vor, was mit dem Begriff gemeint ist.
Während ein Kiosk verschiedene Angebote "to go" bereithält, werden im Kurskiosk unterschiedliche Impulsfortbildungen für zwischendurch angeboten. Wenn sich mindestens drei interessierte Kolleg*innen in die Teilnehmerliste eintragen, findet der Kurs statt.
Eine überarbeitete Variante zum Aushängen im Lehrerzimmer findet sich im aktuellen Bericht zum Kurskiosk zum Download.
Es wird also ein Termin vereinbart und der Kurs nochmals ausgehängt, sowie per Mail angekündigt, um weitere Interessierte einzuladen.
Mindestens ein Angebotsfeld bleibt frei für Fortbildungswünsche des Kollegiums. Hier können Bedarfe eingetragen und ebenfalls Anmeldungen gesammelt werden.
Wer einen Kurs anbieten möchte, setzt sich mit dem Orga-Team in Verbindung. Möglich ist alles, was zu Schule und Unterricht passt . Im Optimalfall entsteht vielleicht eine Ideenbörse für guten Unterricht.
Der "Bestellzettel" wird hoffentlich in den nächsten Wochen von Kolleg*innen ausgefüllt. (Wer Interesse hat, findet die alte Vorlage hier oder die neue Vorlage hier.)
Ob der Kurskiosk besser angenommen wird, als die digitale Mittagspause, bleibt abzuwarten. Aktuell wirkt das Konzept vielversprechend. Daumen drücken!
Freuen würde ich mich über kurze Erfahrungsberichte oder eure Tipps für die Durchführung.
Podcastangebote bestehen meist aus einer browserbasierte Software und App, um unkompliziert kurze Audioaufnahmen zu produzieren und zu teilen. Das kann in vielen Unterrichsszenarien sinnvoll und nützlich sein.
Für einen Klassiker des Deutschunterrichts habe ich ein solches Angebot mit Schüler*innen einer 5. Jahrgangsstufe genutzt: Buchvorstellungen.
"Lies doch mal mein Lieblingsbuch!" - Buchvorstellungen mit diesem Motto führe ich seit Jahren regelmäßig in den unteren Jahrgangsstufen durch. Eine Empfehlung unter Freunden ist so viel mehr wert, als der elterliche Ratschlag: "Jetzt lies doch mal!"
Klassisch erarbeiten wir zunächst gemeinsam die Merkmale einer Buchvorstellung, dann wählt jedes Kind ein geeignetes Buch aus und bereitet sich im Unterricht und zu Hause auf die Präsentation vor. Die eigentliche Empfehlung findet schließlich im Kreis der Klassenkamerad*innen statt.
Schade, dass die wertvollen Lektüretipps nur einen kurzen Moment wirken können. Dachte ich.
Bis mir ein Kollege ein Postcastangebot empfahl. Danke dafür! ;-)
Ziel des Projekts:
Was kann ein Podcast-Angebot?
1. Einstieg: Präsentation des Projekts
Die Idee, die eigene Buchvorstellung in der Stadtbücherei und im Internet einer größeren Öffentlichkeit zugänglich zu machen, weckt bei den Kinder der Klasse 5 Begeisterung, wirft aber gleichzeitig auch viele Fragen auf. Diese betreffen vor allem technische, aber auch inhaltliche Aspekte.
2. Projektpartner
Der Klasse ist es wichtig, dass die vorgestellten Bücher auch in der Stadtbücherei zu finden sind. Also schauen wir vor Ort, was die Bücherei zu bieten hat. Eine kurze Einführung durch die freundliche Mitarbeiterin motiviert zudem einige Kinder, sich einen eigenen Ausweis zuzulegen. Schöner Effekt ;-)
3. Erarbeitung und Überarbeitung der Texte
Zuhause verfassen alle ihre Buchvorstellungen, um sie im Unterricht in 4er Schreibkonferenzen zu überarbeiten, bevor die Texte dann allen Mitschülern vorgetragen werden. Die Rückmeldungen der Mitschüler sind den Kindern für die Überarbeitung der Texte sehr wichtig.
Schließlich veröffentlichen wir ja!
Außerdem müssen werbewirksam passende Coverbilder gestaltet werden. Mit etwas mehr Zeit hätte man gut fächerübergreifend arbeiten können.
4. Endlich: Aufnahme!
Dann sind wir bereit. Wir starten mit der Aufnahmephase. Ein Klassenaccout ist schnell angelegt. Jeder kennt die Zugangsdaten (Mailadresse und Passwort) und verpflichtet sich feierlich, diese nicht weiterzugeben und keinen Quatsch mit den Aufnahmen anzustellen. (Nach dem Projekt werde ich das Passwort ändern.)
5. Veröffentlichung
Innerhalb des Tools gibt es die Möglichkeit gleich eine Karte mit QR-Code, Titel der Aufnahme und dem Coverbild auszudrucken. Die Ausdrucke kleben wir auf farbiges Hintergrundpapier und laminieren sie.
Natürlich erhalten alle eine solche Karte als Ergebnis ihrer Arbeit. Einen zweiten Kartensatz überreichen die Schüler*innen der Stadtbücherei. Dort können künftig interessierte Kinder und Jugendliche die Buchempfehlungen der Klasse hören.
Feedback
Die Schüler möchten weitere Buchvorstellungen im Unterricht produzieren. Sie sind begeistert von der Reichweite ihrer Arbeit und von den vielen positiven Rückmeldungen durch Freunde und Verwandte.
Damit steigt aber auch der Anspruch an die Qualität der Buchvorstellungen. Die Schüler*innen entwickeln mehr und mehr ein Gefühl für sprachliche Formulierungen und einen lebendigen Ausdruck.
Resümee
Unterricht macht immer Spaß, wenn alle Schüler*innen so motiviert mitarbeiten.
Dass Bearbeitungsmöglichkeiten innerhalb des Tools fehlen, hat sich als ziemlich hilfreich erwiesen, denn alles andere hätte mehr Zeit gekostet. Der Arbeitsprozess verlief so recht zügig.
Bestimmt ergibt sich bald eine neue Einsatzmöglichkeit. Vielleicht schreiben und vertonen wir ja demnächst Gedichte und verschenken die Audios zu Weihnachten ...
Spreaker-Tutorial
Seit einem guten Jahr flippe ich im Deutschunterricht, weil ich hoffe, durch die Auslagerung der Erklärphase mehr Unterrichtszeit zu gewinnen. Kompetent mit Fachbegriffen umzugehen und Arbeitstechniken sicher zu beherrschen, ist der Grundstein für eine intensive Auseinandersetzung, präzise Analyse und nicht zuletzt einen produktiven Umgang mit Sprache und Texten. Dann erst wird es im Deutschunterricht spannend.
Meine Vermutung, die Produktion der Erklärvideos sei beim Flipped Classroom die größte Herausforderung, erwies sich schon nach kurzer Zeit als Irrtum. Wenn man die Erklärphase auslagert und die gewonnene Zeit für individuelle Förderung und Stärkung der Eigenverantwortung nutzen will, stellt das nicht nur den Unterricht auf den Kopf, sondern auch die klassischen Methoden und Werkzeuge in Frage.
Zunächst war ich einfach froh, meinen Schüler*innen, Erklärvideos zur Verfügung stellen zu können. Nachdem mich deren Erstellung eine Menge Zeit gekostet hatte, freute ich mich drauf, im Unterricht zu üben und zu vertiefen und dabei ganz bequem auf das Material, das mir Deutschbuch und zugehöriges Arbeitsheft zur Verfügung stellen, zurückzugreifen.
Tatsächlich bearbeiten auf diese Weise alle Kinder das gleiche Material in ihrem individuellem Lerntempo. Um die Ergebnisse zu kontrollieren oder zu besprechen, müssen aber dann doch alle zu einem bestimmten Zeitpunkt bestimmte Aufgaben erledigt haben, der Besprechung aufmerksam folgen, die vorgetragene Lösung dabei mit der eigenen vergleichen und ggf. korrigieren. Das klappt vielleicht beim einem Drittel der Lerngruppe.
Gleiches gilt nach meinen Erfahrung für analoges Lösungsmaterial: Kaum ein Kind schafft es nach (!) der Bearbeitung der Aufgabe noch wirklich konzentriert die eigenen Ergebnisse zu überprüfen - zumal die Lösung oftmals komplett, statt kleinschrittig präsentiert wird. Das Vergleichen und Kontrollieren macht keinen Spaß und sorgt, auch wenn man keine Fehler findet, nur für ein geringes Erfolgserlebnis.
Die Alternative ist, dass ich 28 Kindern eine individuelle Rückmeldung gebe und ggf. die Korrektur beobachte. Das schaffe ich nie - zumal ich eigentlich auch bei Fragen während des Arbeitsprozesses unterstützen möchte (und muss).
Nach dieser Erfahrung bedeutet Flipped Classroom also nicht zuerst, Erklärvideos bereitzustellen, sondern den Unterricht so zu gestalten, dass die Zeit im Klassenraum tatsächlich als Selbstlernphase genutzt werden kann. Material und Werkzeuge müssen das leisten, was ich nicht leisten kann: jedem ein direktes und persönliches Feedback geben. Ist zur Durchführung der Stunde eigentlich keine Lehrerin notwendig, weil das Material selbst den Arbeitsprozess gestaltet und jedem Rückmeldung gibt, hab ich endlich Zeit, alle Schüler*innen zu unterstützen.
Entworfen und ausprobiert habe ich also Unterrichtsmaterial für die Jg. 5, welches den Kindern die Möglichkeit gibt, sich selbst zu kontrollieren.
Wenn die Lerngruppe die notwendigen Kompetenzen erworben hat, gibt uns das Gelegenheit für produktiv-kreative Aufgaben und Öffnung des Unterrichts.
Material
Beschreibung
Erklärvideos
1. Erklärvideo: Vers, Strophe, Reim, lyrisches Ich
2. Erklärvideo: Paarreim, Kreuzreim, umarmender Reim, freier Vers
LearningApps
Zum Üben, Vertiefen und Anwenden der vorgestellen formalen Merkmale
Learning Snacks
Für Aufgaben, die eine frei formulierte Lösung erfordern, werden Antwortmöglichkeiten zum Vergleich angeboten.
Audios
Höraufgaben, Zeilenumbrüche gestalten
Video: Gedichtvortrag
Beispiel einer akustischen Interpretation, Gestaltungsmittel erarbeiten
Zusammenstellung aller Aufgaben als QR-Code mit weiteren Aufgabenstellungen zur Bearbeitung im Heft
- Basismaterial
- Fördermaterial (A) für Inklusionsschüler*innen
- Fordermaterial (B/C)
Kreativwerkstatt
vertonen (Audioboom)
verfilmen (Stop-Motion-Videos)
selbst dichten:
Veröffentlichung der Projektergebnisse im Netz
Die Unterrichtsreihe hat allen Beteiligten Spaß gemacht - eine gute Voraussetzung für den Lernerfolg. Die Motivation der Lerngruppe zeigte sich auch in ihrer insgesamt zügigen Arbeit. So blieb uns wertvolle Unterrichtszeit zur kreativ-produktiven Auseinandersetzung. Die Unterrichtsplanung bot mir Gelegenheit, Schüler*innen individuell zu begleiten und unterstützen.
Anmerkung: Als Klassenarbeit wurde der Lerngruppe eine Aufgabenstellung präsentiert, die ich einige Jahre zuvor schon einmal gestellt hatte. Im Klassendurchschnitt ergab sich ein besseres Ergebnis. (Die Aussagekraft dieses Vergleichs ist gering - trotzdem freut 's mich.)
Transparente Bewertungskriterien sind wichtig. Da wir im Unterricht der Jg. 10 erstmals mit Learning Snacks arbeiten, fehlen diese Kriterien noch. Deshalb lasse ich alle einfach erstmal machen und genieße die Freiheit der unbewerteten "Experimentierphase". Selten genug möglich.
Die Erfahrung ist positiv. Meine Schüler*innen arbeiten nicht für die gute Note, sondern setzten sich motiviert mit anspruchsvollen Inhalten auseinander und wollen von sich aus ein gelungenes Ergebnis erarbeiten. Das ist doch mal was!
Natürlich kann das nicht so bleiben... die schulische Realität holt uns ein. Wollen wir das Tool dauerhaft nutzen, müssen die Snacks künftig bewertet werden.
Durch die eigene Erstellung und Präsentation der Ergebnisse im Kurs, fällt den Schüler*innen nun auch die Entwicklung der Bewertungskriterien nicht schwer. Zügig können wir Kriterien in einer Mind-Map zusammentragen auf deren Grundlage sich der Bewertungsbogen erstellen lässt.
Die Bewertungskriterien sind künftig auf unserer Unterrichtshomepage zu finden. So wissen alle gleich, worauf 's ankommt.
Einen Text zu lesen und einen Text zu erarbeiten sind zwei verschiedene Dinge. Meist beschränken sich meine Schüler*innen (wenn es gut läuft) auf das Lesen eines Textes. Ergebnis: es bleibt wenig hängen. Deshalb suche ich nach Möglichkeiten, die Aufgabe so zu gestalten, dass tatsächlich eine Erarbeitung notwendig wird. In einem Geschichtskurs der Jahrgangsstufe 10 haben ich die Verknüpfung mit Learningsnacks.de probiert.
Was sind Learningsnacks?
Learningsnacks.de ist ein Portal, auf dem man ohne Anmeldung Wissen im WhatsApp-Stil präsentiert bekommt und interaktiv erarbeiten kann. Wer sich mit einer Mailadresse anmeldet, kann auch selbst "Lernhäppchen" produzieren. Das ist so einfach und selbst erklärend, dass es kaum einer Einführung im Unterricht bedarf.
Die Snacks können auf jedem Gerät (PC, Smartphone, Tablet) erstellt werden. Notwendig ist allerdings ein Internetzugang.
Was ein Learningsnack genau ist, erklärt dieser Snack von MHeusinger.
Das Teilen der Snacks ist erwünscht und wird durch die automatisch generierten Links und den QR Code erleichtert.
Was ist das Ziel unseres Mini-Projekts?
Wie gehen wir vor?
Resümee
Noch sind wir alle gespannt auf die Reaktionen der Mitschüler*innen und Kolleg*innen....
Bericht folgt.
Lernen und Lehren mit digitalen Tools verändert Unterricht. Wir verlassen altbekannte Wege um uns auf etwas Unbekanntes einzulassen. Wir sind motiviert und überzeugt, dass das Neue unsere Möglichkeiten erweitert und uns zukunftsfähig macht.
Wer diese Perspektive aber nicht teilt, wird sich auch nicht auf Veränderungen einlassen. Doch der Weg zum Erfolg muss von einer breiten Basis gemeinsam gegangen werden. Neben technischen und rechtlichen Aspekten geht es bei der Umsetzung von Unterricht 2.0 vor allem um Haltungen.
„Es genügt nicht, dass man zur Sache spricht. Man muss zu den Menschen sprechen.“
Stanislaw Jerzey Lec (Polnischer Schriftsteller)
Dies war der Ansatz, der dem Pädagogischen Tag im Oktober 2016 mit dem Thema "Medienpass praktisch - Lernen und Lehren mit digitalen Tools" zugrunde lag.
Die Aufgabe, ein Fortbildung für ein etwa 80köpfiges Kollegium zur praktischen Umsetzung des Medienpasses zu organisieren, war eine Chance diese Haltungen zu öffnen - aber zugleich auch eine große Herausforderung.
Ziel
Eine grundsätzliche Offenheit gegenüber digitalen Medien im Unterricht, gerne gepaart mit Neugier sollte ebenso wie die Bereitschaft neue Methoden und digitale Werkzeuge für den eigenen Unterricht zu nutzen, geweckt werden. Möglichst viele mit einer konkreten Unterrichtidee im Gepäck nach Hause zu entlassen war ein Ziel.
Methode
Um die Haltung einzelner gegenüber dem Einsatz von Smartphone, Tablet & Co. zu öffnen, waren folgende Aspekte wichtig:
Voraussetzungen
Die Haltung der Teilnehmer zum Thema und ihre Motivation zur Mitarbeit am Fortbildungstag sind ein Baustein für seinen Erfolg. Deshalb wurde bei der Organisation das "Drumherum" in den Blick genommen:
Einstieg
Sessions
Die einzelnen Sessions waren bewusst mit 60 - 75 Minuten kurze Häppchen. Sie sollten Appetit anregen, Impulse geben, Neugier wecken... Eine vertiefende Einarbeitung konnte und sollte gar nicht erfolgen.
Der Aufbau der Sessions gliederte sich in drei Phasen:
(Einige Sessions waren aufgrund ihres Themas von dieser Struktur und Fragestellung natürlich ausgenommen.)
Pausen
Zwischen den einzelnen Sessions standen 30-minütige Pausen zur Verfügung, um miteinander zu reflektieren oder diskutieren. Anlass zum Gespräch konnte im gestalteten Lernraum auch das Material oder das projizierte Etherpad bieten.
Reflexion
Eine Zukunftswerkstatt bildete den Abschluss des Tages: Hier boten Flipcharts Möglichkeit den Tag zu reflektieren und Wünsche für die Zukunft der Schule und des Unterrichts zu äußern.
... und wie war's?
Im Vorfeld war Skepsis spürbar... daher stand für mich wahrscheinlich auch die Frage im Zentrum: Wie erreicht man eine offene Haltung, lenkt Einstellungen und beeinflusst Überzeugungen?
Überraschenderweise war das Feedback überwiegend positiv. Sowohl auf den Flipcharts, als auch bei der folgenden digitalen Evaluation äußerten viele Kollegen Zufriedenheit. Vor allem der praktische Nutzen des Erlernten, der Bezug zum Fachunterricht, die Abwechslung und Vielseitigkeit der Themen wurde gelobt.
Natürlich kann man nicht alle erreichen. Doch die Unentschlossenen hat der Tag bewegt. Jetzt heißt es dranbleiben!
Manöverkritik
Ausblick
Wir sind auf dem Weg. Die Kollegen wünschen sich eine lernförderliche Ausstattung und die Mehrheit (so mein Eindruck) ist bereit, den "Digitalen Wandel" Schritt für Schritt auch in den Unterrichtsalltag einzulassen. Welche Veränderungen und Chancen für die Entwicklung von Unterricht das bietet, deutete der Tag ein klein wenig an. Die Taktik der kleinen Schritte nimmt aber wahrscheinlich mehr Kolleg*innen mit.
So kann (hoffentlich bald) ein Medienkonzept mit breiter Unterstützung verabschiedet werden.
Danke!
... an die Kolleg*innen der AG Medien für ihre Unterstützung bei der Organisation und Durchführung des Tages (auch als Referent*innen)!
... an die Medienberater*innen und Kollegen aus (benachbarten) Kreisen für ihren engagierten Einsatz, ihre Flexibilität und überzeugende Präsentation!
Bereits am dritten Schultag nach den Sommerferien laufen die neuen Smartphones der Fünftklässler heiß. Das ständige Gebimmel und Gebrumme dokumentiert jede eintreffende Nachricht im frischen WhatsApp-Klassenchat.
Wobei „Nachricht“, das was da im Minutentakt auf dem Gerät angezeigt wird, es nicht wirklich trifft. Eine Invasion von Emjios, seltsamen Buchstabenkombinationen, lustigen Videos und scheinbar zusammenhangslosen Halbsätzen sorgt für Unterhaltung.
Ich beobachte hilf- und verständnisloses Kopfschütteln auf Elternseite, vereinzelte Bekundungen des Genervtseins bei einigen Kindern. In der zweiten Woche erreichen mich als Klassenlehrerin die Beschwerden meiner Schützlinge. Sie berichten von Beleidigungen, Rauswürfen oder Pranks.
Was im Klassenchat passiert, erreicht spätestens jetzt den Klassenraum und beeinflusst den Unterricht.
Es ist klar: „Lernen mit Medien“ geht nicht ohne „Lernen über Medien“.
Spätestens mit dem Wechsel in die 5. Klasse bekommen viele Kinder ein eigenes Smartphone und damit einen kaum noch zu kontrollierenden Zugang zum Internet. Das erste „Lernen über Medien“, welches der Internet-Führerschein dokumentiert, soll deshalb vor allem präventiv sein. Der „Surfschein“ des Internet-ABCs bietet Lernmodule, die sowohl analog als auch digital erarbeitet werden können. Prima Voraussetzungen für die schulische Arbeit! Wir nehmen den Surfschein also als Grundlage. Reihenfolge und Schwerpunktsetzung gibt die Lerngruppe vor.
1. „WhatsApp und mehr“
Nach den ersten Erfahrungen im Klassenchat, einigt sich die Gruppe schnell auf Verhaltensregeln. Der Online-Kurs der „Digitalen Helden“ „WhatsApp, meine Freunde und ich“ unterstützt unsere Erarbeitung. Die Regeln werden als Profilbild der Gruppe eingestellt. Dabei werfen wir auch gleich einen kritischen Blick auf die Profilbilder der Kinder, kreieren eigene Avatare und checken die Einstellmöglichkeiten zum Schutz der Privatsphäre.
2. „Soziale Netzwerke & Co.“/„Meine Daten – aber sicher!“
Wem verrate ich was über mich? Was bedeutet es ein Bild oder meine Daten (Was sind eigentlich „Daten?) ins Netz zu stellen? (Die Vorstellung das eigene Profilbild ans Schwarze Brett der Schule zu pinnen, gefällt keinem so richtig.) Warum sind meine Daten für wen interessant? Wie sichere ich sie per Passwort? Was kennzeichnet ein gutes Passwort?
3. „Lügner und Betrüger im Netz“
Nicht jeder ist der, für den er sich ausgibt. Der Fall des 12-jährigen Paul, der durch Minecraftspielen einen 35-Jährigen kennenlernte und von diesem im Sommer 2016 mehrere Tage festgehalten wurde, bewegt meine Fünftklässler. Gemeinsam recherchieren wir Pauls Geschichte. Was die Klasse schockiert, ist die falsche Identität des mutmaßlichen Täters und das sexuelle Interesse an dem Jungen. Allein die Andeutung in den Medien sorgt für großen Gesprächsbedarf. Wir nehmen uns deshalb viel Zeit. Auch die Begriffe Cybergrooming und sexueller Missbrauch werden im Laufe des Gesprächs an der Tafel notiert. An Pauls Beispiel entwickeln wir Tipps, wie man sich fremden "Freunden" gegenüber im Netz verhalten sollte.
4. „Viren, Würmer und Trojaner“
„Mein Handy wurde gehackt“, mit verzweifelndem Blick werde ich immer wieder um Hilfe gebeten. Meine Schüler neigen zum Dramatisieren, doch ist dies auch Zeugnis ihrer Unsicherheit. Virenschutz fürs Smartphone? Fehlanzeige! So thematisieren wir, wie man sich solche Schadensprogramme einfängt, was sie anrichten und wie man im Fall der Fälle richtig reagiert.
5. „Texte, Filme, Musik aus dem Netz – was ist erlaubt?“
Kaum zu glauben, doch bereits unter 10-Jährigen finden sich bisweilen Betreiber eines eigenen YouTube-Kanals. Doch nicht nur dieser „Frühstarter“ wegen sind die Themen Persönlichkeits- und Urheberrecht grundlegend für den Surfschein. Das Bewusstsein über das eigene Bild oder Werk bestimmen zu können, sensibilisiert die Kinder zu einer selbstbestimmten Verteidigung ihrer Rechte. Einfach mal so ein Foto in der Klasse machen, ist seitdem nicht mehr drin. Immer ist da jemand der nachhakt: „Du musst erst fragen, ob ich das erlaube!“
6. „Surfen und Internet“
Gegen Gefahren gewappnet, können die Schüler endlich losziehen und die Weiten des Internets erkunden. Damit sie erfolgreich finden, was sie suchen, gibt ’s ein paar Tipps mit auf den Weg.
Nach bestandener Prüfung, halten dann endlich alle Urkunden und den hart erarbeiteten Führerschein in Händen. Die Kinder sind jetzt sensibilisiert für die Risiken der Internetnutzung, misstrauisch gegenüber fremden Spielpartnern, gehen sparsam mit ihren Daten um und kennen Möglichkeiten sich zu schützen oder zu wehren. Sie wissen, wie man sich im Netz verhalten sollte.
Seit einiger Zeit beschäftigt sich unsere Arbeitsgruppe engagiert mit der Entwicklung eines neuen Medienkonzepts. Nach ersten Monaten der thematischen Einarbeitung entwickeln wir eine Vorstellung davon, wie umfassend ein künftiges Medienkonzept sein muss, um verantwortungsvoll mit den Interessen und Bedürfnissen aller Mitglieder der Schulgemeinde umzugehen.
Mit dem außerfachunterrichtlichen Konzept wollen wir vor allem im Bereich "Prävention" die Rahmenbedingungen für unser Medienkonzept schaffen.
Insgesamt möchten wir die fünf Aspekte
- Fachunterrichtliches Konzept,
- Außerfachunterrichtliches Konzept (Schüler/Eltern)
- Fortbildungskonzept,
- Ausstattungsbedarf und
- Medienentwicklungsplan
in unserem Medienkonzept berücksichtigen, denn sie sind eng miteinander verzahnt und greifen ineinander. Hier stellen wir zunächst einen Entwurf des außerfachunterrichtlichen Konzepts vor.
Welches Fach übernimmt verbindliche die Vermittlung welcher Kompetenzen?
Der Medienpass NRW bietet hier einen guten Orientierungsrahmen und der zugehörige Lehrplankompass erleichtert den Bezug zu den Kernlehrplänen.
2. Außerunterrichtliche Medienerziehung:
Schule findet nicht nur im Unterricht statt. Werden digitale Medien zum Unterrichtswerkzeug, müssen ihre Chancen und Risiken daher auch in medienpädagogischen Angeboten außerhalb des Unterrichts thematisiert und praktiziert werden. Dies geschieht auf zwei Ebenen:
a) Schülerebene: Medienscouts
b) Elternebene: Angebote an Eltern als Erziehungspartner
Grundlegend: Gerätenutzungsordnung
- Erarbeitung durch SV (Material: Handysektor)
- Inhalt des Schulplaners
- Regelmäßige Besprechung zu Schuljahresbeginn durch den Klassenlehrer
- Einverständniserklärung jedes Schülers durch Unterschrift
- Kenntnisnahme der Eltern durch Unterschrift
Bedarfsorientiert:
- Onlinekurs "WhatsApp, meine Freund und ich" der Digitalen Helden
- Peer-to-peer Beratung: Medienscouts
5
MuM (Medien und Methoden)
1. WhatsApp, meine Freunde und ich
2. Surfschein-Internet-ABC - Lernmodule:
Kleiner Surfschein
ExtraInfo: SaferInternet (Schulsozialarbeit)
MedienInfo mit Theateraufführung der Klasse
6
MMU
"ECDL" - Europäischer Computer-Führerschein Base:
Medienscouts: "Cybermobbing"
Elternabend: Leben in sozialen Netzwelten
7
Informatik
"ECDL" - Europäischer Computer-Führerschein ab Jg. 7-12
Base:
Großer Computerführerschein (ECDL - Base)
Medienscouts: Sexting
Jgst. 7/8: Elternabend: Computer und Konsolenspiele
Oberstufe
Schüler zu aktivieren ist ein Kinderspiel, wenn man sie spielen lässt. Mit digitalen Tools fängt man dabei zwei Fliegen mit einer Klappe: Man aktiviert Schüler*innen und erhebt gleichzeitig den Lernstand einer Klasse oder einzelner Schüler...
Also lasst uns spielen!?
Leichter gesagt als getan. Noch sind die technischen Voraussetzungen meist suboptimal.
So freue ich mich sehr über den Tipp eines Kollegen: Plickers!
Plickers ist ein Auswahl-Quiz ähnlich wie Kahoot! Jeder Teilnehmer erhält auf einer Karte einen eigenen Barcode, dem auf jeder Seite ein Buchstaben zugeordnet ist. Dieser lässt sich mittels Smartphone innerhalb der App scannen, so dass die verschiedenen Antworten individuell erfasst werden.
1. Zunächst wird die Plickers-Klassenanansicht projiziert, um den Teilnehmern die Namen und die zugeordneten Nummern zu zeigen. Nun können die zugeordneten Karten an die Lerngruppe ausgegeben werden. Wenn man der Klassen- in die "Live View"-Ansicht wechselt, geht's los!
Was wird benötigt?
Welche Spielformen sind möglich?
Vorbereitungen
Durchführung
2. Auf dem Smartphone wählt man in der App ebenfalls die aktuelle Gruppe. Mit einem Klick auf das + in der Mitte gelangt man zur "Library", wo man Fragen auswählen und zu "Queue" hinzufügen kann. Ein Klick auf die Frage macht diese auch auf der Projektionsfläche für alle Schüler*innen sichtbar.
3. Sobald man auf dem Smartphone auf "Kamera" klickt, lassen sich die Barcodes erfassen. Praktisch ist, dass angezeigt wird, welche Karten bereits gescannt sind. Auf dem Smartphone wird zusätzlich farblich gekennzeichnet, ob die Antwort richtig oder falsch gegeben wurde.
Auswertung der Schülerergebnisse
Unter der Rubrik "Reports" findet man zwei Möglichkeiten sich die Quiz-Ergebnisse anzeigen zu lassen:
Vorteile
Plickers im Netz
Etherpads sind browserbasierte Editoren mit denen sich kollaborativ Texte erstellen lassen. Ein Team kann also zeitgleich an mehreren Geräten und doch am gleichen Text arbeiten. Voraussetzung dafür ist lediglich ein Internetzugang. Solche Pads werden im Netz unter verschiedenen Namen angeboten. Gruppenarbeiten im Unterricht oder Zuhause lassen sich so einfacher organisieren. Theoretisch! Praktisch endeten die ersten Versuche in meinen Lerngruppen immer wieder mit Chaos und Streit im Team. Inzwischen haben meine Schüler*innen einige Absprachen getroffen, die ihre Zusammenarbeit erleichtern.
Kurz vorgestellt: Etherpad
Ein Vorteil des browserbasierten Etherpads ist, dass es mit jedem Gerät ohne Installation einer App jederzeit genutzt werden kann. Es also unkompliziert nutzbar.
Da jeder, der den Namen des Pads kennt, darauf Zugriff hat, sollte ein Name gewählt werden, der einfach und individuell ist. So ist eine gewisse Sicherheit vor ungewünschtem Zugriff gegeben.
Vorteilhaft für den Unterricht erlebe ich auch die reduzierten Möglichkeiten der optischen Textgestaltung.
So verlieren die Schüler*innen sich nicht in Nebensächlichkeiten, sondern konzentrieren sich auf den zu erarbeitenden Inhalt. Damit dieser übersichtlich präsentiert werden kann, bietet ein Etherpad gerade genug Möglichkeiten.
Praktisch ist der Versionsverlauf. Ein Klick auf das Timeslider Symbol lässt die Entstehungsgeschichte das Pads als Film ablaufen. So kann man nachvollziehen, wer welche Änderung vorgenommen hat. Sorgt das Arbeitsverhalten eines Gruppenmitglieds für Diskussionen, kann man so evtl. die Aussagen überprüfen.
Wie man Etherpads im Unterricht nutzen kann:
Damit die Arbeit der Gruppe reibungslos funktioniert, wenn ein gemeinsamer Text formuliert werden soll, haben die Schüler*innen sich auf folgende Regeln geeinigt:
Spielregeln zur gemeinsamen Textproduktion
Damit wir mit dem Medienpad an einem gemeinsamen Text arbeiten können, haben wir beschlossen:
1. Zu Beginn der Arbeit verteilen wir Rollen:
Zum Schluss überarbeiten wir gemeinsam den Text.
2. Wir lassen uns ausschreiben und kommentieren oder korrigieren erst den fertigen Beitrag.
3. Wir arbeiten mit Absätzen, Unterstreichungen und Fettschrift, damit der Text übersichtlich ist.
4. Mitarbeiter löschen Beiträge nur nach Absprache.
5. Wir konzentrieren uns auch im Chat auf die Aufgabe.
Lernen im Digitalen Wandel braucht neben der lernförderlichen technischen Ausstattung vor allem eines: menschliche Ressourcen. Ohne digital-kompetente Lehrer läuft nichts. Schlüssel zum Erfolg ist daher die Medienkompetenz einer möglichst breiten Basis. Wie lässt sich das umsetzen?
Fortbildungen sind immer eine zusätzliche Belastung im ohnehin anstrengenden Arbeitsalltag. Anreise, Dauer und nicht selten Inhalte, die mit den eigenen Bedürfnissen und Erfahrungen des eigenen Fachunterrichts nur begrenzt deckungsgleich sind, schrecken zusätzlich ab.
Eine effiziente Fortbildung sollte also treffsicher das vermitteln, was man gerade braucht oder was sich unter den gegebenen Voraussetzungen umsetzen lässt. Wer kennt diese Voraussetzungen am Besten? Die eigenen Kollegen! Außerdem passieren hinten den Türen des Klassenraums häufig wunderbare Dinge, die es wert sind, geteilt zu werden. Oft genug bleiben diese Kompetenz- oder Ideen-Schätze aber im Verborgenen, nur zufällig werden sie bisweilen gehoben.
Also: Ran an die Schätze! Auf zur "Digitalen Mittagspause"!
Niederschwellig, unaufwendig, bedürfnisorientiert und erfolgseffiziert
Einmal im Monat bietet die Medien AG der Schule eine "Digitale Mittagspause" an. Diese findet natürlich in der 45minütigen Mittagspause statt. Häufigkeit und Dauer sind weder für die teilgebenden noch für die teilnehmenden Kollegen aufwändig oder belastend.
Teilgeber
Die teilgebenden Kollegen sind Mitglieder der Medien AG, doch natürlich kann auch jeder andere Kollege einen solchen Input moderieren. Als Teilgeber denkbar wären ebenso Schüler oder Eltern. Entscheidend ist einfach die digitale Kompetenz und Motivation diese zu teilen. Vermutlich birgt jedes Kollegium ungeahnte Schätze, Kompetenzen und Erfahrungen, die es wert sind, geteilt zu werden.
Organisation & Inhalte
Die ersten 15 Minuten sind freie Fragezeit, d. h. alle Themen, die irgendwas mit "Computer, Internet & Co." zu tun haben, können besprochen werden.
Die nächsten 30 Minuten sind dann themengebunden. Ein Kollege bereitet dafür also etwas vor: z. B. die Präsentation eines digitalen Tools und/oder ein Bericht aus dem Unterricht. Mal werden vorher Themenwünsche abgefragt, mal sind es eigene Erfahrungen, die Kollegen gerne teilen möchten.
Natürlich reichen weder 15 noch 30 Minuten aus, um alle Fragen oder Gedanken zu klären, doch die Kollegen kommen ins Gespräch, finden Ansprechpartner und tauschen sich später auch über die "Digitale Mittagspause" hinaus aus. Das ist, wie ich finde, schon eine ganze Menge.
Erste Erfahrungen
Aller Anfang ist schwer, manchmal auch demotivierend. Mit viel Elan gestartet, enttäuschte die erste digitale Mittagspause mit einem (!) Teilnehmer. Na ja - der Aufwand hält sich in Grenzen, also heißt es dranbleiben! Beim nächsten Treffen sind es dann schon zwei. Juchuhh!
So ein Angebot braucht Anlaufzeit. Es kommen langsam mehr Kollegen. Ein weiterer Effekt ist, dass der Moderator einer Mittagspause gelegentlich auch außerhalb der eigentlichen Veranstaltung von Kollegen aufs Thema angesprochen wird und so Wissen und Erfahrungen teilt.