Peer-Feedback in der Deutscharbeit

Um zeitgemäßen Unterricht zu etablieren, braucht es zeitgemäße Prüfungsformate. Im #Twitterlehrerzimmer ist das eine Binsenweisheit. Mit der ergänzenden Empfehlung zur Strategie in der digitalen Welt vom 09.12.2022 setzt die KMK nun Impulse zur Erprobung neuer Prüfungsformate, in denen neben fachlichen Kompetenzen auch die 4K zum Tragen kommen sollen.

Wunderbar! Doch wie lassen sich diese neuen Formate im Deutschunterricht realisieren? Innovative Beispiele engagierter Kolleg:innen finden sich auf den Seiten des Instituts für zeitgemäße Prüfungskultur. Dort werden vielfältige, beeindruckende, kreative und engagierte Projekte vorgestellt, die mich inspirieren und motivieren. 


Eine kleine und einfach umsetzbare Idee als erster Schritt auf dem Weg hin zu einer zeitgemäßen Prüfungskultur praktiziere ich seit Januar 2022. Sie erscheint mir im Deutschunterricht für jeden Klassenarbeitstyp geeignet. Dabei wird schwerpunktmäßig der Gestaltungsraum „Feedback“ des „Didaktischen Schiebereglers“ geöffnet, indem ich Feedback als Teil der Aufgabenstellung nutze. Natürlich lassen sich auch weitere Öffnungen kombinieren. Idealerweise steht den Schüler:innen für die Feedback-Phase ein eigener Raum zur Verfügung.


Legitimation

Schreibdidaktik

Nimmt man den Schreibprozess als Dreischritt aus "Planen - Formulieren - Überarbeiten" ernst, wird deutlich, dass insbesondere der Schritt des Überarbeitens im Deutschunterricht häufig und in der Deutscharbeit eigentlich immer zu kurz kommt. Um dem zu begegnen, nutze ich als Zwischenschritt zur Förderung der Überarbeitungskompetenz Peer-Feedback in meinen Deutscharbeiten. 

Schülerinnen und Schülern fehlt oftmals die kritische Distanz, eigene Lernprodukte zu reflektieren. Dagegen fällt ihnen die Fremdbeurteilung leichter und bietet gleichzeitig eine Grundlage zur selbstkritischen Betrachtung eigener Lösungen. 

Basis des Peer-Feedbacks sind gemeinsam erarbeitete, konkrete Kriterien. Diese helfen Lernenden konstruktive Kritik durch konkrete Verbesserungsvorschläge zu formulieren.  Die schriftliche Kommentierung nimmt den geschriebenen Text in den Fokus, die Gleichrangigen begutachten untereinander ihre Arbeitsergebnisse. So wird außerdem ein Perspektivwechsel vollzogen, durch den die Begutachtenden in ihrer Fachkenntnis ernst genommen werden.

Kernlehrplan Deutsch Sek I NRW

Im Unterricht spielt konstruktives Peer-Feedback, ob mündlich oder schriftlich formuliert, eine wichtige Rolle. Der Kernlehrplan Deutsch Sek I NRW formuliert als Kompetenzerwartung bis zum Ende der Sekundarstufe I:

 

"Schülerinnen und Schüler können

  • Feedback an Kriterien ausrichten und konstruktiv gestalten." (S. 24) 

Im Hinblick auf die Gestaltung des Schreibprozesses werden Überarbeitungskompetenzen erwartet:

 

"Schülerinnen und Schüler können

  • Verfahren zur Planung, Gestaltung und Überarbeitung eigener Texte unterscheiden und einsetzen,
  • die Möglichkeiten digitaler Textverarbeitung in Schreibprozessen zielgerichtet einsetzen" (S. 23)

In schriftlichen Leistungsüberprüfungen durften die Schüler:innen ihre Feedback-Kompetenzen jedoch weder zeigen noch nutzen. Was nicht prüfungsrelevant ist, erscheint Lernenden oftmals auch nicht bedeutsam.

 

Ergänzende Empfehlung zur Strategie "Bildung in der digitalen Welt" (S. 13) vom 09.12.2021

  • Der in den Ländern genutzte Katalog an Prüfungsformaten besteht zurzeit mehrheitlich aus Prüfungsaufgaben, die analoges Material in einem festgelegten Zeitraum einzeln und handschriftlich bearbeiten lassen. [...] Zukünftige Prüfungsformate beziehen daher auch verstärkt Kreativität, Kollaboration, kritisches Denken und Kommunikation mit ein. Notwendig ist dabei in diesem Zusammenhang beispielsweise die Entwicklung von Prüfungsformaten, die unter anderem die Kompetenzen bei der Fähigkeit zur kollaborativen Zusammenarbeit überprüfen. Insgesamt sind bisherige Prüfungsformen um offenere Formate zu erweitern.

Umsetzung

Variante A

  • Die Schüler:innen verfassen im Unterricht entsprechend der behandelten Textsorte einen Text. Abhängig von der digitalen Ausstattung der Lerngruppe kann dies handschriftlich oder digital erfolgen. Damit die handschriftlichen Texte Raum zur Überarbeitung bieten, bleibt nach jeder Zeile eine Zeile frei.
  • Zu jedem Text verfasse ich ein kurzes (drei Aspekte betreffendes), kriterienorientiertes Feedback.
  • Als Klassenarbeit erhalten die Schüler:innen ihre Texte mit meinem Feedback zurück. Ihre Aufgabe ist die Überarbeitung der Texte.

Variante B

  • Die Schüler:innen erhalten die Aufgabe als Klassenarbeit. 

  • Wer fertig ist, wartet im Feedbackraum auf eine:n Feedbackgeber:in. Hat sich ein Paar gefunden, trägt es sich im Feedbackprotokoll ein. So habe ich während der Klassenarbeit eine Übersicht, wer diese Aufgabe bereits erledigt hat und eine Suchhilfe bei der Korrektur. Nun werden die Texte ausgetauscht, um ein gegenseitiges, schriftliches Feedback zu verfassen. 
  • Mithilfe des erhaltenen Feedbacks erfolgt die zweite Überarbeitung des eigenen Textes. Wer früh fertig ist, hat Gelegenheit, sich ein weiteres Feedback abzuholen. 

Bewertet werden:

    • der überarbeitete Text nach den üblichen Kriterien,
    • das gegebene Feedback nach den Kriterien konstruktiver Gestaltung und textsortenspezifischer Kriterienorientierung.
  • Die Schüler:innen bekommen eine Kopie ihres Feedbacks mit der Arbeit zurück.
  • Tipp: Die Feedbackphase und anschließende Überarbeitung erfordert Zeit. Daher nutze ich für dieses Format immer das laut schulinternem Lehrplan größtmögliche Zeitfenster (und manchmal auch die Pause ;-).  Durch die Aufgabenstellung lässt sich der Zeitbedarf für das Verfassen der ersten Textversion (Variante B) steuern.

Diskussion

Bei der Ideenentwicklung stellte ich mir einige Fragen, die ich mit den Lernenden vor der ersten Durchführung diskutierte:

 

Ergibt sich eine Ungleichbehandlung durch besonders hilfreiches oder nicht sinnvolles Feedback?

  • Meine Schüler:innen sehen die Problematik nicht so wie ich. Ihnen ist Feedback generell wichtig. Tatsächlich ist es schon hilfreich, einen fremden Text zu lesen und vor dem Hintergrund den eigenen Text erneut zu bearbeiten. Im Idealfall bekommen die Lernenden zweimal Feedback. Die Feedbacknehmenden entscheiden selbst, ob und wie sie Feedback annehmen möchten. Auch das ist Teil der Feedbackkompetenz.
  • Teil der Klassenarbeitsaufgabe ist es, ein Feedback zu verfassen. Dieses ist auch für die Bewertung relevant. Wer zwei Feedbacks formuliert, erhält unter dem Punkt "Du erfüllst ein weiteres, aufgabenbezogenes Kriterium" ggf. Zusatzpunkte. 

Wie gehe ich damit um, wenn Schüler:innen keine konstruktiven Verbesserungstipps finden? 

  • Gerade leistungsschwachen Lernenden fällt es schwer, Tipps für gute Texte zu formulieren. Deshalb können sie alternativ ausführlich positives Feedback geben, das allerdings kriterienorientiert begründet werden sollte.

Perspektive der Lernenden: Was ist anders?


Sicherlich gibt es noch offene Fragen oder Optimierungsideen. Deshalb freue ich mich auf Feedback!

Literatur

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Kurskiosk und Café Digital - Mikrofortbildung nach Maß


Kurzvorstellung des Kurskiosks für Kolleg*innen: (Eine genauere Beschreibung des Mikrofortbildungsformats findet sich in einem früheren Blogartikel)

Jede*r hat sie: die private Erfahrungsschatzkiste. Sei es eine tolle Methode, eine praktische App oder ein vielfältig nutzbares Tool. Nach dem Motto: "Geteilte Schätze, sind doppelte Schätze!", bietet der Kurskiosk die Möglichkeit, dieses Know-how mit Kolleg*innen zu teilen. Der Kurskiosk ist also eine Mikofrtbildung zu wechselnden Themen, bei der ihr das Angebot durch eure Nachfrage bestimmt. Schaut einfach mal auf unser Kurskiosk-Padlet!

Unsere Erfahrungen zur Mikrofortbildung per "Kurskiosk" kurz zusammengefasst:

  1. Um eine große Zielgruppe zu erreichen, organisieren wir den Kurskiosk weitgehend analog. Angebot, Wünsche und Anmeldungen erfolgen als Eintrag auf dem "Bestellschein" und werden gut sichtbar im Lehrerzimmer geteilt. Digital erfolgt lediglich eine Ergänzung der Ankündigung über die wöchentliche Schulmail und unseren digitalen Kalender.
  2. Auch im kleinen Teilnehmer*innenkreis lohnt ein Kurskiosk, denn so ist der Austausch oft ehrlicher und offener. Die Möglichkeit für Teilnehmer*in und Teilgeber*in nach dem Kurskiosk jederzeit noch offene oder neue Fragen zu klären bzw. nachzuhaken, wie es mit der Umsetzung des Inputs klappt, macht das Mikrofortbildungsformat besonders nachhaltig. Dieser Beziehungsaspekt und die entspannte, gesellige Atmosphäre sind wichtige Erfolgselemente. So finden sich etwa im  #Twitterlehrerzimmer viele Beispiele dafür, wie das digitale Tasting mit kulinarischen Genüssen verbunden wird. 
  3. Die Themen des Kurskiosks sind in keiner Weise vorgegeben. Alles, was das Interesse der Kolleg*innen weckt, ist möglich.
  4. Um den Zeitfenstern möglichst unterschiedlicher Teilnehmer*innen gerecht zu werden, variieren die Termine des Kurskiosks. Bei Bedarf werden interessierte Kolleg*innen vom Unterricht freigestellt, um sie in ihrem Fortbildungswunsch zu unterstützen.
  5. Die teilgebenden Kolleg*innen freuen sich über Wertschätzung ihres Engagements. Dazu kann auch das  Fortbildungsbudget der Schule genutzt werden. 

Corona-Kurskiosk

Nach knapp vier Jahren Kurskiosk ist es an der Zeit, unseren Kurskiosk etwas "aufzuhübschen". Für die allgemeine Vorstellung des Formats nutzen wir einen Farbdruck, für die Sammlung von Angeboten und Wünschen eine schwarz-weiße Kopiervorlage. 

Dezember 2020 - Update: Inzwischen wurde ich häufiger gefragt, ob ich die Vorlagen zur Bearbeitung teile. Das wollte ich immer gerne tun, doch das Format ließ es nicht zu. Also hab ich die Vorlagen nochmal bei  Canva erstellt und kann sie euch nun zur individuellen Anpassung anbieten. 



Neu im Angebot: 

Café Digital

Kurzvorstellung des Cafés Digital für Kolleg*innen:

Ein offener Austausch zu digitalen Themen mit einem leckeren Nachmittagsgetränk - das ist unser Café Digital. Diesen virtuellen Raum bieten wir per Teams immer wieder montags ab 17.00 Uhr an. Einfach einloggen, Kolleg*innen treffen, diskutieren, erzählen, Fragen stellen und gemeinsam digitale Herausforderungen lösen.



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10 Tipps für den Unterrichtsbesuch ohne Schüler*innen

Aufgrund des eingeschränkten Präsenzunterrichts finden aktuell anstelle der klassischen Unterrichtsbesuche sogenannte “Fachgespräche” über Unterricht ohne Schüler*innen statt, in denen Referendar*innen ihren geplanten oder bereits durchgeführten Unterricht auf Grundlage eines Unterrichtsentwurfs vorstellen. In meinem Seminar werden dabei zwei Möglichkeiten genutzt: 

  1. Fachgespräch mit Simulationsanteilen
  2. Einblick in real gehaltene online-gestützte Lerneinheit in Form eines Fachgesprächs (Lernen auf Distanz)

Beide Formate erleben alle Beteiligten als gewinnbringend. Anders als der klassische Unterrichtsbesuch, fokussieren sie jedoch besonders die Planungs- und Präsentationskompetenz. Inzwischen durfte ich verschiedene, sehr unterschiedliche Fachgespräche erleben und fasse diese Erfahrungen hier als Hinweise für Referendar*innen zusammen.

10 Tipps fürs Fachgespräch

1. Stell dir vor, es sei ein Lehrervortag! 

  • Von angehenden Lehrer*innen wird erwartet, dass sie frei vor einer Gruppe sprechen können. Daher solltest du auf ein ausformuliertes Skript verzichten. Besser eignen sich, wie auch im Unterricht, Karteikarten mit kurzen Stichpunkten. 
  • Im Unterricht ist Transparenz wichtig. Setze das auch im Fachgespräch um, indem du die Struktur deines Vortrags vorstellst.
  • Deine Präsentation dient der Veranschaulichung und ist keine Krücke, die dir durch deinen Vortrag hilft. Also verzichte bitte auf “begleitetes Lesen”.

2. DU präsentierst!

  • Ob PowerPoint, Prezi oder eine andere digitale Präsentation - jede Variante lenkt die Blicke des Publikums auf die Projektionsfläche. Wer sich als Vortragende*r ebenfalls Richtung Monitor wendet, verliert den Kontakt zu seinem Publikum. Damit fehlt eine wichtige nonverbale Informationsquelle darüber, wie das Gesprochene wirkt. Diese Erfahrung machen Lehrer*innen auch im Unterricht, wenn sie der Lerngruppe den Rücken zuwenden. Also bitte: Blick ins Publikum! Halte Kontakt! Außerdem wirkt, wer Blickkontakt mit den Zuhörerenden hält, überzeugend und selbstsicher. Nebenbei bemerkt: du kennst deine Präsentation bereits und hast sie zumeist auch auf dem Tablet oder Laptop direkt vor dir. 

3. Antizipiere gründlich und realistisch!

  • Reaktionen und Antworten der Lernenden abzuschätzen, ist bei der Planung jeder Unterrichtsstunde ein wesentlicher Erfolgsbaustein. Bei einer theoretischen Unterrichtsstunde wird die ausführliche Vorstellung der antizipierten Schüler*innen Antworten unverzichtbar. Denk dabei an deine ganze Lerngruppe! Hast du nur Bilderbuchschüler*innen in der Klasse? Bestimmt nicht. Lerngruppen sind heterogen und so gibt es immer Lernende, die aus deiner Sicht unerwartet oder unpassend reagieren oder fehlerhafte Antworten formulieren. Erläutere also, wann und wie du auf so etwas adäquat reagieren könntest. Eine detaillierte, realistische Antizipation demonstriert deine Planungskompetenz. Besonders authentisch ist es, wenn du das Lern-/Sozialverhalten einzelner Schüler*innen und deine Reaktion exemplarisch simulierst.

4. Denk an Gelenkstellen!

  • Einzelne Unterrichtsphasen schlüssig und flüssig miteinander zu verbinden, erfordert besonderes Geschick der Lehrkraft. Demonstriere deine Planungskompetenz, indem du ausformulierst wie du z. B. sprachlich von einer Phase in die folgende überleitest.

5. Mach dein Classroom-Management sichtbar!

  • Beschreibe die vorbereitete Lernumgebung und dein Classroom-Management. Vielleicht hast du Fotos vom Klassenraum, auf denen die Sitzordnung oder die Gestaltung der Lernumgebung sichtbar ist. Bring Material mit, das du zum Classroom-Management einsetzt!

6. Präsentiere dein Handeln als Lehrkraft!

  • Wenn du im Präsenzunterricht die Sozialform wechselst oder einfach nur Material verteilst, ist dein Lehrerhandeln offensichtlich. Bei der theoretischen Unterrichtsstunde müssen diese Informationen explizit vermittelt werden. Solche Unterrichtsphasen kannst du in deinem Vortrag berücksichtigen, indem du ausgewählte Handlungsmuster vorstellst. So erscheint deine Unterrichtsorganisation nachvollziehbar. Überzeugend wirkt es, wenn du auch deine Überlegungen zur Raumregie darstellst und begründest. 

7. Zeig, was du einsetzt! 

  • Alles Material, das in der Stunde eingesetzt werden soll, muss auch im Fachgespräch vorgestellt werden. Die Anwesenden wollen sich schließlich einen Eindruck davon verschaffen, mit welchen Materialien die Schüler*innen arbeiten. Selbst wenn du kleine Gadgets, etwa für den Unterrichtseinstieg nutzt, ist es ein toller Effekt, wenn du diese vorzeigen kannst. 

8. Nimm Aufgaben unter die Lupe!

  • Wenn die Interaktion mit Schüler*innen fehlt, rückt das, was da ist, ins Zentrum. Dazu gehört die Steuerung des Lernprozesses durch Aufgabenstellungen. Es lohnt sich, wenn du der Aufgabenformulierung, ob mündlich oder schriftlich, bei der Planung der Unterrichtsstunde besondere Aufmerksamkeit schenkst und deine Reflexionen im Vortrag erläuterst. 

9. Fokussiere ausgewählte Aspekte!

  • Für die Vorstellung einer online-gestützten Lerneinheit steht dir nur eine kurze Zeit (ca. 20- 25 Minuten) zur Verfügung. Fokussiere dich bei der Präsentation also auf wenige Lernziele und stellen die Schritte dorthin umso genauer dar. Wenn möglich, gib den Anwesenden doch die Möglichkeit einen Teil deines online-gestützten Lernwegs selbst zu erleben. Begründe an diesem Beispiel z. B. die Gestaltung von Aufgabenstellung, Material und Methoden genau. Natürlich solltest du auch kurz skizzieren, wie der präsentierte Ausschnitt in die gesamte Lerneinheit eingebunden ist. Das entspricht etwa der Vorstellung der Reihenplanung im klassischen Unterrichtsentwurf. Die Präsentation und das anschließende Fachgespräch sind umso gewinnbringender, desto präziser der Lernweg dargestellt wird. 

10. Extra-Tipp: Verlasse den Unterricht!

  • Im Fachgespräch lassen sich auch außerunterrichtliche Aspekt des Lehrerhandelns thematisieren. Das kann z. B. die Konzeption einer Lernerfolgskontrolle, die Korrektur, das Feedback oder die Gestaltung eines Beratungs-/ Elterngesprächs sein. Sprich deine Ideen mit deiner/deinem Fachleiter*in ab!

Wie sind eure Erfahrungen als Referendar*in oder Seminarausbilder*in mit diesem neuen Ausbildungselement?

Auf Ergänzungen, Anmerkungen oder weitere Tipps für gelingende Fachgespräche bin ich gespannt!

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Was ist guter, videobasierter Unterricht?

Aufgrund der aktuellen Situation wird zunehmend laut über Alternativen zu den klassischen Unterrichtsbesuchen nachgedacht. Referendar*innen sind in dieser Zeit besonders gefordert. Sie sollen nicht nur guten Unterricht, sondern gleich guten, videobasierten Fernunterricht gestalten. Dass das eine nicht mit dem anderen gleichzusetzen ist, wird bestätigen, wer den Versuch einer Videokonferenz mit Schüler*innen wagt. Trotz jahrelanger Unterrichtserfahrung und digitaler Kompetenzen ist ein solches Format herausfordernd, soll es für die Teilnehmenden lernwirksam sein. 


Referendar*innen leisten Großartiges, wenn sie mit den digitalen Möglichkeiten der Unterrichtsgestaltung experimentieren und sich so weitgehend selbst Neues aneignen. Dass dieses Engagement als alternativer Teil der Ausbildung gewürdigt wird, ist sinnvoll und sollte selbstverständlich möglich sein.  Am ZfsL Siegen gibt es für die Zeit der Corona-Krise (Stand 25.04.2020) folgende Vorgaben für zwei derartige Formate: 

1. Real stattfindende online gestützte Lerneinheit

  • Zeitrahmen: Max. 60 min Lerneinheit (live Zuschaltung)

2. Einblick in real gehaltene online-gestützte Lerneinheit in Form eines Fachgesprächs (Lernen auf Distanz)

  • Der LAA stellt die Lerneinheit (Lernen auf Distanz) möglichst umfassend und detailliert dar. Dabei bietet es sich an, folgende Aspekte zur Stunde zu thematisieren: 
    • Mediendidaktisches Design der Lernumgebung
    • Struktur (ggf. auch Zeitangaben)
    • Rhythmisierung
    • Lehrer/SuS. handeln
    • Antizipation
    • Arbeitsaufträge
    • Leitimpulse (z. B. für Gruppenarbeit)
    • Visualisierungshilfen
    • Ggf. Simulation von Gesprächsphasen

Spätestens, wenn ein solches Fachgespräch als alternatives Ausbildungselement geplant wird, stellt sich Referendar*innen die Frage nach den Merkmalen guten, videobasierten Fernunterrichts bzw. Seminarausbilder*innen die Frage nach den Kriterien der Beratung. Antworten findet man inzwischen in verschiedenen spannenden Berichten im #Twitterlehrerzimmer unter #distancelearning. Hier versuche ich, eigene Erkenntnisse  darzustellen und durch Berichte von Kolleg*innen zu ergänzen. Zum Schluss wird ein videobasierter Unterrichtsverlauf nach dem klassischen Phasenmodell skizziert. 

Technische und organisatorische Hinweise

Nach den ersten Wochen videobasierten Unterrichts teilen im #twitterlehrerzimmer viele Kolleg*innen ihre Erfahrungen und liefern hilfreiche, technische und organisatorische Tipps. Deshalb beschränke ich mich hier auf zwei Hinweise.

Mikrofon

  • Ab einer bestimmten Gruppengröße ist es sinnvoll, die Mikrofone der Teilnehmenden stumm zu schalten, um Rückkopplungen und störende Hintergrundgeräusche zu vermeiden. Die Mikrofone können dann gleichzeitig als „Meldeinstrument“ verwendet werden. Wer etwas sagen möchte, schaltet sein Mikrofon ein und signalisiert damit seinen Wunsch nach Gesprächsbeteiligung. Einige Konferenztools, wie Jitsi oder Zoom, bieten auch eine integrierte Meldefunktion.

Was spricht für die Videokonferenz 

... ohne Kamera?

  • Aus Gründen des Datenschutzes und zum Schutz der Privatsphäre sollte den Teilnehmenden die Nutzung der Kamera freigestellt sein. Niemand darf verpflichtet werden, sich vor der Kamera zu zeigen oder Fremden Einblick in die Privatwohnung zu gewähren. 
  • (Einige Tools bieten virtuelle Hintergründe, um die Privatsphäre der Teilnehmenden zu schützen.)
  • Auch wenn die Schüler*innen auf ihre Kamera verzichten, lasse ich meine eingeschaltet. Die Bildübertragung erleichtert ihnen das Verständnis und die Deutung meiner Aussagen und das videobasierte Klassenmeeting ist für sie abwechslungsreicher und interessanter.

... mit Kamera?

  • In der Gruppe wird die Interaktion lebendiger, der Austausch miteinander interessanter.
  • Die Körpersprache erlaubt Rückschlüsse auf die Befindlichkeiten der Teilnehmenden, das steigert die inhaltliche Verständlichkeit und reduziert Missverständnisse.
  • Bei eingeschalteter Kamera ist auch nonverbale Kommunikation möglich, etwa durch vereinbarte Zeichen für Zustimmung/Applaus oder Schilder, die in die Kamera gehalten werden
  • Die Teilnehmenden fühlen sich zu mehr Aufmerksamkeit verpflichtet, da Nebentätigkeiten sichtbar werden können. 

Nach ein paar Meetings, bei denen nur ich die Kamera eingeschaltet hatte, konnte ich meine Klasse 8 überzeugen, es mal mit Videoübertragung zu versuchen. Etwas zögerlich öffneten alle die Kamera und nach anfänglichen Unbehagen empfanden die Schüler*innen es als Gewinn, sich nicht nur zu hören. 

Didaktische Hinweise zur videobasierten Unterrichtsgestaltung

Legt man die bewährten Merkmale guten Unterrichts zugrunde, lassen sich daraus auch für videobasierte Lerneinheiten Hinweise ableiten. Welche besonderen Herausforderungen sich dabei ergeben und wie diesen begegnet werden kann, versuche ich hier zu klären.

Merkmale guten Unterrichts in Anlehnung an Hilbert Meyer
Merkmale guten Unterrichts in Anlehnung an Hilbert Meyer

Klare Strukturierung

Regeln vereinbaren

  • In der ungewohnten Situation müssen Regeln zum Datenschutz, zur Organisation des Austauschs und zum sozialen Umgang allen Beteiligten bekannt und vertraut sein.  Das spart Zeit und schafft Vertrauen. Tipps zur Organisation von Videomeetings mit Schüler*innen haben u. a. Bob Blume und Andreas Kalt zusammengetragen. Philippe Wampfler hat zum Datenschutz bei Videokonferenzen eine Infografik gestaltet. 

Transparente Rahmenbedingungen

  • Die Klassenvideokonferenz ist im Gegensatz zum Unterricht nacht Stundenplan nicht in einen zeitlich vorgegebenen Rahmen eingebunden. Um Transparenz und Verlässlichkeit herzustellen, müssen also Beginn und Ende der Lerneinheit abgesprochen werden. Je nach Alter der Lernenden kann es sinnvoll sein, die Lerneinheit zu kürzen, bzw. durch Pausen (die auch in die Erarbeitungsphase integriert sein können) zu gliedern, damit die Aufmerksamkeitsressourcen aufgetankt werden können. Pausen und Arbeitsphasen außerhalb des digitalen Klassenraums sollten angekündigt und eingehalten werden. Konzentriertes Arbeiten ist erfahrungsgemäß in einer videogestützten Lerneinheit maximal 60 Minuten inkl. einer schülerzentrierten Erarbeitungsphase in Kleingruppen möglich. 
  • Feste Regeln und Abläufe sorgen für Sicherheit und Transparenz. Nach dem inoffiziellen Warm-up kann ein wiederkehrendes Ritual den Stundenbeginn signalisieren. Ebenso kann ein Abschiedsritual das Ende des Meetings deutlich machen. 

Lernförderliches Klima

Warm-up

  • Der videobasierte Unterricht beginnt schon vor der eigentlichen Lernzeit. Etwa 10 - 15 Minuten vorher sollte die Lehrerin im virtuellen Raum eintreffende Schüler*innen begrüßen. Es ist Zeit für „inoffizielle Gespräche“, in denen die Lernenden wahrgenommen werden und die Beziehungsarbeit besonders im Fokus steht. Die soziale Interaktion innerhalb der Gruppe schafft eine Vertrauensbasis und ein lernförderliches Klima, denn die Atmosphäre im digitalen Unterrichtsraum wird vor allem sprachlich gestaltet. Auch technische Schwierigkeiten können in diese Zeit gelöst werden, so dass die Unterrichtszeit effizient genutzt werden kann. 

Rückversicherung/Tempo

  • Im Videomeeting fehlen mir wichtige Interaktionssignale der Schüler*innen entweder vollkommen oder können nur in reduzierter Form wahrgenommen werden. Während ich im klassischen Unterricht recht schnell bemerkt, wie aufmerksam die Lernenden sind, ob das Lerntempo angemessen ist, ein Gedankenschritt oder ein Arbeitsauftrag verstanden wurde oder Fragen aufwirft, fehlen mir solche Informationen im virtuellen Raum weitgehend. Eine regelmäßige Rückversicherung der Lehrkraft zu einzelnen Schritten, kann dieses Defizit reduzieren. Dazu spreche ich immer wieder gezielt verschiedene Schüler*innen namentlich an. So wird ihnen bewusst, dass ich jede*n individuell wahrnehme. Für Schüler*innen ist die stetige Rückversicherung ebenso ungewohnt, wie für mich. Deshalb ist wichtig, dass die Kinder und Jugendlichen das namentliche Ansprechen nicht als Kontrolle verstehen, sondern ihnen das Vorgehen ankündigt und begründet wird. So wird Transparenz hergestellt und den Lernenden einen Teil der Verantwortung für das Gelingen der Videokonferenz übergeben. Gleichzeitig sind sie aufgefordert, jederzeit den Unterricht zu unterbrechen, um Fragen zu stellen oder (technische) Schwierigkeiten zu melden. 

Effiziente Zeitnutzung

  • Wenn die Klassenvideokonferenz technisch reibungslos läuft und die vorhandene Zeit wie geplant zum Austausch genutzt werden kann, ist das ideal, aber nicht immer realistisch. Umso wichtiger ist es, die Lerneinheit präzise zu planen, um die organisatorischen Voraussetzungen für einen flüssigen Verlauf zu schaffen.
  • Das Warm-up vor der eigentlichen Lernzeit, gemeinsam vereinbarte Regeln, eine bekannte Organisation und Struktur des Klassenmeetings fördern einen flüssigen Verlauf. Vorbereitend sollten zudem Materialien, Dokumente oder Links auf dem Bildschirm der Lehrkraft schnell verfügbar sein. So können etwa Programme oder Internetseiten auf dem Lehrergerät bereits geöffnet sein, sodass sie nur noch durch Teilen des Bildschirms für Teilnehmende sichtbar werden und nicht erst aufgerufen und geladen werden müssen.
  • Genauso wie im Klassenraum vor dem Unterricht Gruppenarbeitstische mit Material zur Entlastung der Stunde vorbereitet werden, müssen für digitale Gruppenarbeit virtuelle Räumen und Materialien bereitgestellt werden. (Philippe Wampfler stellt per Video Möglichkeiten zur Organisation digitaler Gruppenarbeiten vor.)
  • Hilfreich ist immer eine technische Kontrolle kurz vor Beginn des Unterrichts.
    • Liegen die notwendigen Dateien bereit?
    • Funktioniert das Teilen des Bildschirms?
    • Bin ich auf Webseiten eingeloggt, deren Angebot ich nutzen möchte?
    • Laufen alle Internet-Angebote einwandfrei?
    • Liegen Papier und Stift bereit, damit ich mir während des Meetings ggf. Notizen machen kann?

   Dabei sollte auch die Perspektive der Lernenden einmal ausprobiert werden, um evtl. Herausforderungen zu antizipieren.

  • Aller Vorbereitung und Planung zum Trotz. Es bleibt ein technisches Restrisiko. Oft braucht es Geduld, Gelassenheit und etwas Improvisationstalent. ... doch - selbst, wenn es technisch "ruckelt" - der direkte Austausch mit der Lerngruppe lohnt sich!

Inhaltliche Klarheit

Kommunikation

  • Die Kommunikation im digitalen Konferenzraum ist primär auf verbale Anteile beschränkt. Zwar können sich Teilnehmende per Video einblenden, doch verzichten Kinder und Jugendliche gerne darauf, sich im Meeting zu zeigen. Selbst wenn alle Beteiligten die Kamera aktivieren, ist die Bildqualität häufig nicht gut genug, um körpersprachliche Signale klar zu übertragen. Umso stärker ist meine Kommunikationsfähigkeit als Lehrkraft gefordert. Eine klare, deutliche Artikulation, eindeutig verständliche Formulierungen und eine souveräne Unterrichts- und Gesprächsmoderation sind dafür wesentliche Faktoren. Fehlende körpersprachliche Ausdrucksmöglichkeiten lassen sich durch stimmliche Variation ausgleichen. Eine abwechslungsreiche Intonation evtl. bist zur Übertreibung von Emotionen, macht die Moderation lebendig, schafft Abwechslung und erhöht die Aufmerksamkeit der Lernenden. Ebenso können deutliche Gesten und eine ausdrucksstarke, manchmal vielleicht sogar leicht übertriebene Mimik Aussagen unterstreichen. Besonders bei Gesten immer daran denken, dass der Bildausschnitt relativ klein ist und die Bewegung sich daher auf die Bildmitte konzentrieren muss, um wahrgenommen zu werden. 
  • Auf Seiten der Schüler- wie der Lehrer*innen kann es aufgrund der reduzierten Kommunikationssignale schneller zu Missverständnissen oder Fehlurteilen kommen.  Als Zuhörende muss ich bei der Beurteilung einer Situation diese veränderte, ungewohnte Kommunikationssituation berücksichtigen. Beantwortet ein*e Schüler*in eine Frage nicht, gibt es dafür viel mehr und deutlich andere Gründe als ich das aus dem Präsenzunterricht gewohnt bin.
  • Da die Rolle der verbalen Kommunikation im digitalen Klassenraum so bedeutsam ist, bietet der videobasierte Unterricht besondere Chancen, das aktive Zuhören bei Schüler*innen zu trainieren. Die Aufforderung in ihren Beiträgen auf einen von  ihren Mitschüler*innen genannten Aspekt einzugehen, eine Rückfrage dazu zu stellen oder einen Beitrag in eigenen Worten wiederzugeben, erfordert viel Aufmerksamkeit. Als kurze Phase kann die Lerngruppe spielerisch in Verbindung mit der bekannten "Meldekette" vor diese Herausforderung gestellt werden.
  • Die Stille, die manchmal im Unterrichtsgespräch auftritt, ist im digitalen Klassenraum schwerer auszuhalten und zu deuten, als im klassischen Unterricht. Dennoch muss ich den Lernenden Zeit geben. Wenn die Situation der Stille von der Lehrkraft gestaltet wird, ist sie für alle Beteiligten angenehmer. So formuliere ich sie explizit: "Damit ihr kurz in Ruhe darüber nachdenken könnt, bin ich jetzt mal still."                                                                                                                                                                                                                                                      
  • Der Chat, den jedes Konferenztool enthält, kann zur Intensivierung der Interaktion genutzt werden. Emojis können lachen, Verwunderung ausdrücken, Fragen aufwerfen oder Zustimmung signalisieren. Um nicht zusätzlich für Verwirrung zu sorgen, sollten die Bedeutung der Symbole mit der Gruppe abgesprochen werden. Achtung: Das Multitasking durch die Nutzung des Chats kann jedoch auch als zusätzliche Herausforderung empfunden werden. 

Variierende Methoden und Sozialformen

Die Herausforderung "Zoom Fatigue"

  • Videokonferenzen erfordern von allen Beteiligten ein hohes Maß an Konzentration, da nonverbale Kommunikation nur eingeschränkt möglich ist. Zugleich besitzt das digitale Gerät ein großes Ablenkungspotenzial und setzt dadurch ein hohes Maß an Selbstdisziplin voraus. So ist die Aufmerksamkeitsspanne der Kinder und Jugendlichen oft geringer als im Präsenzunterricht. Philippe Wampfler macht darauf aufmerksam, dass es inzwischen eine offiziellen Erklärung gibt, weshalb Videokonferenzen so anstrengend sind: Zoom Fatigue. 

 Abwechslung + (Inter)Aktivität

  • Abwechslung und Interaktivität sind also besonderes im videobasierten Unterricht wichtige Aspekte, um die Lern- und Anstrengungsbereitschaft der Schüler*innen zu fördern. Lehrerzentrierte Phasen sollten daher möglichst kurz gehalten werden und schülerzentriertes Arbeiten deutlich im Zentrum der Lerneinheit stehen. Dem Flipped Classroom Konzept entsprechend können dazu beispielsweise Erklärungen per Video ausgelagert werden und der Einstieg durch ein interaktives Quiz oder ein Frage-Antwort-Tool wie fragmich.xyz oder Mentimeter erfolgen, das alle Teilnehmenden aktiviert.
  • Um ein Vielfaches leichter als im Präsenzunterricht ist es für Schüler*innen sich in der Videokonferenz zurückzuziehen und eine passiv-konsumierende Haltung einzunehmen. Um Mit-Denken zu fordern und zu fördern, ist es hier mehr denn je notwendig, den Lernenden möglichst viel Raum zur Aktivität und zum selbstständigen Arbeiten zu geben. Indem alle Lernenden beispielsweise beim interaktiven Brainstorming zur Reflexion aufgefordert  werden, schafft man Gesprächsanlässe für einen sprachlichen Austausch.
Mentimeter-Brainstorming zum Einstieg als Grundlage für die anschließende Diskussion
Mentimeter-Brainstorming zum Einstieg als Grundlage für die anschließende Diskussion

Kollaborationstools

Gruppenarbeit

  • Im digitalen Klassenraum gilt: kooperativen Lernformen, welche die Aktivität der Schüler*innen fördern und den Unterricht abwechslungsreich gestalten, kommt eine herausgehobene Bedeutung zu. Wie eine digitale Gruppenarbeit technisch organisiert werden kann, stellen Bob Blume und Philippe Wampfer vor.

Digitale Projektarbeit und Lernprodukte

  • Wenn Schüler*innen selbst produktiv werden können, erhöht das ihre Motivation. Der digitale Fernunterricht kann als Chance begriffen werden, (gemeinsam) digitale Lernprodukte zu kreieren. Selbstverständlich können auch Einzelprodukte erstellt und im Meeting präsentiert werden, doch ist der Motivationsfaktor und häufig auch der Lernerfolg bei der Produktion und Präsentation eines gemeinsamen Produkts ungleich höher. Wie viele kreative Möglichkeiten es gibt, zeigt das Ergebnis des kurzen Brainstormings im #Twitterlehrerzimmer.
  • Erfahrungsberichte können bei der Planung helfen. Markus von Amsberg berichtet über die Herausforderung und Lernchance als Projektarbeit digitale Lernprodukte erstellen zu lassen. Im Deutschunterricht haben meine Schüler*innen vor einiger Zeit "Grammatiksnacks" erstellt. Ein Projekt, dass auch gut per Fernunterricht funktionieren könnte. 

Peer-Feedback

  • Der videobasierte Unterricht stellt uns vor viele Herausforderungen, doch lassen sich einige davon auch als Chance begreifen. Insbesondere der eben dargestellte verbal-kommunikative Aspekt rückt durch das Format in den Fokus und verdient besondere Beachtung. Im Hinblick auf inhaltliche Klarheit  gilt das für mich als Lehrende im Bereich "Moderation und Kommunikation". Doch ich kann und will ja nicht nur moderieren, sondern versuche - besonders im digitalen Klassenraum - einer lehrerzentrierten Kommunikation vorzubeugen. Dazu  kann etwa das Schülerfeedback stärker akzentuiert werden. Lernende zu konstruktivem Peer-Feedback anzuleiten, ist auch im klassischen Unterricht ein lohnendes Ziel, denn nach Hattie (1) gehört Feedback zu den meistverbreiteten Merkmalen erfolgreichen Unterrichtens und Lernens. Am sinnvollsten ist es, wenn es sich auf im Unterricht Erarbeitetes bezieht und den Lernprozess begleitet. Hattie stellt gleichzeitig fest, dass 80 Prozent des verbalen Feedbacks von Peers stammt, die meisten dieser Informationen allerdings falsch seien (2). Diese Feststellung ist erschreckend und verdeutlicht, wie notwendig und gewinnbringend es für Schüler*innen ist, zu lernen, wie man konstruktives Feedback formuliert. Trainiert werden kann dies mündlich wie schriftlich. Das digitale Setting bietet die Chance, Arbeitsergebnisse kriteriengeleitet durch Mitschüler*innen begutachten zu lassen. Ein eigener Chat, Konferenzraum oder ein kollaborativ nutzbares Tool ermöglichen das direkte Feedback unter den Lernenden. Dazu können die Beiträge beispielsweise per Etherpad oder Padlet geteilt und durch Peers kommentiert werden. (1) vgl. Hattie, S. 131. (2) vgl. ebenda, S. 149.
  • Fördere ich im digitalen Klassenraum die Entwicklung der Feedback-Kompetenz, erziele ich einen mehrfach positiven Effekt: Ich kann mich als Lehrperson zurückziehen, nutze das Peer-Feedback, um in der digitalen Unterrichtssituation Hemmschwellen abzubauen und gebe den Lernenden Gelegenheit zum Einüben dieser Schlüsselkompetenz. 



Schülerorientierung / Komplexe Motivierung

Einbindung aller Lernenden

  • Bei einigen Konferenztools (z. B.  Teams) werden nicht alle Teilnehmenden ständig eingeblendet. Als Lehrende sollte man auch den „unsichtbaren“ Aufmerksamkeit schenken und diese immer mal wieder, etwa zur Rückversicherung, namentlich ansprechen.
  • Insgesamt müssen sich alle Beteiligten daran gewöhnen, dass der Unterricht in dieser Form langsamer und weniger dynamisch verläuft, als im Klassenzimmer.
  • Um allen Lernenden Beteiligungsmöglichkeiten anzubieten, können Frage-Antwort-Tools genutzt werden. Die Möglichkeit, eine Frage oder Anmerkung anonym in die Gruppe zu stellen, senkt die Hemmschwelle der Beteiligung, die das ungewohnte Format für einige Kinder und Jugendliche mit sich bringt.

Differenzierung und individuelles Lernen 

  • Zur Differenzierung und individuellen Förderungen müssen Lern- und Arbeitsphasen außerhalb der Videokonferenz eingeplant werden. Gruppen- oder Projektarbeiten bieten sich hier an. 

Intelligentes Üben

Eigene Lern-und Übungsstrategien können nur entwickelt werden, wenn Schüler*innen Freiräume gewährt werden. Das kann in Einzelarbeit oder besser in kollaborativen Gruppen- bzw. Projektarbeiten erfolgen. 

 


Wirkungs- und Kompetenzorientierung

  • Gerade ein so ungewohntes Format wie der videobasierte Unterricht macht eine regelmäßige Rückmeldung der Schüler*innen zum Unterricht notwendig. Das digitale Setting erleichtert die Nutzung von Evaluationstools und ermöglicht damit eine regelmäßige Befragung der Lernenden. 

Beispiel einer videobasierten Unterrichtsstunde nach dem klassischen Phasenmodell

Da das Format des "videobasierten Unterrichts" für viele grundlegend neu und damit herausfordernd genug ist, kann es hilfreich sein, bei der Gestaltung auf die klassische Phasierung zurückzugreifen. Wie lässt sich diese Struktur auf eine Klassen-Videokonferenz übertragen? 

 

Zusammengefasst vorweg: Weniger ist mehr!

  • Die Beschränkung auf einige Tools, die in verschiedenen Phasen zum Einsatz kommen, schafft Sicherheit im Umgang und reduziert auch den zeitlichen Aufwand, der entsteht, wenn immer wieder ein neues Tool vorgestellt oder geladen werden muss. 
  • Kurze  lehrerzentrierte Phasen lassen Platz für mehr Schüleraktivierung, selbstständiges Arbeiten, kooperative Lernformen und kollaborative Projektarbeiten. 

Phase

Ideen/Anmerkungen zur Umsetzung im videobasierten Unterricht


ggf. vorbereitende Aufgaben zur Stunde

(Einzelvorbereitung)

  • (interaktives) Erklärvideo (Interaktivität per H5P)
  • Impulsvideo
  • Text
  • ...

Warm-up

(Gemeinsam im virtuellen Klassenraum)

  • inoffizielle Talkrunde, Beziehungsarbeit
  • gemeinsames "Turnen" als Lockerungsübung (bei eingeschalteter Videokamera) 
  • Kritzelboard (z. B.: Flinga)
  • ...

Einstieg

(Gemeinsam im virtuellen Klassenraum)


Erarbeitung

(virtuelle Arbeitsräume je Gruppe)

  • innerhalb der Stunde
  • über einen längeren Zeitraum
  • falls Input:  (interaktives) Erklärvideo (H5P), um individuelles Lerntempo zu ermöglichen, auch als vorbereitende Aufgabe zur Stunde

 

  • Kollaborative Gruppenarbeit (Etherpad, Padlet, Flinga, draw.chat, ...)
  • Biparcours (digitales Lern- und Aufgabenarrangement)
  • Webquest (angeleitete Internetrecherche zur Leitfrage)
  • auch: Arbeitsaufträge für die Einzelarbeit
  • digitale Projektarbeiten (über einen längeren Zeitraum)
  • ...

Präsentation

(Gemeinsam im virtuellen Klassenraum 

oder durch Kleingruppen als konstruktives Feedback mit anschließender Zusammenfassung und ggf. Ergänzung)

  • "Ausstellung" der Ergebnisse durch Teilen von Links (s. o.)
  • Schüler*innen formulieren schriftliches Feedback konstruktiv
  • gemeinsamer Austausch im Plenum
  • ...

 

  • Anmerkung: Schüler*innen können natürlich ihr Ergebnis mündlich vorstellen. Doch auch hier gilt es, diese Phase kurz und abwechslungsreich zu gestalten. Eine wertschätzende und gewinnbringende Präsentation kann beispielsweise erfolgen, indem die Lernenden ihre Ergebnisse in eigenen virtuellen Räumen gegenseitig konstruktiv kommentieren, damit anschließend im Plenum eine kurze Zusammenfassung und exemplarische Auswertung stattfindet. 
  • Analog und digital lässt sich verbinden, wenn etwa bei Padlet Fotos von Hefteinträgen hochgeladen und durch Mitschüler*innen kommentiert werden. 

Sicherung

  • Die Ergebnisse müssen allen Lernenden strukturiert zugänglich gemacht werden. Ein zentraler Ablageort und eine verständliche, klare Bezeichnung von Dokumenten oder Beschreibung von Links helfen, Übersichtlichkeit zu wahren. So wird für die Schüler*innen auch über einen längeren Zeitraum der Unterrichtsverlauf nachvollziehbar dokumentiert.
  • Padlet, Trello, HackMD
  • ...

Ausklang

  • Kurzevaluation per Mentimeter, Oncoo, Edkimobittefeedback.de
  • Fazit ziehen per Chatfunktion im Konferenztool (Alle Teilnehmenden fassen ihr Fazit in einem Satz zusammen und senden ihr Statement zeitgleich ab.)
  • gemeinsames Winken zum Abschied
  • (viele Spiele wie etwa "Montagsmaler" oder "Hangman" lassen sich auch  im virtuellen Klassenraum gemeinsam spielen.)
  • ...
  • Anmerkung: Wenn die Lehrer*in den virtuellen Klassenraum als erste*r verlässt, haben die Kinder und Jugendlichen Gelegenheit zu privaten "Schulhofgesprächen". 


Literatur

  • Hattie, John: Lernen sichtbar machen für Lehrpersonen: Überarbeitete deutschsprachige Ausgabe von "Visible Learning for Teachers" besorgt von Wolfgang Beywel und Klaus Zierer. Baltmannsweilter, 2014. 

Weiterführende Links

Erfahrungsberichte

16 Kommentare

Computerspiele im Literaturunterricht

Seit 2007 beschreibt der Deutsche Kulturrat Computerspiele als Kulturgut. Laut JIM Studie 2018 spielen drei von fünf Jugendlichen regelmäßig digital. Der Bundestag bezeichnet Computerspiele als Leitmedium.

 

Obwohl ich keine "Gamerin" bin, waren das für mich genug Gründe, mich endlich mal mit Computerspielen als Unterrichtsgegenstand zu beschäftigen.

 

Kurzer Spoiler: es lohnt sich!

Ich entdeckte eine wahre Schatzkiste des literarischen Lernens. 


Obwohl Computerspiele für Heranwachsende einen hohen Lebensweltbezug besitzen, spiegelt sich diese Entwicklung im Deutschunterricht bisher kaum wider. Damit wird ein wesentlicher Bestandteil der literarischen Sozialisation Heranwachsender schlicht ignoriert. Wohlwollend betrachtet, könnte man die Skepsis gegenüber dem Medium auf ein verbreitetes Unwissen über die literarischen Potenziale digitaler Spiele zurückführen. Dabei bietet eine ernsthafte Beschäftigung mit Computerspielen im Unterricht die Chance, Kinder und Jugendliche in ihren Interessen und Leidenschaften ernst zu nehmen, ihre Motivation zu steigern und einen vielseitigen Lerngegenstand für das literarische Lernen zu gewinnen.

 

Indem man den Schüler*innen nämlich aufzeigt, dass viele Computerspiele ganz ähnlich wie literarische Texte funktionieren, ermöglicht man ihnen einen Zugang zum literarischen Lernen über ein ihnen affines Medium, das vielfältiges Potenzial zur literarischen Auseinandersetzung bietet. Lernende können so nicht nur literarische Kompetenzen, sondern auch Medienkompetenzen erwerben, um Computerspiele und ihr Spielverhalten aus einer anderen Perspektive zu betrachten und kritisch zu reflektieren.

Wer sich mit Computerspielen als Gegenstand des Literaturunterrichts auseinandersetzen möchte, findet in dieser Prezi erste Informationen und Hinweise. Sie kann in der vorgegebenen Reihenfolge oder einfach flexibel betrachtet werden. 

Besonderheiten der Narration in Computerspielen

Anders als Buch und Film erfordern narrative Spiele die aktive Auseinandersetzung des Spielenden mit der Handlung der Geschichte. Ohne Aktionen und Entscheidungen des Spielers oder der Spielerin findet kein Fortgang der Handlung statt. So gestaltet die oder der Spielende die Erzählung mit. Der Spielverlauf ist umso erfolgreicher, je besser den Spielenden die Übernahme der Perspektive der Spielfigur gelingt und je höher der Identifikationsgrad ist. Dabei müssen Handlungsmotive der Figur klar sein, Spielzüge der Figurencharakteristik entsprechen und vorhergehende Erfahrungen der Figur berücksichtigt werden.

Wenngleich sich Computerspiele in der Rezeptionsform von Literatur unterscheiden, können sie mit ähnlichen Verfahren analysiert werden, denn sie ähneln Literatur insofern, als dass der Erzählkern im Wesentlichen nicht veränderbar ist. Wenn Schüler*innen mit Computerspielen literarisches Lernen vollziehen, können sie Verfahren und Untersuchungsstrategien erproben, die sie zu einem späteren Zeitpunkt an literarischen Texten ebenfalls verwenden können.

Die Narration in Computerspielen setzt sich aus Handlungs- und Präsentationssequenzen zusammen:
  • In Handlungssequenzen ist die Erfüllung einer vorgegebenen Aufgabe durch die oder den Spieler*in  für den Fortgang des Spiels notwendig. Dabei werden zwar unterschiedliche Alternativen angeboten, sofern das Aufgabenziel erfüllt ist, münden diese jedoch immer in den nächsten, gleichen Handlungsschritt. Die Handlungssequenz wird dabei so lange wiederholt, bis die Aufgabe erfolgreich gelöst ist. Interaktionsmöglichkeiten sind also nur in einem vorgegebenen Rahmen möglich, dennoch ist die Spielerfahrung der einzelnen Spieler*innen davon abhängig, auf welche Weise das Ziel erreicht wird. BOELMANN spricht hier von "einer individuellen Ausgestaltung des Geschehens ohne eine Einflussmöglichkeit auf die Geschichte”. WAMPFLER bezeichnet dies folgerichtig als "Fiktion der Interaktion". Dennoch erleben die Spielenden im Rahmen der definierten Möglichkeiten eigene Geschichten, die sich in Details unterscheiden. Sie werden zu Produzent*innen individueller Spielgeschichten. 
  • Präsentationssequenzen hingegen ähneln Filmsequenzen. Sie zwingen die Spielenden zur passiven Betrachtung und lassen die Spielfigur eigenständig handeln. Die Einheit von Spielfigur und Spielerin oder Spieler wird damit zeitweise aufgebrochen, um den Fortgang der Geschichte darzustellen. Präsentationssequenzen liefern Informationen, formulieren neue Aufgaben oder leiten zu neuen Schauplätzen über.
Das Medium Computerspiel stellt durch den Wechsel von Handlungs- und Präsentationssequenzen und der damit verbundenen Interaktivität an die Planung und Organisation des Unterrichts besondere Herausforderungen:
  • Das Spiel ist immer vorwärtsgerichtet, d. h. eine einmal gespielte Sequenz lässt sich nicht auf die gleiche Weise wiederholen. Sprünge innerhalb der Handlung sind weder vor- noch rückwärts möglich.
  • Da die individuelle Spielerfahrung im Vordergrund steht, jedoch nicht notwendigerweise Vollständigkeit der Spielinhalte sichert, ist die kollaborative Dokumentation der Spielerlebnisse sinnvoll.
  • Um ein gemeinsames Arbeiten unter diesen Voraussetzungen zu ermöglichen, müssen einzelne Handlungssequenzen den Lernenden als Savegames zur gemeinsamen Analyse bereitgestellt werden. Außerdem können Let’s Plays genutzt werden, um eine gemeinsame Erfahrung ausgewählter Sequenzen im Unterricht zu thematisieren.
  • Ganz klassisch kann der Zugriff auf alle Materialien und Medien über Arbeitsblätter erfolgen, welche ggf. durch QR Codes angereichert sind. 

 

Welche Spiele eignen sich für den Literaturunterricht?

Die erste Herausforderung bei dem Vorhaben, ein Computerspiel zum Unterrichtsgegenstand zu machen, besteht in der Auswahl eines geeigneten Spiels. Die folgenden Kriterien können bei der Orientierung helfen:

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Eignungskriterien für Computerspiele im
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Literatur

Die Auswahl von Computerspielen als Medium des literarischen Lernens folgt den drei Bezugsgrößen zur Auswahl literarischer Texte nach FRITSCHE[1]

  •  hinsichtlich der Orientierung an der Altersangemessenheit und dem Lebensweltbezug der Lernenden.
  • Exemplarität hinsichtlich der Repräsentanz und Unterschiedlichkeit der Texte[2].
  • hinsichtlich der unterrichtlichen Eignung bieten Spiele als Symmedien sowohl Anknüpfungspunkte an Unterrichtsinhalte des Literaturunterrichts als auch an solche der Filmanalyse oder der Medienbildung.

[1] vgl. Fritsche, Joachim: Zur Didaktik und Methodik des Deutschunterrichts. Stuttgart, 1994, S. 103 zitiert nach v. Brand, T.: Deutsch unterrichten. Seelze, 6. aktualisierte Auflage 2018, S. 167f.

[2] Krommer bezeichnet Computerspiele als „die eigentliche Form digitaler Jugendliteratur.” Darin bringt er die Bedeutung des Mediums für die Lebenswirklichkeit der Heranwachsenden pointiert zum Ausdruck. (Krommer, Axel: Digitale Jugendliteratur: Social Media, eBooks und Apps. In: Deutschunterricht, 5/2016, S. 56-67.)


Genre

Klar gegliederte Genres lassen sich aufgrund der Vielfältigkeit von Computerspielen nicht festlegen. Die Einteilung im Genres folgt hier dem Vorschlag BOELMANNS. Insbesondere Computerspiele, denen ähnliche erzählerische Strukturen wie literarischen Texten zugrunde liegen, lassen sich für literarisches Lernen nutzen. BOELMANN definiert narrative Computerspiele als Spiele, in denen „durch das Spielgeschehen und über die Rahmenhandlung hinaus eine vorher festgelegte Geschichte erzählt wird“. 

Die Genres AdventureStrategie- und Rollenspiel und Shooter sind durch einen hohen Anteil an narrativen, gerahmten Strukturen gekennzeichnet. Insbesondere unter Adventures lohnt sich die Suche nach geeigneten Spielen.

 

Unterrichtspragmatik

Um unter der Vielzahl narrativer Spiele eine Auswahl zu treffen, lohnt es sich, einen Blick auf ihre inhaltliche Gestaltung zu werfen. BOELMANN bezeichnet als wichtiges unterrichtspragmatisches Kriterium eine linear verlaufende, relativ festgelegte Narration, welche allen Spielenden ein vergleich- und wiederholbares Spielerlebnis bietet und damit die gemeinsame Bearbeitung ausgewählter Spielsequenzen ermöglicht. Zudem sollte natürlich die Handlungsstruktur dem Alter der Lernenden entsprechend komplex sein und vielfältige Analysemethoden ermöglichen[3]. Selbstverständlich sollte auch die thematische Präsentation altersangemessen sein. 

 

Sind Computerspiele Gegenstand des Unterrichts, können sie sowohl im Unterricht als auch eigenverantwortlich allein als Hausaufgabe gespielt werden. Der Schwierigkeitsgrad der Rätsel und Aufgaben muss zum Vermögen der Lerngruppe passen. Während beim Text oder Film eine vollständige Rezeption immer möglich ist, besteht durch die Aufgaben in den Handlungssequenzen des Computerspiels die Möglichkeit des Scheiterns oder eines unvollständigen Spielerlebnisses. Wichtig ist es daher, den aktuellen Spielstand der Lerngruppe regelmäßig zu eruieren, schwierige Spielsituationen zu besprechen und gegebenenfalls Unterstützungsangebote in Form von Lösungskarten oder Let’s Plays anzubieten. 

 

Organisatorisch entscheidet die Spieldauer über die unterrichtliche Eignung eines Computerspiels. Besonders narrative Computerspiele tendieren zu einer langen Spielzeit, die schnell mehrere hundert Stunden betragen kann. Für den Unterricht sind solche Spiele natürlich kaum geeignet. Die zumutbare Spielzeit orientiert sich – ebenso wie die Lesezeit einer Lektüre - an der Situation der Lerngruppe. Ein kürzeres Spiel wie etwa "The Unstoppables", dessen Spieldauer mit 45 Minuten angegeben ist, kann detailliert erarbeitet werden. Hingegen wird man bei einem längeren Spiel wie "Broken Age", das offiziellen Angaben zufolge 16 bis 20 Stunden Spielzeit umfasst, exemplarisch vorgehen. Insgesamt ist die Angabe der Spielzeit allerdings mit Vorsicht zu betrachten. Während sich die Lesezeit eines Kapitels relativ genau kalkulieren lässt, muss bei Computerspielen bedacht werden, dass die Schnelligkeit des Spielfortschritts vom Erfolg der Spielenden abhängt und daher sehr unterschiedlich ausfallen kann. 

[3] Boelmann, Jan: Literarisches Verstehen mit narrativen Computerspielen. München, 2015, S. 123f.

Technik

Aus technischer Sicht bestimmt die Geräte-Ausstattung die Spielauswahl entscheidend. So ist es in einer Lerngruppe, welche digitale Geräte nach dem BYOD-Konzept nutzt, notwendig, dass das Spiel für innerhalb der Lerngruppe vorhandene Betriebssysteme verfügbar ist.

 

Hilfe bei der Auswahl

Bei der Spielauswahl sollte die Altersempfehlung der USK (Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle) unbedingt beachtet werden. Diese orientiert sich allerdings primär an den Leitsätzen des Jugendmedienschutzes und berücksichtigt pädagogische Kriterien nicht. Eine pädagogische Bewertung findet man auf Spielbar.de, einem Angebot der Bundeszentrale für politische Bildung oder auf den Seiten des Spieleratgebers NRW, der Fachstelle für Jugendmedienkultur NRW, die vom Land NRW gefördert wird. Digitale-Spielewelten.de bietet als Online-Kompetenzplattform für Medienpädagogik in der digitalen Spielekultur eine hilfreiche Informations-, Präsentations- und Vernetzungsplattform im Bereich der digitalen Spielekultur.

Über Let’s Plays bekommt man als Lehrkraft einen ersten Spieleindruck oder kann sich ein Spiel inhaltlich zügig erarbeiten. 

 

Sammlung narrativer Computerspiele zum Einsatz im Unterricht

Kurze Informationen zu Computerspielen, die für den Literaturunterricht geeignete erscheinen, sammle ich auf diesem Padlet. Eine Ergänzung um weitere Spiele wäre großartig! 

Mit Padlet erstellt

  

Welche didaktischen Potenziale können Computerspiele aufweisen?

Deutschdidaktik

Wenn narrative Computerspiele und literarische Texte ähnliche Strukturen besitzen, haben sie auch ähnliche Potenziale für den Deutschunterricht. Durch ihren hohen Motivationsgrad und die zwingende Aktivität der Spielenden können narrative Computerspiele literarische Kompetenzen der Kinder und Jugendlichen in besonderer Weise unterstützen und gewinnbringend für das literarische Lernen nach SPINNER genutzt werden. Zur Förderung literarischer Untersuchungsstrategien, etwa zur Figurencharakterisierung oder Szenenanalyse, bieten sie sich ebenso an, wie zur Entwicklung grundlegender literarischer Einsichten, wie etwa in die Erkenntnis der Unabschließbarkeit des Sinnbildungsprozesses. Legitimiert wird die Einbindung digitaler Spiele in den Unterricht somit nicht nur durch den Lebensweltbezug als wichtiges didaktisches Prinzip sowie ihren Status als Kulturgut, sondern ebenso durch ihre vielfältigen Anknüpfungsmöglichkeiten zur Ausbildung und Förderung literarischer Kompetenzen. 

Schreiben

Narrative Computerspiele eigenen sich durch die Anforderung zur Identifikation mit der Spielfigur in besonderer Weise für kreative Schreibanlässe. Sie können eine vertiefte Auseinandersetzung mit der Figur oder der Spielgeschichte anregen. Doch auch sachbezogene Schreibanlässe können initiiert werden, wenn Schüler*innen etwa Rezensionen oder Lösungsanleitungen verfassen.

 

Literarisches Lernen

Als Symmedien vereinen Computerspiele nach FREDERKING „mit Ton, Text und bewegtem Tonbild die medialen Kernformen des oralen, des literarischen und des audiovisuellen Paradigmas in sich.“[4] Diese verbinden sie mit der Immersion und Interaktivität der Spielenden. Somit bieten sie sich in besonderem Maße an, die "subjektive Involviertheit" und "genaue Wahrnehmung" miteinander zu verknüpfen. Aufgrund ihrer "leerstellenbedingten Deutungsoffenheit" regen sie in erhöhtem Maße die Vorstellungsbildung der Heranwachsenden an. Die spielimmanente Möglichkeit der Übernahme von Handlungsentscheidungen fordert die Lernenden auf, die Perspektiven literarischer Figuren nachzuvollziehen, und durch Hypothesenbildung die narrative und dramaturgische Handlungslogik zu durchdringen. Die Spielenden werden damit zum handelnden Subjekt der Narration. Damit vereinen sie nach WAMPFLER das, was als "Herausforderung im Sinne literarischen Lernens" gemeint ist.

 

Indem man den Heranwachsenden aufzeigt, dass Spiele ganz ähnlich wie literarische Texte funktionieren, ermöglicht man ihnen einen Zugang zum literarischen Lernen über ein ihnen affines Medium, das vielfältiges Potenzial zur literarischen Auseinandersetzung bietet.

[4] Frederking, V./Krommer, A./Möbius, T (Hg.): Mediendidaktik Deutsch. Eine Einführung. 3. Auflage, Göttingen 2018, S. 238.

Anschlusskommunikation

Spiele haben einen hohen motivationalen Charakter. Besonders narrative Computerspiele wirken immersiv, so dass Heranwachsende dazu tendieren, sich im Spiel zu verlieren. Der Unterricht muss ihr Spiel deshalb immer wieder durchbrechen und zu einer bewussten inhaltlichen Auseinandersetzung anregen. Die Didaktisierung des Spiels regt zur Kommunikation und zur Reflexion über Inhalte und Themen an. Dabei begünstigt die Perspektivübernahme die Bildung moralischer Urteilskraft und unterstützt das Fremdverstehen. Damit kann die Rezeption von Computerspielen – ebenso wie die Rezeption literarischer Texte - einen Beitrag zur Identitätsentwicklung leisten. 

 

Wertereflexionskompetenz

Ein besonderes Potenzial kann narrativen Computerspielen für die Entwicklung einer Wertereflexionskompetenz zugeschrieben werden. Die Interaktivität des Mediums Computerspiel, das die Spielenden medial auf verschiedenen Kanälen anspricht, unterstützt die Immersion. Im Gegensatz zum Buch oder Film muss der oder die Spielende aktiv Entscheidungen aus der Perspektive der Figur treffen. Das gelingt umso besser, je mehr er oder sie sich in die Figur hineinversetzt, ihre Charakterzüge und Handlungsmotive nachvollzieht und diese bei seinen Entscheidungen berücksichtigt. Wird die Spielsituation bewusst zur inhaltlichen Auseinandersetzung didaktisiert, bietet sie sowohl zur Anregung des Fremdverstehens als auch zur Bildung moralischer Urteilskraft Potenzial. 

 

Filmbildung

Präsentationssequenzen entkoppeln die Spielenden von der Spielfigur und bringen sie in die Rolle des passiven Rezipienten. In diesen Phasen tritt die Gemeinsamkeit zwischen Spiel und Film deutlich hervor. Die Untersuchung filmischer Gestaltungsmittel in Präsentationssequenzen öffnet Schüler*innen den Blick für die Inszenierung einer Situation oder Figur. Kameraperspektive, Einstellungsgrößen, Montagetechnik oder akustische Mittel sind dabei offensichtliche Werkzeuge und „greifbare“ Analyseinstrumente. Durch die symmediale Vermittlung wirkt die filmische Gestaltung häufig intensiver als die textliche. Filmische Mittel und ihre Wirkung auf die Betrachtenden zu analysieren, fällt Kindern und Jugendlichen daher zumeist leichter, als eine vergleichbare Textuntersuchung. Erworbene Analysekompetenzen lassen sich auf das Textmedium insofern übertragen, als dass sich zwar die zur Verfügung stehenden Gestaltungsmittel ändern, der Zusammenhang zwischen bewusster Inszenierung und intendierter Wirkung auf die Rezipierenden aber weiterhin hergestellt werden kann.

 

Medienkompetenzen

Computerspiele als Gegenstand des Deutschunterrichts fördern insbesondere die Entwicklung des Medienkompetenzbereichs „Analysieren und Reflektieren“, bei dem es um eine kritische Auseinandersetzung mit Medienangeboten und dem eigenen Medienverhalten geht. Da die Spielverläufe verschiedener Spieler variieren können, bietet sich eine kollaborative Dokumentation der Spielerlebnisse an. Zur Unterrichtsorganisation erscheint es daher sinnvoll, Regeln für eine zielgerichtete (digitale) Kommunikation einzuüben und Kollaborationsmedien für eine verantwortungsvolle Zusammenarbeit zu nutzen. Eine solche methodische Arbeit unterstützt den Kompetenzbereich „Kommunizieren und Kooperieren“ des Medienkompetenzrahmens NRW.

 

(weiterführende) Literatur

  • Boelmann, Jan: Literarisches Lernen mit narrativen Computerspielen. In: Medien + Erziehung. Zeitschrift für Medienpädagogik. 54. Jahrgang, Nr. 2 April 2010, (S. 49-54). Zugriff am 02.03.2019. 
  • Boelmann Jan: Literarisches Verstehen mit narrativen Computerspielen. München, 2015.
  • Brand, T. v.: Deutsch unterrichten. Seelze, 6. aktualisierte Auflage 2018.
  • Bräuer, Christoph: Literarische Texte. In: Kliewer/Pohl (Hg.): Lexikon Deutschdidaktik. Bd. 1. Baltmannsweiler, 2006.
  • Frederking, V./Krommer, A./Möbius, T (Hg.): Mediendidaktik Deutsch. Eine Einführung. 3. Auflage, Göttingen 2018.
  • Fritsche, Joachim: Zur Didaktik und Methodik des Deutschunterrichts. Stuttgart, 1994.
  • Game (Verband der deutschen Gamesbranche): Kulturgut digitale SpieleZugriff am 02.03.2019. 
  • Hübner, Tobias: Medienenistik - Themenheft Computerspiele. Nr. 1/2012.
  • Jim-Studie 2018: Jugend, Information, MedienZugriff am 02.03.2019. 
  • Kepser, Matthias/Abraham, Ulf: Literaturdidaktik Deutsch. 4. Auflage. Berlin, 2016.
  • Krommer, Axel: Digitale Jugendliteratur: Social Media, eBooks und Apps. In: Deutschunterricht, 5/2016 (S. 56-67).
  • Medienberatung NRW (Hg.): Medienkompetenzrahmen NRW. Düsseldorf 2018. Zugriff am 02.03.2019. 
  • Paida - Zeitschrift für Computerspielforschung. Eine unabhängige Plattform für medien-kulturwissen­schaftliche Beobachtungen von Computerspielen. 
  • Presse- und Informationsamt der Bundesregierung: „Computerspiele sind Kulturgut“Zugriff am 02.03.2019. 
  • Spinner, Kasper: Elf Aspekte literarischen Lernens. In: Praxis Deutsch 200 (2006) (S. 6-16). Zugriff am 02.03.2019. 
  • Statista: Spieldauer von Kindern und Jugendlichen in Deutschland 2017 nach Alter. Zugriff am 02.03.2019. 
  • Wampfler, Philippe: Computerspiele im Deutschunterricht. Zugriff am 02.03.2019. 
  • Zielinski, W./Aßmann, S./Kaspar, K./Moormann, P. (Hg.): Spielend lernen! Computerspiele(n) in Schule und Unterricht. Düsseldorf/München, 2017.
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Im Test: Klassenarbeit mit (fast) realistischem Workflow

Texte verfasse ich digital und greife dabei regelmäßig aufs Internet zu. Meine Schüler*innen verfassen ihre Texte analog und nutzen dabei höchstens (im seltenen Optimalfall) ein Wörterbuch. Für mich wäre schon das analoge, sprich lineare Schreiben eines Textes eine Herausforderung. Müsste ich längere Texte handschriftlich anfertigen, hätte ich vermutlich bald einen Schreibkrampf in der rechten. 

Was in Klassenarbeiten von Jugendlichen erwartet wird, entspricht nicht der Lebensrealität. Wenn man den Gedanken weiterverfolgt, wird der Kontrast noch deutlicher. Wer arbeitet erfolgreicher? Derjenige, der sich mit der Aufgabe im stillen Kämmerchen einschließt oder diejenige, die gemeinsam mit anderen und allen zur Verfügung stehenden Informations- und Arbeitsmitteln nach der optimalen Lösung sucht?


Aktuell ist die Diskrepanz zwischen schulisch praktizierter Leistungsüberprüfung und Lebensrealität nur schwer überbrückbar. Um tatsächlich die für Lernende des 21. Jahrhunderts bedeutsamen vier Kompetenzen in Prüfungsformaten zu fordern, brauchen Klassenarbeiten und Klausuren größere Gestaltungsfreiheit der Lehrenden. Diese dann tatsächlich für innovative Aufgabenformate zu nutzen, ist eine weitere Herausforderung. (Axel Krommer und Christian Albrecht sammeln hier Berichte neuer Prüfungsformate. Ein inspirierender Erfahrungsschatz!)

Mit meinem Deutschkurs der Jahrgangsstufe 7 taste ich mich langsam heran. Seit einem halben Jahr arbeiten alle mit eigenen Geräten. Die technische Ausstattung wirkt. Wenn das Flugzeug vor der Tür steht, ist nicht der Besuch des Nachbardorfs, sondern ein fremder Kontinent unser Ziel. Den Einfluss des Mediums auf die didaktische Zielsetzung, den Axel Krommer betont und welcher von Marc Albrecht-Herrmanns hier so wunderbar visualisiert wurde, darf ich mit meiner Klasse gerade erleben. Sprich, unsere Art der Zusammenarbeit, unser Workflow, unsere Unterrichtsgegenstände und Inhalte verändern sich. Das Tablet ist ständiger und selbstverständlicher Begleiter und wird von den Schüler*innen selbstbestimmt genutzt. Natürlich stecken wir noch in den Anfängen, doch der Aufbruch ist spürbar und macht definitiv neugierig, auf sich ständig neu eröffnende Horizonte. 

Einen vorsichtigen Schritt in Richtung zeitgemäßer Prüfungsbedingungen versuchte ich in der letzten Deutscharbeit. 

Setting

  • Die Schüler*innen führen ihre Hefte analog oder digital. Von den digital-dokumentierenden Jugendlichen werden Pencils oder Tastaturen genutzt. Vorgeschrieben ist in diesem Bereich nichts, die persönliche Vorliebe entscheidet.
  • Unterrichtsgegenstand ist ein Computerspiel, das bisher nicht unter literarischen Aspekten untersucht wurde. In den Weiten des Internets existieren folglich keine Texte, die von den Schüler*innen genutzt werden könnten.
  • Gefordert war die Charakterisierung einer Spielfigur und die Formulierung ihres inneren Monologs - eine klassische Aufgabe im Fach Deutsch. Die Tablets dienten laut Aufgabenstellung nur dazu, die zu untersuchenden Spielsequenzen für alle verfügbar zu machen.
  • Konservativ auch die Textproduktion: analog im Klassenarbeitsheft. 
  • Zur Textsorte "Innerer Monolog" gibt es im Netz unzählige Hilfen, die Aufbau, inhaltliche und sprachliche Merkmale beschreiben.
  • Für Klassenarbeiten sind in der Jahrgangsstufe 7 ein bis zwei Unterrichtsstunden vorgesehen. Aufgrund der zu analysierenden Spielsequenzen plante ich eine 90-minütige Arbeitszeit.

Warum sollten die Tablet-Funktionen für die Überprüfung (nicht) beschränkt werden?

Im vorbereitenden Austausch mit Kolleg*innen gehörte die Möglichkeit des "Abschreibens" zu den ersten und am häufigsten geäußerten Bedenken. Dabei sind, meines Erachtens nach, die Regeln klar: Zitate und inhaltliche Übernahmen müssen als solche gekennzeichnet werden. Wenn Analysen und Informationen im Netz verfügbar sind, sehe ich die größere Herausforderung für Schüler*innen an anderer Stelle:  

  • Zeitmanagement: Vermutlich fällt es schwer, sich nicht in der Recherche zu verlieren, die gefundenen Informationen auszuwerten und zeitliche Ressourcen zum Schreiben des eigenen Textes einzuplanen.
  • Selbst-Denken: Sich von fremden Gedankengängen zu lösen bzw. daraus selbstständig Schlüsse zu ziehen und in eigenen Worten zu formulieren, ist erfahrungsgemäß für Heranwachsende herausfordernd.  

Statt "Copy & Paste" Bedenken beschäftigten mich Überlegungen, wie ich mit kollaborativen Tendenzen ;-)  während der Klassenarbeit umgehen wollte. Einerseits gehört zu einem realistischen Workflow natürlich auch der Austausch mit anderen. Andererseits widerspricht dieser aber der traditionellen Leistungsüberprüfung im Kern. Mein Lösungsansatz ist hier das Kriterium der "Textoriginalität". Vorbereitend thematisierten wir dieses im Unterricht und stellen fest: "Zwei Menschen, die den gleichen Gedanken in Worte fassen, werden dafür immer individuelle Formulierungen finden." Nebenbei spekulierte ich auf den Faktor Zeit: Kollaboration kostet Zeit, die in der Prüfungssituation natürlich begrenzt ist. 

Überhaupt spielt Zeit eine wichtige Rolle. Wer sich mit formalen und methodischen Aspekten auskennt, muss während der Arbeitszeit nicht erst recherchieren. Für die inhaltliche Auseinandersetzung mit der Aufgabe ein Gewinn. Die Freiheit, die der Internetzugriff während der Klassenarbeit gewährt, wird durch den Zeitfaktor deutlich begrenzt. Scheinbar sah das auch die Mehrheit der Schüler*innen so. Knapp 70 Prozent gaben an, sich genauso intensiv wie üblich auf die Prüfung vorbereitet zu haben.

In der Arbeit sollte also eine klassische Aufgabenstellung unter etwas zeitgemäßeren Bedingungen als üblich gelöst werden. Aus meiner Perspektive gab es keinen Grund, die Funktionen des Tablets für die Arbeitszeit zu beschränken, da ich davon ausgehen konnte, dass die geforderte Einzelleistung nachweisbar sein würde. 

Klassenarbeit mit (Inter)Netz und doppeltem Boden

"Können wir wirklich das Tablet uneingeschränkt nutzen? Ist das diesmal wirklich kein Spicken?"

- Nachdem der letzte Ungläubige überzeugt war, dass tatsächlich keine Funktionen an den Geräten beschränkt waren, konnten wir starten. Die folgenden 90 Minuten kennzeichnete eine ruhige und konzentrierte Prüfungsatmosphäre. Insofern: alles normal, wenn man davon absieht, dass es weniger Fragen zum Arbeitsauftrag und während der Arbeit selbst gab.

Angenehm ungewöhnlich war allerdings die Stimmung im Raum. Obwohl Abschreiben bei Deutscharbeiten sowieso kein großes Thema ist, genoss ich es sehr, nicht ständig kontrollieren zu müssen. Statt systemisch bedingtem Misstrauen spürten sowohl die Schüler*innen als auch ich eine lockere, entspannte Atmosphäre. Das Tablet vermittelte den Lernenden ein Gefühl der Sicherheit. Zur Not durfte man schließlich nachschlagen, was genau einen inneren Monolog kennzeichnete oder wie ein Wort korrekt geschrieben wurde. 

So konnte ich die Zeit zur Beobachtung ihres Arbeitsprozesses nutzen. Im ersten Feedback unmittelbar nach der Arbeit wurden die ungewohnte Situation und die entspannte Atmosphäre besonders hervorgehoben.



Auf Grundlage meiner Beobachtungen während der Arbeit erstellte ich eine Evaluation, die wir in der Folgestunde durchführten. Dabei interessierte mich natürlich besonders, ob und wozu das Tablet genutzt worden war. 

  • Obwohl immer ein Duden im Klassenraum verfügbar ist, der auch bei Klassenarbeiten genutzt werden kann, erinnere ich mich kaum, dass ein*e Schüler*in diesen jemals zu Rate zog. In dieser Arbeit führte immerhin ein Viertel der Jugendlichen eine digitale Rechtschreibkontrolle durch. 
  • Die Chance den eigenen Wortschatz zu erweitern, ergriffen gut 15 Prozent der Lernenden. Dazu suchten sie gezielt entsprechende Internetseiten auf bzw. griffen auf im Unterricht erstelltes Material zurück. Bedingt durch die Aufgabenstellung einer Charakterisierung ging es hier in erster Linie um die Suche nach treffenden Adjektiven. 
  • Auf Informationen zur Gestaltung der Textsorte griff ein knappes Viertel der Schüler*innen während der Arbeit zurück. 
  • Ein Fünftel nutzte den Internetzugriff, um Fakten zum Spiel, wie Erscheinungsjahr oder Produzent zu recherchieren.
  • Unter "sonstiges" wurde "Musik hören" fünfmal und "in die eigenen Aufzeichnungen blicken" zweimal genannt.
  • Nicht genannt wurde ein Austausch mit Mitschüler*innen, der technisch möglich gewesen wäre. 

Ergebnisse

Als Ergebnis der Klassenarbeit unter (fast) zeitgemäßen Bedingungen durfte ich bei der Korrektur viele gelungene Texte lesen. Es gab keine Redundanzen, die eine Einzelleistung in Frage gestellt hätten. Auswirkungen auf Rechtschreibleistungen und sprachlichen Ausdruck waren vereinzelt spürbar. Im Hinblick auf den Notendurchschnitt fiel die Arbeit normal aus.

Fazit

Die Nutzung des Tablets während der Klassenarbeit ist so ungewohnt, dass Schüler*innen die damit verbundenen Chancen für die selbstständige Überarbeitung ihrer Texte kaum ergriffen. Dennoch - wenn ein Viertel der Lernenden die Rechtschreibung selbstständig kontrolliert, ist das im Vergleich zu "normalen" Arbeiten bereits eine deutliche Steigerung. Die Lernenden konnten also Kompetenzen im Bereich der Arbeitstechniken und Methoden in der Prüfungssituation einsetzen und nachweisen (hier: Nachschlagewerke heranziehen und nutzen und die Einhaltung orthografischer und grammatischer Normen kontrollieren).

Entgegen den Erwartungen der Schüler*innen war die Arbeit nicht leichter als gewohnt, denn Selbst-Denken stand im Fokus der Aufgabe. Im Netz verfügbare Informationen konnten maximal als methodische Erinnerung aufgerufen werden. Die inhaltliche Erarbeitung mussten die Jugendlichen eigenständig leisten. 


Die angenehm-entspannte Atmosphäre während der Arbeitsphase hat mich selbst überrascht. Wieder einmal wurde mir bewusst, wie viele Regeln den Alltag der Schüler*innen und ihre Beziehung zu den Lehrkräften bestimmen. Das Gerät vermittelte den Schüler*innen ein Sicherheitsgefühl, das von Fall zu Fall eine Leistungssteigerung begünstigen kann.  

Um sich dem realistischen Workflow weiter anzunähern, würde ich gerne in naher Zukunft eine Arbeit mithilfe eines Textverarbeitungsprogramms verfassen lassen, um neue Möglichkeiten der Textüberarbeitung zu eröffnen. Dafür benötigen wir allerdings erstmal eine ähnliche technische Ausstattung für alle Mitglieder der Lerngruppe. 

 

Abgesehen von der freien Internetnutzung war die Klassenarbeit konservativ konzipiert. Ein zeitgemäßer Leistungsnachweis müsste die 4K berücksichtigen. Mir ging es zunächst um die Annäherung an einen realistischen Arbeitsprozess, wie wir ihn schließlich auch im Unterricht praktizieren. Für die Lerngruppe und mich war es dennoch ein spannender Schritt, die klassische Prüfungssituation an dieser Stelle aufzubrechen und zu beobachten, welche neuen Möglichkeiten und Herausforderungen sich ergeben und wie sie genutzt werden. Auf diesen Erfahrungen aufbauend, lässt sich der Weg fortsetzen.  

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Praktische Tipps für die Tablet-Ausleihroutine

 

Für die Ausleihroutine der Tablets haben sich nach ein paar Monaten der Erprobung einige Rituale und Tipps als hilfreich erwiesen. 

  • Die Zusammenstellung der Tipps und Tricks erleichtert das digitale Classroom-Management.
  • Eine Checkliste fürs Stundenende hilft dabei, die Geräte für den nächsten Einsatz bereit zu machen. 


  • Wenn die Geräte nach einem bestimmten System ausgeteilt werden, lassen sich die Nutzer*innen leichter zuordnen. Das ist in vielen Unterrichtssituationen hilfreich.
  • Vielen Schüler*innen fällt es leichter, sich auf die Aufgabenstellung zu konzentrieren, wenn die iPads flach auf dem Tisch liegen und der Bildschirm damit einsehbar ist. Diese Variante ist der Kompromiss zur beschränkten Nutzung der Geräte.

 


  • Hinter dem QR Code verbirgt sich eine kurze Edkimo-Umfrage zur technischen Nutzung. Nach jeder Einsatzeinheit geben die Kolleg*innen ein kurzes Feedback über den Zustand und den Einsatz der Geräte, damit das Team Digitalisierung den Ausleihprozess ggf. optimieren und Fortbildungsbedarfe erkennen kann.


Infos zu dem abgebildeten Tablet-Trolley findet man hier.

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Didacta 2019: Erklärvideos - Do it yourself!

Auf der Didacta 2019 durfte ich für den Verband Bildungsmedien interessierten Lehrkräften Tipps und Tricks zur Produktion von Erklärvideos geben.

Das Großartige an dem Thema ist: Erklärvideos gehen immer!

  • Egal, welche Ausstattung an einer Schule vorhanden ist - die Schüler*innen haben das wichtigste Produktionmittel in der Hosentasche.
  • Da keine Internetverbindung benötigt wird, lässt sich das Format in jeder Umgebung produzieren.  
  • Außerdem passen Erklärvideos zu allen Fächern und Jahrgangsstufen und unterstützen sowohl Fach- als auch Medienkompetenzen.
  • ... und sie machen einfach Spaß!

Theoretisch also eine perfekte Methode für den Einstieg, praktisch steckt der Teufel wie so oft im Detail. Daher lag der Schwerpunkt des Vortrags auf praktischen Hinweisen zur Produktion. Die vielen Zuhörer*innen verdeutlichten, wie groß das Interesse von Lehrer*innen an genau solchen Umsetzungstipps ist. Im Anschluss ergaben sich noch spannende Gespräche und auch per Mail trudelten einige Nachfragen ein. Für mich ein tolles Feedback. 

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Erklärvideos - Do it yourself!
Folien
Forum Unterrichtspraxis_Erklärvideos - d
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"Ihr Vortrag gestern auf der didacta war super! Ehrlich gesagt hat er mir zu einer völlig neuen Sichtweise auf Smartphones geholfen." 

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Lustigerweise machte mich Twitter just am Tag des Vortrags auf mein dreijähriges Jubiläum aufmerksam. Was für ein Zufall an diesem Tag wieder in Köln zu sein! Ausgerechnet auf der Didacta 2016 erstellte ich meinen @frausonnig Account, um am #vbmcamp teilzunehmen. Kaum drei Jahre später stehe ich auf der Bühne und berichte von meinen Erfahrungen. Dazwischen liegt jede Menge Inspiration, Austausch und Vernetzung per Twitter und in Educamps. 

Da konnte ich natürlich nicht anders, als abschließend allen Zuhörer*innen das Twitterlehrerzimmer zu empfehlen. ;-)


Noch ein Tipp: 

Wer tiefer ins Thema einsteigen möchte, sollte mal auf Fobizz vorbeischauen. Dort bietet Tobias Raue (twittert auch!) eine kostenfreie Online-Fortbildung mit dem Titel: "Erklärfilme im Unterricht – mit IKEA, Handy und Papier" an. 

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Kooperationstagung 2019 - Behörde in Bewegung

Die Bezirksregierung Arnsberg lud am 1. Februar 2019 Schulaufsicht, Qualitätsanalyse und Fortbildung zur Kooperationstagung nach Schwerte. Diesmal ging es um die Bedeutung der digitalen Transformation für Schule und die Frage, was guter Unterricht unter Einbindung digitaler Medien ist. Nicht nur das Thema, sondern auch die Zusammensetzung der Teilnehmenden versprachen also interessante Diskussionen. Hier kamen Menschen zusammen, die Weichen für die Schul- und Unterrichtsentwicklung stellen können. Daher freute ich mich, als Teilnehmerin und Teilgeberin an der Tagung mitwirken zu dürfen. 


Mit "Nicht nur reden, sondern leben" hätte man das Motto der Organisatoren betiteln können. Die praktischen Möglichkeiten digitaler Medien für die Kooperationstagung sollten ausgeschöpft werden. Mehrere Projektionsflächen im Foyer dienten am Vormittag als Twitterwall und später zur Liveübertragung der verschiedenen Diskussionsprotokolle. In den Workshops am Nachmittag wurden nämlich verschiedene kollaborative Tools, wie Etherpad, Padlet, GoogleDocs oder Evernote zum Protokollieren genutzt. Die Teilnehmenden konnten so den Entstehungsprozess der Dokumentation nicht nur beobachten, sondern auch selbst eigene Beiträge ergänzen. Zugleich waren die Ergebnisse der Workshops für alle Teilnehmenden sofort verfügbar und transparent. Sowas nenne ich #eduguerilla. Ohne es zu thematisieren, wird man - quasi aus dem Untergrund - mit neuen digitalen Arbeitsmethoden "infiltriert". Guter Ansatz! ;-)


Grußwort des Regierungspräsidenten Herrn Hans-Jochen Vogel

Zur Begrüßung lobte Regierungspräsident Hans-Jochen Vogel Intention, Organisationsform und Konstellation der Teilnehmenden als Faktoren, welche die Veranstaltung in seinen Augen zu einer Kollaborationstagung machten. Gewünscht sei ein Austausch auf Augenhöhe um gemeinsam die notwendigen Voraussetzungen für zeitgemäße Bildung in der Netzwerkgesellschaft zu schaffen. 

Am Beispiel seiner persönlichen Entwicklung vom digital Abseitsstehenden zum digitalen Mitläufer verdeutlichte Vogel, dass es vor allem eine Frage der Haltung gegenüber den Herausforderungen der digitalen Transformation sei, wie diese bewältigt werden. Durch die digitalen Tools stünden Lehrkräften verschiedene Unterstützungsmöglichkeiten zur Verfügung, die sie ergreifen könnten, um ein persönliches Lernnetzwerk aufzubauen. Exemplarisch verwies er auf den lebendigen Austausch innovativer Lehrkräfte bei Twitter, wo ich ihm natürlich absolut zustimmen musste ;-)


Genauso sympathisch-pragmatisch betrachtete Vogel die Schul- und Unterrichtsentwicklung in der Netzwerkgesellschaft. Er unterstrich, dass Schule Freiheit und Unterstützung brauche. Der alte Führungsstil in Schule - kommandieren und kontrollieren - sei nicht zukunftsfähig. Schulen bräuchten Entwicklungsräume und Gestaltungsfreiheit, um die Unterschiede ihrer Systeme abzubilden. Viele Schulen machten - trotz technischer und personeller Herausforderungen - erste erfolgreiche Schritte bei der Umsetzung digitaler Bildungskompetenzen. Die Schulaufsicht könne hier achtsam unterstützen. So solle etwa das BYOD-Konzept unbürokratisch in jeder Schule möglich sein. Ein erster Schritt sei mit den Angeboten der Gigabit Geschäftsstelle der Bezirksregierung Arnsberg gemacht. Um gemeinsam Kräfte zu entwickeln, appellierte er an Schulleitungen, die digitalen Kompetenz der eigenen Lehrkräfte als eigenes Kunstwerk zu begreifen und die Kreativität der Lehrkräfte und Schüler*innen zu schätzen und zu fördern. Ich glaube, wenn sich diese Haltung auf allen Ebenen durchsetzt, wäre vieles einfacher und schneller umsetzbar. 

Regierungspräsident Vogel betonte, nicht Learning Analytics solle in Schulen vorangetrieben werden, sondern systemisches Wissen zur Medienanalyse. Ziel müsse eine Medien- und Informationskompetenz sein, die Schüler*innen nicht zu zweitklassigen Computern, sondern erstklassigen Menschen wachsen lasse und ihnen selbstbestimmtes Handeln in der Netzwerkgesellschaft ermögliche. Die Fähigkeit zum lebenslangen Lernen sei dabei eine grundlegende Voraussetzung.

 

Begrüßung durch die Leiterin der Schulabteilung Frau Nienaber-Willaredt

Die Leiterin der Schulabteilung, Monika Nienaber-Willaredt, zeigte bei ihrer Begrüßung auf, welche Veränderungen im Bildungsbereich durch die Digitalisierung bereits begonnen haben. Dabei schlug sie den Bogen von den kostenfreien Lehrfilmanageboten der Khan Academy, über kooperative Lehr- und Lernmethoden auf der Lernplattform Moodle oder Blended Learning im Google Classroom bis hin zum Einsatz von Gesichtserkennungssoftware in chinesischen Schulen. Dass Deutschland im weltweiten Vergleich bei der Digitalisierung der Schulen hinterherhinkt, wurde nach dem beeindruckenden Abriss von vielen Teilnehmenden vielleicht sogar als beruhigend empfunden. Andererseits machte der Vortrag deutlich, dass Entwicklungen, die hier manche noch als unrealistische Zukunftsszenarien abtun, anderswo längst Wirklichkeit sind. Welche Bildung wollen und brauchen wir, war damit die Frage, die die anschauliche Darstellung Nienaber-Willaredts evozierte und zum Impulsvortag von Prof. Dr. Christian Filk überleitete.


Impuls-Vortrag: „Schul- und Unterrichtsentwicklung im digitalen Gesellschaftsumbruch"

Der emanzipatorische Beitrag einer gestaltungsorientierten Medienbildung

Besonders neugierig war ich auf den Vortrag von Prof. Dr. Christian Filk, der von der Europa-Universität Flensburg nach Schwerte gereist war. Zum Einstieg erlaubte er uns einen schnellen Blick auf seinen Desktop. Mit dem dort herrschenden Ablagechaos hatte er gleich Lacher und Sympathien auf seiner Seite. Da das Programm uns keine Zeit für ein belebendes Heißgetränk ließ, war Filk besonders gefordert die Aufmerksamkeit der Zuhörenden zu halten. Durch seinen anschaulichen und lebendigen Vortrag, den ich hier nur kurz skizziere, gelang ihm dies mühelos. 

Zum Einstieg stellte Filk die Wandlung des Internets von der One-to-Many-Kommunikation eines klassischen Massenmediums hin zur Many-to-Many Kommunikation zwischen vielen verschiedenen Teilnehmer*innen dar. Diese Kommunikationsform ermögliche im Rahmen sozialer Netzwerke einen vernetzten Online-Austausch mit vielfältigen Instrumenten. Die soziale Netzwerk-Kommunikation wirke in die reale Welt, beeinflusse auch hier die Kommunikationsweisen und stelle den Einzelnen und die Gesellschaft vor neue Herausforderungen.

Wenn digitale Netzwerke reale Netzwerke abbilden, werde Reales virtuell und Virtuelles real. So wandle sich nicht nur unser soziales Verhalten und unsere Erwartungen als Nutzer*innen, sondern auch unsere Vorstellung von Wirklichkeit. Das Internet und die Geräte würden zum Teil der Persönlichkeit, Filk sprach hier von einer "Ausweitung meiner selbst". Damit warf er die Frage auf, was die umfassende Digitalisierung für die Gesellschaft, insbesondere für die Bildung bedeute und folgerte die Notwendigkeit einer Wertebasis, die analog, aber auch digital gelte. Um beides gleichzeitig zu lernen, gebe es keinen besseren Raum als die Schule. 

Hier müsse die Arbeit mit digitalen Medien als vierte Kulturtechnik bewertet und erworben werden. Dies gelte besonders, da neben die klassischen Personen, Gruppen und Institutionen, welche unsere sozialen Lernprozesse steuern und beeinflussen, Medien als vierte Sozialisationsinstanz getreten seien. Für eine gelingende Transformation in Schule sei unsere individuelle und institutionelle Haltung entscheidend. Mit der Zuversicht auf Erfolg, die durch erlebte Lehrer-Selbstwirksamkeit wachse, könne auch die Haltung von Lehrkräften und Schulinstitutionen beeinflusst werden. 

Optimistisch schloss Filk mit der Betrachtung der Netzwerkgesellschaft als große Chance, sofern wir die richtigen Weichenstellungen vornähmen. Schlussendlich werde Partizipation nur gelingen, sofern wir diese zu einem Gegenstand der persönlichen, beziehungsweise institutionellen Haltung machen und diese Prozesse bewusst befördern. 



Prof. Dr. Christian Flik durfte ich auf der Koop2019 das erste Mal erleben. Vergebens suchte ich nach seinem Twitteraccount um ihn zu meinem PLN hinzufügen. Schade! (Dabei wären passende Namen wie @christianfilk, @filklehre oder @medienfilk frei ;-) 

 

Ihm und seinen Vorredner*innen gelang es, die Herausforderungen und Möglichkeiten der Digitalisierung für das System Schule aufzuzeigen und gleichzeitig Gelingensbedingungen zu skizzieren. Diese positive Herangehensweise empfinde ich als wertvoll und notwendig. Also: Wahrgenommene Grundstimmung nach der Vortragsrunde: "Es gibt viel zu tun - packen wir 's an!"


I. Diskussion der Leitsätze vor dem Hintergrund des Impulsreferats

Nach dem Vortrag wurde das Plenum in kleinere Workshops geteilt, um auf der Basis des Vortrags  gemeinsam einen Entwurf  möglicher Leitsätze des Arbeitskreises „Digitales Lernen“  zu diskutieren. Um den Austausch aller Beteiligten aus Schulaufsicht, Fortbildung und Qualitätsanalyse auf Augenhöhe zu unterstützen, wurde dabei auf die Rolle einer Moderator*in verzichtet. In meiner Gruppe entstand nach einer kurzen Zeit irritierten Schweigens ob dieser Rahmenbedingungen ein lebhafter Austausch. Ich hatte den Eindruck, dass tatsächlich alle Vertreter*innen der unterschiedlichen Gremien gleichermaßen wahr- und angenommen wurden. Als etwas außerhalb der Behörde stehende Lehrkraft fand ich den Einblick in die Strukturen, Perspektiven und Arbeitsweisen der Behörde spannend. 

Jemand, der sich regelmäßig im "Twitterlehrerzimmer" rumtreibt, entdeckte auch im Filk-Referat bekannte Thesen und Argumentationslinien. Interessant war, wie die Teilnehmenden der Kooperationsveranstaltung den Impulsvortrag reflektieren und in die Bearbeitung der Leitsätze einfließen lassen würden.

Bei den Diskussionen in den Workshops ergaben sich unterschiedliche Schwerpunktsetzungen. Ich versuche hier einen Querschnitt ohne Anspruch auf Vollständigkeit.

 

Den Leitsätzen wurde insgesamt zugestimmt. Die Teilnehmenden verstanden sie als Einstieg, der für die eigene Arbeit weiter konkretisiert werden muss. Aus den Leitlinien heraus könnten Schulen statt ein "Wir können" ein "Wir sollen" hören.

  

Einig war man sich darüber, dass der im Filk-Vortrag hervorgehobene Aspekt der "Haltung" in den Leitsätzen deutlicher werden solle. Bei der Suche nach den Faktoren, die eine offene Haltung der Lehrkräfte begünstigen könnte, stieß man auf folgende Aspekte:

  • Werden Skeptiker*innen oder Verweigernde mit unzureichender Ausstattung oder technischen Herausforderungen konfrontiert, führt das zu Frustrationen oder bestätigt Vorurteile. Mit der technischen Austattung alleine ist es andererseits nicht getan. Smartboards und Whiteboards machen noch keinen digitalen Unterricht. Bisher ersetzt die digitale Tafel häufig nur die herkömmliche Tafel. Die Qualitätsanalyse berichtet, dass derzeit selbst an voll ausgestatteten Schulen höchstens in 4 - 5 Prozent der Unterrichtszeit mit Computern gearbeitet werde. Ob diese Beobachtungen der Realität entsprechen, wurde jedoch diskutiert. Immerhin sei die QA eine Ausnahmesituation, die nicht immer die realen Verhältnisse widerspiegele. Funktionierende Technik wurde als Grundvoraussetzung definiert und festgestellt, dass für die Wartung der digitalen Geräte personelle und finanzielle Ressourcen zur Verfügung gestellt werden müssen.
  • Bezogen auf Unterricht kam die Frage auf, warum es kein einheitliches System für die Zugänge zu Schulbuchverlagen gebe.
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Tagungsbroschüre
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  • Die Angst der Lehrkräfte bzw. ihr Respekt vor digitalen Medien soll ernst genommen werden. Viele Lehrer*innen fühlen sich von der Entwicklung überrollt. Die scheinbar größere Kompetenz der Schüler*innen verunsichert sie zusätzlich. Daher sollten Lehrer*innen Gelegenheit haben, den Umgang mit digitalen Medien zu lernen. Wenn diese Leitsätze gelten, braucht das Lehrpersonal Zeit, für die Auseinandersetzung mit digitalen Medien. Was massiv unterstützt werden muss, ist folglich die Fortbildung für Kollegien.

 

  • Auch fehlende klare Regelungen in Bezug auf Datensicherung und Datensicherheit befördert keine positive Veränderung der Haltung. Es wird davon ausgegangen, dass viele viel mehr machen würden, wenn die rechtlichen Rahmenbedingungen nicht so schwierig wären. Ein Beispiel sind die Clouds: viele Schulen haben sich auf den Weg gemacht, darum wäre die Einführung Logineos dringend notwendig. 

 

  • Der Begriff der schulisch zu vermittelnden Medienkompetenz bot Anlass zur Diskussion. Kritisch wurde hinterfragt, ob es nur um Anwendungswissen gehe, das Ziel eine "Anwendungsaffinität" oder informatische Grundbildung sei. Häufig werde im Unterricht nur der Umgang mit Apps trainiert, doch was man schaffen müsse, sei ein generelles Verständnis für die Systeme.

 

  • Der Schulleitung wird eine entscheidende Rolle für das Gelingen der Transformation zugeschrieben. Sie muss den Prozess mit gestalten und planen. Allen an Schule Beteiligten müsse klar gemacht werden, dass die grundsätzliche Bereitschaft zum Lernen mit digitalen Medien voraus gesetzt wird. Dabei erhalten sie Unterstützung, etwa durch die neuen Sek. I Lehrpläne, in denen Hinweise auf den Medienkompetenzrahmen NRW enthalten sind. Auch Qua-Lis arbeitet daran, eine  Fachzuordnung der Kompetenzbereiche vorzunehmen. Aufgrund unterschiedlicher Voraussetzungen vor Ort, können Schulen Modifikationen vornehmen. Jede Schule braucht diese Freiheit, um ihren eigenen Weg zu finden und die (selbst) festgelegten Ziele zu erreichen.

 

  • Eine Veranstaltung wie die Koop2019 zeigt auf, dass auch die Schulaufsicht als wichtige Gestaltungsebene fit gemacht werden muss. Hier könnten weitere Veranstaltungen und Best-Practice-Beispiel helfen, die Weiterentwicklung von Schule voranzutreiben. Ebenso geeignet seien etwa Unterrichtshospitationen, um den konkreten Einsatz digitaler Medien zu beobachten und deren Möglichkeiten abschätzen zu können.

 

  • Die Fertigstellung des Medienkonzeptes zu einem vorgegebenen Zeitpunkt wird kritisch gesehen, da die Voraussetzung zur Umsetzung noch nicht gegeben sind und Schulen keine Vorstellungen vom "digitalen Unterricht" haben bzw. entwickeln können, ohne die Ausstattung zu haben. Daher muss jeder Schule der Freiraum für einen individuellen Zeitplan gegeben werden. Das Medienkonzept sollte den gemeinsamen Start eines Prozesses definieren und einen möglichen Prozessverlauf skizzieren. Dabei muss es aber ständig evaluiert und auf dieser Basis weiterentwickelt werden.  

 

  • Wenn Lehrkräfte ermutigt werden sollen, neue Technologien und Methoden zu erproben und die Kompetenzen des Medienkompetenzrahmens in den Unterricht zu integrieren, muss sich das auch in den Prüfungsformaten niederschlagen. Solange man digitale Medien in Prüfungen nicht einsetzen kann, ist es für viele nicht nachvollziehbar, weshalb sie im Unterricht genutzt werden sollten. Der Wunsch, den Medienkompetenzrahmen nicht nur in die Kernlehrpläne, sondern auch in Prüfungen zu integrieren, eröffnet neue rechtliche Fragen. Insgesamt soll der Bereich der Leistungsbewertung stärker für individuellere Bewertungsmethoden geöffnet werden.

 

  • Die Medienkoordinator*innen, besser noch, eine möglichst breit aufgestellte Konzeptgruppe aus mehreren Lehrkräften unterschiedlicher Fachbereiche, muss die Prozesse in der Schule initiieren. Dabei ist die Unterstützung der Schulleitung ein wesentlicher Gelingensfaktor. Eine prozessbegleitende Schulung des Kollegiums in Form von Mikrofortbildungen etwa durch Medienkoordinator*innen  und Konzeptgruppe ist wünschenswert. So wird die Konzeptgruppe zur Keimzelle für den digitalen Unterricht in den Schulen.

 

  • Schulen sind aufgefordert, sich ein Unterstützungsnetzwerk aufbauen, das alle vor Ort zur Verfügung stehenden Ressourcen einbindet. Das können wie Eltern, Schüler*innen und externe Experten sein.

 

  • In den Leitsätzen fehlt die Definition digitaler Kompetenz als vierte Kulturtechnik. Im Medienkompetenzrahmen NRW ist sie verankert. Kritisch wurde angemerkt, dass insbesondere in der Primarstufe Lehrkräfte vorrangig damit beschäftigt seien, Schüler*innen die drei anderen Kulturtechniken zu vermitteln.

Eine Gruppe brachte das Ergebnis ihrer Zusammenarbeit so auf den Punkt:  

"Es muss klar werden, dass es sich um einen Prozess handelt. Wir müssen allen (!) Beteiligten eine Vorstellung vermitteln, wie das Lernen mit digitalen Medien stattfinden kann. Alle Beteiligten müssen die Möglichkeit haben, die Veränderung des Unterrichts und die die Möglichkeiten des digitalen Unterrichtens zu verstehen."

II./III. Workshops "Beispiele aus der schulischen Praxis"

Der Nachmittag widmete sich den Beispielen aus der Schulpraxis aller Schulformen. Auch das Zentrum für Lehrerausbildung fehlte nicht. Thematisiert wurde die erforderliche Infrastruktur, digitale Tools und Technik in der Ausbildung von Lehramtsanwärter*innen, praktische Beispiele zur Umsetzung des Medienkompetenzrahmens NRW, der Smartphone-Einsatz im Kontext von Unterrichtsdaten der QA, usw. Die Teilnehmenden hatten die Möglichkeit zwei Angebote wahrzunehmen. Als Teilgeberin des Angebots "Mikrofortbildung als Format zur Hebung von Expertisen im eigenen System" durfte ich unseren Kurskiosk vorstellen, der auf großes Interesse traf und als gelungenes Konzept bewertet wurde. Das freut mich natürlich und entschädigt ein wenig dafür, dass ich so an den anderen spannenden Workshops nicht teilnehmen konnte. ;-)


Nach den Workshops traf man sich im Plenum für eine kurze Evaluation des Tages. Die Rückmeldungen waren insgesamt sehr positiv. Die Mischung von Theorie, Diskussion und Praxis wurde allgemein als gelungen bewertet. Auch spürten die Beteiligten aus Qualitätsanalyse, Fortbildung und Schulaufsicht das Bedürfnis, sich mehr in die Thematik zu vertiefen und dazu die Zusammenarbeit zu stärken. 

Resümee

Die Herausforderungen der Digitalisierung in Schulen können nur von allen Akteuren des Systems gemeinsam gemeistert werden. Dazu ist es notwendig, dass bei allen Beteiligen Konsens darüber herrscht, welche Rolle Medien in der Bildung von Kindern und Jugendlichen spielen können und müssen. Die Vermittlung von Medienkompetenz ist im Fachunterricht kein optionales Add-on, sondern eine gesellschaftliche Notwendigkeit und sollte damit künftig ein selbstverständlicher Bestandteil jeden Unterrichts sein. Solange Verantwortliche der schulischen Rahmenbedingungen noch den "Mehrwert" von Medien im Unterricht als Zugewinn des Lernens diskutieren, ist eine Veranstaltung wie die Kooperationstagung 2019 ungeheuer wichtig, um an den richtigen Stellen des Systems ein Verständnis zeitgemäßer Bildung zu entwickeln und die richtigen Weichen zu stellen. 

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LdL 2.0 - Projekt: ErklärSnacks

Jedes Unterrichtsfach beinhaltet bei Schüler*innen unbeliebte Themen. Gerade bei diesen ist es besonders wichtig, den Unterricht motivierend zu gestalten. Doch bei "trockenen Stoff" ist das leichter gesagt, als getan. Wenn der Lerninhalt selbst nicht reizt, sollte es zumindest der Arbeitsprozess. Als Motivationsjocker setze ich in dieser Unterrichtsreihe auf: Teamarbeit, Produktorientierung und digitale Geräte. Konkret bedeutet dies: das seit den 1980er Jahren bewährte Unterrichtskonzept Lernen durch Lehren wird digital umgesetzt. 


Fachliches Lernziel der Unterrichtsreihe ist Kompetenzbereich 3.4 "Sprachliche Formen und Strukturen in ihrer Funktion reflektieren" des Kernlehrplans Deutsch G8 NRW. Als Teilkompetenz 5 wird beschrieben: 

(Satzbauformen untersuchen und beschreiben, sie fachlich richtig bezeichnen; komplexe Satzgefüge bilden - Satzglieder, Gliedsätze – Subjektsatz, Objektsatz, Adverbialsatz, Attributsatz – und Satzverbindungen - Wirkungen von Satzbau-Varianten, Gliedsatz-Varianten unterscheiden und ausprobieren)

Es geht also um Fachwissen, das häufig durch direkte Instruktion vermittelt wird. Diese Instruktion zumindest teilweise in die Hände der Schüler*innen zu legen, ist die Idee des Projekts. Die Methode ist natürlich auf andere Fächer und Inhalte übertragbar.

Da mit Tablets gearbeitet und ein digitales Produkt erstellt wird, werden auch verschiedene Kompetenzbereiche des Medienkompetenzrahmens NRW (MKR) gefördert. Im Fokus stehen besonders: 

  • Bedienen und Anwenden (MKR 1.2)
  • Informieren und Recherchieren (MKR 2.2)
  • Produzieren und Präsentieren (MKR 4.1, 4.2, 4.3. 4.4) 

Grammatikprojekt: Erklär mir - Sätze!

Projektauftrag:

Die Schüler*innen der Klasse erstellen in Dreierteams einen Grammatik-Snack für die Mitschüler*innen der gesamten Jahrgangsstufe. In diesem wird die vorgegebene Satzart adressatengerecht erklärt. Als Add-on ist es möglich, eine passende LearningApp zu kreieren. 

I. Vorbereitung, Material und Organisation

Alle notwendigen Informationen werden auf einem Projekt-Padlet zusammengefasst und den Schüler*innen erläutert. Dazu zählen:

  1. Projektskizze mit genauer zeitlicher Abfolge aller Arbeitsschritte
  • Beschrieben wird zunächst der Projektauftrag.
  • Schritt für Schritt wird skizziert, wie die Umsetzung erfolgen soll. Nach meiner Erfahrung neigen Jugendliche dazu, sich sogleich auf die Tablets zu stürzen und mit der Produktion zu beginnen. Daher werden sie zu einer planmäßigen, strukturierten Vorgehensweise angeleitet. Was später digital umgesetzt werden soll, erfolgt zunächst analog, d. h. die Lernenden erklären sich in ihrer Kleingruppe gegenseitig das Thema, beobachten und reflektieren das Gespräch und notieren gelungene Erklärschritte, Formulierungen, Beispiele, aber auch Rückfragen und sich ergebende Schwierigkeiten.
  • Zu Projektbeginn muss allen Schüler*innen klar sein, was von ihnen erwartet wird. Da das Ergebnis der gesamten der Jahrgangsstufe zur Verfügung gestellt werden soll, es also veröffentlicht wird, müssen Urheber- und Lizenzrechte (MKR 4.4) beachtet werden.
  • Um einen guten Learningsnack zu erstellen, muss man sich klar machen, was einen guten Snack ausmacht (MKR 4.1). Man braucht also Qualitätskriterien. Diese lassen sich gemeinsam mit der Lerngruppe erarbeiten, indem exemplarisch verschiedene Learningsnacks  analysiert werden (vgl. 2). Die auf dieser Grundlage erstellte Bewertungsgrundlage  ist für alle transparent und auf dem Padlet abrufbar. Aus Zeitgründen kann auch eine vorbereitete Bewertungsgrundlage präsentiert und ggf. nach Diskussion mit der Lerngruppe überarbeitet werden.
  • Um zielgerichtetes Arbeiten zu unterstützen, wird das Zeitfenster für das Projekt eng gesteckt und klar definiert.

2. Vorstellung der Tools 

  • Mit einem gemeinsamen Account, den ich als Lehrerin anlege, lassen sich zeitgleich verschiedene Learningsnacks erstellen. Die Schüler*innen benötigen lediglich die Zugangsdaten, welche ebenfalls auf dem Padlet hinterlegt sind. Theoretisch ist es ihnen möglich, "spaßeshalber" das Passwort zu ändern. Allerdings wird dazu eine Mail an die hinterlegte Adresse versendet, so dass man als Lehrkraft immer die Kontrolle über den Account behält. Die Situation ergab sich jedoch erst gar nicht, da alle am Gelingen des Projekts interessiert waren. (Achtung: Unter dem gemeinsamen Account kann ein Snack nicht gleichzeitig von mehreren Geräten aus bearbeitet werden.)
  • Anhand ausgewählter Beispiel-Snacks erfahren die Schüler*innen, welche Möglichkeiten LearningSnacks bieten. Diese Snacks können auch der Erarbeitung von Beurteilungskriterien (vgl. 1) dienen. 
  • Als Add-on dürfen LearningApps zur Einübung des Lerninhalts der Snacks erstellt werden. Dazu nutzen die Schüler*innen einen von der Lehrerin erstellen Account. Auch hier benötigen sie keine persönlichen Zugangsdaten. Beispiele für LearningApps sind ebenfalls auf dem Padlet zu finden. 
  • Auf eine ausführliche technische Anleitung zur Erstellung von LearningSnacks bzw. LearningApps wird weitgehend verzichtet. Die Jugendlichen sind herausgefordert sich diese Tools selbst intuitiv zu erschließen. Das klappt zumeinst schnell und reibungslos. Ich unterstütze natürlich bei Bedarf. 

3. Gruppenarbeit

  • Die Einteilung in Gruppen bietet die Chance der Differenzierung. Für dieses Projekt wird weitgehend leistungshomogenen Teams ein Thema zugeteilt.
  • Die Differenzierung erfolgt über das bereitgestellte Material
    • Als Grundlage der Erarbeitung werden die Schüler*innen auf die entsprechenden Schulbuchseiten verwiesen.
    • Zusätzlich werden geeignete Webseiten zur angeleiteten Internetrecherche angegeben (MKR 2.2). Hier kann die Differenzierung über Art, Anzahl und Anspruch der Darstellung (Website, Video) erfolgen.
    • Natürlich ist die freie Internetrecherche möglich, wird von dieser Gruppe (aus Zeitgründen?) jedoch kaum genutzt. 
  • Die Namen der Mitglieder werden auf dem Padlet durch Pseudonyme ersetzt. 

Mit Padlet erstellt

III. Durchführung

 1. Erarbeitung

  • Zur Einführung ins Projekt wird das Padlet als Grundlage genutzt. Dazu wird eine Unterrichtsstunde benötigt. Die Klasse arbeitet zum ersten Mal mit Learningsnacks. Sollen die Bewertungskriterien gemeinsam erarbeitet werden, würde ich dafür eine zusätzliche Stunde einplanen.
  • In der folgenden Stunde beginnen die Schüler*innen mit der Erarbeitung ihres Themas. In Einzel- oder Partnerarbeit eignen sie sich ein erstes Verständnis des Fachinhalts an. Für Fragen stehen Mitschüler*innen und die Lehrerin zur Verfügung. Was in dieser Stunde nicht geschafft wird, muss Zuhause erledigt werden. 
  • Nun startet das Projekt: um das erste Verständnis zu vertiefen und ein Skript, in diesem Fall eine Produktskizze, zu entwerfen, erklärt jeweils ein Mitglied einem anderen das Thema. Das Gespräch wird von den anderen Gruppenmitgliedern beobachtet und festgehalten, welche Erklärschritte, Rückfragen, Beispiele und Schwierigkeiten sich ergeben. Auf dieser Grundlage wird eine stichpunktartige Skizze des Learningsnacks entworfen. Bevor es an die digitale Umsetzung geht, werfe ich einen Blick auf die Skizze und gebe ggf. Hinweise und Tipps.
  • Auf Basis der Produktskizze funktioniert die Erstellung der LearningSnacks relativ zügig. Die Lerngruppe arbeitet an verschiedenen Orten im Schulgebäude selbstständig. Bei sachlichen, gestalterischen oder inhaltlichen Fragen unterstütze ich die Lernenden. 

2. Überarbeitung

 

  • Die fertigen Snacks werden gemeinsam mit Bewertungsbögen an die Lerngruppe verteilt. Jede Gruppe ist beauftragt, fremde Snacks durchzuspielen und zu notieren, was gelungen ist und wo sich noch Fragen ergeben. Auch die Art der Darstellung wird kommentiert.
  • Am Ende der Stunde erhält so jede Gruppe verschiedene Feedbacks anderer Gruppen. 
  • Anschließend werden im Plenum allgemeine Beobachtungen reflektiert und Tipps formuliert:
    • Was funktionierte gut?
    • Welche Schwierigkeiten ergaben sich?
    • Worauf muss man achten?
  • Aufgabe für die nächste Stunde ist es, den eigenen Snack zu überarbeiten und dabei die Hinweise umzusetzen.

III. Bewertung

  • Um die LearningSnacks zu bewerten, mache ich zunächst Screenshots und korrigiere diese ganz klassisch mit Rotstift. Für die Gruppe lade ich die Datei anschließend in ein Korrekturpadlet. Jeder Screenshot wird dort von mir durch Kommentare zum Inhalt und zur Gestaltung ergänzt. Das Korrekturpadlet ist passwortgeschützt und nur für die jeweilige Gruppe verfügbar. Die Namen der Gruppenmitglieder werden nicht genannt.
  • Auf dem bekannten Bewertungsbogen erhalten die Schüler*innen die Projektbewertung.

  • Schließlich könnten die korrigierten und z. T. überarbeiteten Snacks veröffentlicht und den Mitschüler*innen zur Verfügung gestellt werden. Sie dienen ihnen zur Erarbeitung des Stoffs und zur Vorbereitung auf die Klassenarbeit.



IV. Reflexion

  • Die Schüler*innen waren nach eigener Einschätzung motiviert, arbeiteten konzentriert und beschäftigten sich intensiv mit ihrem Thema. 
  • Auch mit Inhalt und Gestaltung  der zu beurteilenden Snacks anderer Gruppen wurde sich in der Feedbackphase intensiv auseinandergesetzt und dabei weitere Themen inhaltlich erarbeitet. 
  • Der zeitliche Rahmen war angemessen. Die Produkte konnten innerhalb einer Woche erstellt werden und standen nach zwei weiteren Stunden Überarbeitung und der Korrektur durch die Lehrerin zur Verfügung.
  • Bedeutsamkeit erhielt das Projekt durch die Veröffentlichung des Produkts. 
  • Als herausfordernd stellte sich die Umsetzung der Textfunktion dar: die Jugendlichen tendieren dazu, monologisierende Erklärungen mit geringer Interaktionsmöglichkeit zu verfassen. Ein Wesensmerkmal der "Textsorte" Learningsnacks ist jedoch die Interaktivität. Zudem macht die Formulierung von Aufgaben oder Fragen eine intensive Auseinandersetzung mit dem zu vermittelnden Inhalte notwendig und sichert so nicht nur das Verständnis der Rezipient*innen, sondern auch das der Produzent*innen. 
  • Bei der formalen Gestaltung erwiesen sich die korrekte Formatierung und Rechtschreibung als schwierig. 
  • Learningsnacks bietet begrenzte Möglichkeiten Texten eine optische Struktur zu geben. Zur Verfügung stehen Absätze, Fettschrift oder die Gliederung in Beiträge. Die sinnvolle optische Gestaltung setzt eine gedankliche Auseinandersetzung mit dem darzustellenden Inhalt voraus und erleichtert das Verständnis der Nutzer*innen. Nicht alle Gruppen gelang es, die vorhandenen Möglichkeiten adäquat zu nutzen.
  • Im weiteren Unterrichtsverlauf wurden Funktion und Wirkung der Satzarten an unterschiedlichen Texten vergleichen und diskutiert.

Fazit

Wir würden es wieder tun - da sind sich alle Beteiligten einig. Die Erarbeitung der Satzarten mit dem Ziel eines Learningsnacks war motivierend und führte gleichzeitig zu einer intensiven Auseinandersetzung mit dem Unterrichtsstoff. Das Ergebnis wird von den Parallelklassen genutzt und erfährt so Anerkennung. Die Learningsnacks helfen allen bei der Wiederholung des Stoffs und der Vorbereitung auf die Klassenarbeit. 

 

Allerdings merken die Schüler*innen auch an, dass sie sich methodisch herausgefordert fühlten. Die relativ selbstständige Erarbeitung des Lerninhalts und der neuen Tools und der besondere Anspruch des Formats "Learningsnack" fallen beim nächsten Mal bestimmt schon leichter.  



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Geschenke 2.0 oder: Hörtext sticht Kahoot!

Inzwischen ist es schon fast Tradition, dass ich meinen Schüler*innen der unteren Klassen in der Weihnachtszeit das Angebot mache, im Deutschunterricht digitale Weihnachtsgeschenke zu erstellen. Dafür reicht eine Doppelstunde plus Nachbereitung Zuhause. Dieses "Mini-Projekt" ist nichts aufregendes, macht aber allen unheimlich Spaß und fördert nebenbei verschiedene Sprach- und Medienkompetenzen. Deshalb möchte ich es hier kurz einmal vorstellen.


Wir starten mit kleinen Inspirationen: Bildimpulsen, Ideen für lustige oder rätselhafte Überschriften und kurzen Textbeispielen. Alle sind gefordert, eigene Texte zu verfassen. Erlaubt ist, was gefällt und Spaß macht. Entsprechend vielfältig sind die Ergebnisse. Dabei ist es immer schön zu sehen, welche sprachlich-kreativen Talente in den Kindern schlummern, die der normale Unterricht kaum sichtbar macht. 

Im zweiten Schritt dürfen die Schüler*innen entscheiden, ob sie ihr Produkt als Hörtext gestalten möchten. Da dieser online gestellt wird, um als QR Code verschenkt zu werden, benötigen wir das Einverständnis der Eltern und der Urheber*innen. Gemeinsam wird überlegt, welche Daten bei diesem Projekt im Netz landen (müssen) und wie man datensparsam vorgehen könnte. Nachname, Klasse und Alter sind tabu, viele Kinder verzichten zudem auch auf die Nennung ihres Vornamens, denn "Mama und Papa erkennen mich ja an der Stimme und die anderen geht das nichts an."

Außerdem muss der QR Code natürlich dekorativ eingebettet werden, wir brauchen also ein Bild, das zum Thema passt und die Klebefläche für den Code bietet. Die Schüler*innen sind herausgefordert unter Einhaltung von Urheber- und Lizenzrechten erlaubte Bilder zu finden. Wichtige Erkenntnisse:  

1. Wer selbst malt, ist auf der sicheren Seite!

2. Es gibt Angebote von lizenzfreien Bildern im Netz!


Vor der Aufnahme muss das Lesen des eigenen Textes geübt werden. Die richtige Betonung, ein angemessenes Sprechtempo, eine deutliche Aussprache und weitere stimmliche Gestaltungsmöglichkeiten werden wichtig. So intensiv wird all das sonst kaum freiwillig trainiert.

In meiner Freistunde "leihe" ich mir der Reihen nach alle Mädchen und Jungen, die ihre Texte einlesen wollen, für die Aufnahme aus. Das ausgewählte Bild wird fotografiert, als Hintergrund bei iMovie geladen und die Audioaufnahme gestartet. Wenn das Lesen der Texte vorbereitet wurde, klappt die Aufnahme meist beim ersten Versuch. Nun muss der "Film" nur noch hochgeladen und der Link als QR Code an die Schüler*innen herausgegeben werden. Nach verschiedenen Podcast-Plattformen stellen ich inzwischen die Dateien als "nicht gelistet" auf meinen YouTube-Kanal. So sind sie nur per Link erreichbar und können bei Bedarf jederzeit gelöscht werden.

Die Mitschüler*innen schätzen die digitalen Produkte sehr. Wie sehr, zeigt die Erfahrung in diesem Jahr: Beim der Gestaltung der letzten Stunde vor den Ferien, durfte die Klasse wählen: Kahoot oder eigene WeihnachtsAudios? Dass wir eine Stunde damit verbracht haben, selbstverfasste Weihnachtstexte anzuhören, spricht für sich. 


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Medienkompetenz-Bingo: Auf Schatzsuche im Kollegium

Ein gelungene Fortbildung beginnt mit der Aktivierung und Interaktion der Teilnehmenden. Daher gefällt mir die Methode "Wer-kann-was-Bingo" so gut. Zur Annäherung an den Medienkompetenzrahmen NRW setze ich das "Medienkompetenz-Bingo" ein. Selbst Gruppen, die sich eigentlich kennen, entdecken dabei Kompetenz-Schätze in den eigenen Reihen. 


Idee zum Spiel

In den Boxen sind Erfahrungen beschrieben, die  Kompetenzen (zum Teil auch ganz klein) des Medienkompetenzrahmens (MKR) beschreiben. 

Je nach Lerngruppe (Größe/Vorwissen) lassen sich verschiedene Varianten spielen. Die Boxen sind so angeordnet, dass ein einfaches Bingo  auch eine Gruppe, die nur privat Endgeräte nutzt, erreichen kann.

Bei der Auswertung können die beschriebenen Kompetenzen dem MKR zugeordnet und weiter erläutert werden. Dazu sind die einzelnen Boxen nummeriert.

 


Annäherung an den Medienkompetenzrahmen NRW

Ergänzend zum Bingo kann ein vorbereitetes Padlet eingesetzt werden, auf dem die Teilnehmenden die genannten Erfahrungen den Kompetenzbereichen des MKRs zuordnen. Die Boxen sind farblich markiert, damit in großen Gruppen ggf. arbeitsteilig sortiert werden kann. 

 

Ziel des Spiels

  • Wertschätzung der Vorerfahrungen
  • Interaktion und Vernetzung der Teilnehmenden
  • Sichtbarmachen von vorhandenen Kompetenzen ("Schätze heben")
  • Annäherung an den Medienkompetenzrahmen NRW

Download:

Als *.png Bilddatei steht das Medienkompetenz-Bingo hier zur Verfügung:

 

Download
Wer-kann-was-Bingo?
Fortbildungsmaterial zum Einstieg in einen pädagogischen Tag zum MKR NRW.
medienkompetenzbingo.png
Portable Network Grafik Format 195.6 KB

Da ich immer wieder nach einer bearbeitbaren Vorlage gefragt wurde, hab ich das Bingo einmal als Word-Datei erstellt. 

Medienkompetenzbingo

von: SonjaHennig

Auf tutory anschauen und bearbeiten

Dieses Arbeitsblatt wurde mit dem Autorentool tutory.de erstellt. Unter https://www.tutory.de/w/5febba10 können Sie das Dokument herunterladen und anpassen (nach Registrierung).


Über euer Feedback/Ergänzungen/Kommentare freue ich mich sehr. 

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Das Geheimnis der QR Codes - eine Rallye

QR Codes sind immer ein gefragtes Thema auf Fortbildungen. Sie bieten nicht nur eine einfache Verknüpfung von analogen und digitalen Inhalten, sondern auch vielfältige Einsatzmöglichkeiten in Schule und Unterricht.  Statt den Teilnehmenden in einem Vortag die zahlreichen Einsatzmöglichkeiten der kleinen Rechtecke vorzustellen, lasse ich sie diese selbst erkunden. Als Impulsgeber kommt diese QR Code Rallye zum Einsatz.


Erarbeitung

Zeit ca: 25 Minuten

Wenn am Lernort die QR Codes ausgehängt sind, kann die Rallye auch schon starten. Die Reihenfolge der Aufgaben/Codes ist unwichtig, sodass sich die Gruppe gut verteilen kann. 

Manche Aufgaben erfordern ggf. Unterstützung durch die Moderator*in.

Hinweis:

Die verlinkten Seiten sollten von den Teilnehmenden nicht nur aufgerufen, sondern auch untersucht bzw. bearbeitet (LearningSnack, Erkärvideo,...) werden. 


Material

Code

Inhalt

Intention


1, 2, 3

Einfacher Text mit Informationen zu den Eigenschaften von QR Codes.

  • Möglichkeit der offline Nutzung 
  • Herausforderung: Text wird im Browser geöffnet und von den Teilnehmenden evtl. nicht als Text erkannt. Fehlermeldung: Website nicht verfügbar. 
  • Lösung: Text kopieren und in Textprogramm einfügen.

4

Erklärvideo 

 von @FlippedMathe und @ninatoller

  • QR Codes selbst erstellen

5

Info: QR Codes im Unterricht

 von @aliciabankhofer

  • LearningSnack zum Unterrichtseinsatz von QR Codes
  • Achtung: Der Snack muss erarbeitet werden, um das Lösungswort zu finden.

6, 7

Praktischer Tipp: Kurzlinks 

  • Möglichkeit/Vorteil der Kürzung eines Links 

4, 5, 8, 9

Website Verlinkungen zu unterschiedlichem Unterrichtmaterial

 

  • Einsatz-Perspektive: Lehrer*innen: (Video, Interaktives Spiel, Arbeitsblatt, Ausmalen)

10, 11

Beispiele von Nutzung der QR Codes durch Schüler*innen

 

  • Einsatz-Perspektive: Schüler*innen (Plakat, Audio)

Reflexion

Kollaborative Entwicklung einer Mind-Map zum Einsatz von QR Codes im Unterricht

Nach den Impulsen durch die QR Code Rallye lässt sich mit der Gruppe eine vorstrukturierte Mindmap kollaborativ erarbeiten (zum Beispiel Mindmeister). Dabei können Tipps aus der Rallye gesichert und Ideen für den Einsatz im eigenen Unterricht entwickelt werden. 

 

Darf 's ein bisschen mehr sein?

Auf diese Beiträge zu QR Codes im Unterricht verweise ich gerne in der Fortbildung:

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Günstiger Tablet-Trolley

"Statt in teure mobile Tabletwagen zu investieren, wollen wir lieber möglichst viele Kolleg*innen mit Tablets ausstatten", so die Idee. Wie sich ein Tablet-Trolley preisgünstig realisieren lässt, stelle ich euch hier vor. 

 


Die Grundausstattung: ein Trolley

Die Basis unseres Tablet-Trolleys bildet ein klappbarer Einkaufstrolley mit den Maßen 

100 x 42 x 40,5 cm, wie man ihn hier erwerben kann. Die seitlichen Verstärkungsstreben werden herausgenommen und mit einem Kunststoffkleber fixiert.  

Das Herzstück: der Schaumstoffeinsatz

Damit die Tablets in ihren Hüllen sicher gelagert werden, wird der Trolley mit einem maßgefertigten Schaumstoffeinsatz für 10 Tablets ausgestattet. 

Wir haben eine Firma gefunden, die den Einsatz passgenau anfertigt. Sie bietet einen lohnenden Mengenrabatt an.  Sinnvoll ist es daher, wenn der Schulträger gleich für mehrere Schulen bestellt oder verschiedene Schulen gemeinsam eine Bestellung organisieren. 

Die genauen Produktdaten für das Inlay findet ihr hier. 

Download
Datenblatt Tablet-Trolley
Datenblatt Tablet-Trolley.pdf
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Die Praxis: Routinelagerung

Entwickeln Schüler*innen und Kolleg*innen eine routinierte Ordnung bei der Rückgabe der Tablets, sind die Ladeanschlüsse leicht zugänglich und die Tablets können mit wenigen Handgriffen ans Ladekabel angeschlossen werden. 

 

Das Fazit

Bei den Kosten für einen mobilen Tabletwagen, lässt sich viel Geld sparen, wenn man bereit ist, einfach mal selbst Hand an zu legen und die paar Ladekabel anzuschließen. 


Der selbstgemachte Trolley ist leicht, mobil und ziemlich stabil. Durch das geringe Gewicht lässt er sich auch mal gut von einer Person über Treppen tragen. 

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Pilotierung von Tablets in der Sekundarstufe I

Nach einer langen Vorbereitungszeit starten wir im kommenden Schuljahr mit der Pilotierung der Tablets im Unterricht. (Yeah!)

 

Für alle Kolleg*innen, Schüler*innen und Eltern wird das ein besonders spannendes und lehrreiches Jahr. Hier könnt ihr einen Blick auf unsere theoretischen Ideen werfen - über Änderungen im Praxistest halte ich euch auf dem Laufenden. 

 


Ziel und Aufgabe der Pilotierung

Mit dem kommenden Schuljahr beginnen wir mit der Pilotierung von iPads. Diese sollen künftig sowohl von Lehrkräften, als auch von Schülerinnen und Schülern genutzt werden, um den Unterricht weiterzuentwickeln. Die Pilotierungsphase dient damit der Erweiterung pädagogischer Gestaltungsspielräume. Die Lehrkräfte probieren innovative Möglichkeiten um Lernangebote zu individualisieren und zu personalisieren, Medienkompetenz zu vermitteln und Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit zu geben, ihr eigenes Lernen mittels digitaler Medien zu gestalten. Das Veränderungspotenzial, welches digitale Medien für den Unterricht eröffnen, ist groß und die Veränderungen weitreichend für den unterrichtlichen Alltag.

 

Das Pilotteam bereitet den Weg für Kolleg*innen, die sich in der Schule in den nachfolgenden Jahren ebenfalls auf den Weg machen. Jeder Fehler, jedes potentielle Problem, welches während der Pilotierung erkannt wird und für das man eine Lösung findet, bleibt den Kolleginnen und Kollegen, die später einsteigen, erspart und erleichtert ihnen den Weg. Je besser die Pilotierung dokumentiert und evaluiert wird, umso exakter kann mit den gewonnenen Erfahrungen für die nachfolgenden Jahre fein gesteuert werden. Dieses hat besondere Bedeutung, denn die später Einsteigenden sind voraussichtlich weniger technikaffin oder haben weniger Zutrauen in die eigenen Kompetenzen in der Nutzung digitaler Technologien als die Mitglieder des Pilotteams. Die Pilotierung stellt für uns also den ersten Schritt in einem Entwicklungszyklus dar, der zwischen fünf und sieben Jahre dauert. Nach Abschluss des gesamten Entwicklungszyklusses sollten digitale Medien über die Einbindung in die schulischen Fachlehrpläne, die daraus resultierende Fortschreibung des Medienkonzeptes und die Verankerung im Schulprogramm systemisch in den Schulalltag integriert sein.

Strategien für die Pilotierung

 

Zur Pilotierung der Nutzung von Tablets im Unterricht verfolgen wir zwei sich ergänzende Strategien:

  1. Bildung einer Pilotklasse, der sogenannten Digi-Klasse, in der Jahrgangsstufe 7, in der schulische Tablets den Schülerinnen und Schülern für den Zeitraum der Pilotierung dauerhaft zur privaten und schulischen Nutzung zur Verfügung gestellt werden. Die in der Digi-Klasse unterrichtenden Lehrkräfte bilden das Pilotteam und erhalten ebenfalls eine schulisches Tablet für den Zeitraum der Piloiterung als Dauerleihgabe.
  2. Tablet-Trolleys zur Ausleihe mit je 10 Shared-Tablets für Schülerinnen und Schüler und einem Tablet zur längerfristigen Ausleihe für Lehrkräfte.

Zielsetzung der Digi-Klasse

Die Lehrkräfte in der Pilotklasse gehen grundlegenden Fragestellungen zum Einsatz der iPads im Unterricht nach. Sie

  • identifizieren notwendige Elemente des unterrichtlichen Workflows mit iPads (z.B. Weitergabe von Links, Dateiaustausch, Schreiben von Texten, Sichern von Arbeitsergebnissen, Drucken, Recherchieren, Kollaboratives Arbeiten, Erstellen von Lernprodukten/ Dokumentieren von Lernergebnissen, …)
  • erproben und etablieren erforderliche Alltagsrituale für die Nutzung von iPads im Unterricht
  • ermitteln und testen Apps und Web-Plattformen, die geeignet sind, die unterrichtlichen Workflows schülergerecht abzubilden und in vielen Verwendungszusammenhängen nutzbar sind
  • suchen und testen Apps und Web-Plattformen, die für spezielle Anwendungen (z. B. Fachthemen, individuelle Förderung, …) mit möglichst großem Nutzen einsetzbar sind
  • setzen die iPads, wenn sich pädagogisch sinnvolle Verwendungszusammenhänge ergeben, in ihren Fächern ein.

Die Schülerinnen und Schüler der Pilotklasse

  • üben Rituale der täglichen Nutzung von iPads im Unterricht ein, z. B. aus der Aufbewahrung holen und dorthin zurückstellen, vom Strom nehmen und anschließen, Bildschirmpflege, ...
  • erarbeiten Regeln für einen verantwortungsvollen Umgang mit den iPads
  • lernen Grundfunktionen des iPads kennen und sicher beherrschen
  • lernen die Bedienung von verschiedenen Apps kennen und beherrschen
  • lernen, wie man bei technischen Problemen oder Problemen mit der Nutzung oder Funktion von Apps reagiert

 

Um die Erfahrungen für alle Lehrkräfte nutzbar zu machen, hat das Pilotteam außerdem folgende Aufgaben:

 

  • Sammlung, Dokumentation und Evaluation von Erfahrungen zum Einsatz von Tablets im Unterricht,
  • Entwicklung und Dokumentation von Routinen und Ritualen,
  • Bereitstellung/Teilen von Unterrichtsideen
  • Funktion von Multiplikatoren

Zielsetzung der Tablet-Trolleys

Die Tablet-Trolleys sind für alle Jahrgangsstufen für unterrichtliche Projekte ausleihbar. Die Erfahrungen im Bereich “Handling” werden von den nutzenden Lehrkräften dokumentiert und durch das Team Digitalisierung ausgewertet.

 

Die Tablet-Trolley bieten die Grundlage dafür, die durch das Pilotteam in den schulinternen Mikrofortbildungen angebotenen Inhalte in die Breite zu tragen und für alle Lehrkräfte umsetzbar zu machen.

Zeitliche Planung

Die Pilotierung erfolgt zunächst über ein Schuljahr. Dabei muss beachtet werden, dass den beteiligten Lehrkräften unter Berücksichtigung der Voraussetzungen, welche sie mitbringen und der übrigen Arbeitsbelastung ausreichend Zeit gegeben wird,

  • sich die notwendigen Fertigkeiten/Kompetenzen schrittweise zu erarbeiten,
  • sie im Unterricht kleinschrittig zu erproben,
  • sie einzuüben, Routine zu entwickeln und Selbstsicherheit zu gewinnen in der Nutzung,
  • die Erfahrungen zu dokumentieren und durch das Team Digitalisierung zu evaluieren,
  • als Multiplikatoren schulinterne Mikrofortbildungen im Rahmen des Kurskiosks anzubieten.

Notwendige Rahmenbedingungen

 

Organisatorisch

Maßgeblich für den Erfolg der Pilotierung ist der regelmäßige Austausch bzw. die Vernetzung der Beteiligten. Dieser Austausch wird über regelmäßige Termine institutionalisiert.

Das Pilotteam wird durch Entlastungsstunden für die Entwicklungsarbeit entlastet. Ggf. kann dies auch durch Anrechung von Mehrarbeit erfolgen.

Gegenseitige Hospitationen innerhalb des Pilotteams sind gewünscht und werden unterstützt.

Im Stundenplan wird eine feste Stunde für Teamsitzungen des Pilotteams eingebunden.

Die Dokumentation der Unterrichtserfahrungen erfolgt je Unterrichtsreihe bzw. Methode standardisiert per Formular und ist in einer Cloud (O365/Padlet) für alle transparent und abrufbar.

 

Für die Entwicklung wird eine Vernetzung über einen schnellen Kommunikationskanal wie Microsoft Teams etabliert. Dieser Kommunikationskanal soll genutzt werden für

  • den schnellen und einfachen Austausch über nützliche Webseiten und Apps
  • schnelles Nachfragen bei Problemen
  • die Verabredung gemeinsamer Vorhaben
  • die einfache Weitergabe von erstellten Unterrichtsmaterialien (z. B. Arbeitsblätter, LearningApps, BookCreator Bücher/ Vorlagen, …)

Fortbildung

Unterrichten mit digitalen Medien stellt für uns etwas Neues dar, daher verpflichten sich die Lehrerinnen und Lehrer des Pilotteams dazu, an Fortbildungsmaßnahmen teilzunehmen und werden darin unterstützt.

  • Die Medienberatung des Kreises wird einmal pro Quartal für allgemeine Fortbildungen zum Thema Medieneinsatz im Unterricht und zum fachlichen Einsatz von Medien im Unterricht angefordert. Dazu wird gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen der Kooperationsschule eine zweistündige Fortbildung im Nachmittagsbereich in Anspruch genommen.
  • Das Angebot “Apple for School” wird von uns und der Kooperationsschule halbjährlich für eine ganztägige Fortbildung genutzt.
  • Die Mitglieder der Pilotteams nehmen regelmäßig am Kurskiosk teil und bieten pro Quartal selbst eine Mikrofortbildung an.
  • Webinare werden genutzt, um orts- und zeitunabhängig über das Internet Informationen zur unterrichtlichen Nutzung von Apps und Webplattformen zu erhalten.

*


Technisch

  • Die schuleigenen Tablets sind ins schulische WLAN eingebunden.
  • Es steht eine leistungsfähige Internetanbindung in allen Unterrichtsräumen zur Verfügung.
  • Die Unterrichtsräume der  Mitglieder des Pilotteams sind mit Präsenationsmedien (Monitore mit Apple TV) ausgestattet.
  • Die Verwaltung der Geräte erfolgt über das MDM Zuludesk. Der First-Level-Support wird durch die Medienbeauftragte geleistet. Der Second-Level Support erfolgt durch den Schulträger.
  • Es steht ein Guthaben für den Kauf von Apps zur Verfügung. Über den Kauf entscheidet das Team Digitalisierung. Kriterium für den Kauf ist während der Pilotierung die fächerübergreifende Einsatzfähigkeit kostenpflichtiger Apps.

* (Leider weiß ich nicht mehr genau, woher ich die Idee für diese Darstellung habe... Falls jemand mehr weiß, ergänze ich den Hinweis gerne.)

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Algorithmisches Denken im Deutschunterricht - Wie läuft das denn?

"Problemlösen und Modellieren" ist ein Kompetenzbereich des neuen Medienkompetenzrahmens NRW. Informatische Grundbildung wird darin als elementarer Bestandteil des Bildungssystems verankert und damit zur Aufgabe aller Fächer. Klingt theoretisch sinnvoll. Wie ist das praktisch umsetzbar? Als Deutschlehrerin habe ich eigentlich wenig Berührungspunkte mit Algorithmen & Co. - dachte ich.  


Wenn man genauer hinschaut, was sich hinter dem Kompetenzbereich "Problemlösen und Modellieren" verbirgt, lassen sich tatsächlich für verschiedene Fächer Anknüpfungsmöglichkeiten an Themen erkennen,  die man eigentlich dem Fach Informatik zuordnet.

Medienkompetenzrahmen NRW: Kompetenzbereich 6 - Problemlösen und Modellieren

… bezieht sich auf das Entwickeln von Strategien zur Problemlösung, Modellierung und Zerlegen in Teilschritte (beispielsweise mittels Algorithmen). Schüler*innen

  • erkennen algorithmische Muster und Strukturen in verschiedenen Kontexten und können diese nachvollziehen und reflektieren. Sie formalisieren und beschreiben Probleme und entwickeln Problemlösestrategien. Dazu planen und nutzen sie Algorithmen und Modellierungskonzepte auch in einfachen Programmierumgebungen. (vgl. Medienkompetenzrahmen NRW, 2017)

Da es sich bei jeder formalisierten Handlungsbeschreibung im Prinzip um eine Problemlösungsstrategie handelt, ergeben sich Überschneidungen des Kompetenzbereichs mit den Kompetenzerwartungen für das Fach Deutsch.

  • Texte schreiben: Sie informieren über einfache Sachverhalte und wenden dabei die Gestaltungsmittel einer sachbezogenen Darstellung an. [...] Sie beschreiben (z. B. [...] Versuche, Wege). [...] Sie erklären die Bedeutung nichtsprachlicher Zeichen (z. B. Gestik, Mimik, Verkehrszeichen).  (vgl. Kernlehrplan Deutsch für das Gymnasium (G8)

Mit Ozobots von der Weg- zur Vorgangsbeschreibung

Am Beispiel der Wegbeschreibung stelle ich vor, wie sich der Kompetenzbereich 6 im Deutschunterricht der Jahrgangsstufe 5/6 umsetzen lässt. 

Material:

  • Smartphone oder Tablet mit Internetzugang und QR-Code-Scanner
  • mehrere Ozobots (Bit oder Evo)
  • Stadtplan Ozocity
  • Arbeitsblätter mit Stadtplan, Aufgaben und LearningApps
  • Virtueller Kursraum

Lerngruppe

  • Jg. 4-6

Dauer

  • min. 6 WS

Roboter im Unterricht

Ozobot ist ein spielzeugähnlicher, robuster Roboter (Schüler*innen finden ihn süüüüüß!), der sich durch grafische Elemente programmieren lässt. Die Programmierung im englischsprachigen Editor ist weitgehend intuitiv.  Die visuelle Darstellung ermöglicht schon Grundschulkindern eine schnelles Verständnis des Prinzips. Fünf Stufen differenzieren zwischen unterschiedlichen Ansprüchen und Möglichkeiten und machen das Programmieren auch für Jugendliche attraktiv. Der Code wird per Flashing übertragen. Der Evo hat mehr Sensoren, Lichter und Töne als der etwas kleinere und günstigere Bit. 

Ozobot Bit und der etwas größere Evo 


Willkommen in Ozo-City!

Der Stadtplan besteht aus einer Lacktischdecke (130 x 90), die man als Meterware erhält. Das Seitenverhältnis entspricht etwa dem DIN A Format, so dass der Plan sich auf ein DIN A4 oder DIN A3 Blatt übertragen lässt. Klebefolie stellt die städtischen Gegebenheiten dar. Vier Stadttore dienen als Startpunkte, unterschiedliche Aufgaben werden durch "Verkehrsregeln" vorgegeben.


Skizze der Unterrichtsreihe

1. In Partnerarbeit gliedern die Schüler*innen den Weg des Ozobots  in einzelne Handlungsschritte und setzen diese im Editor zusammen. Durch den Praxistest: "Erreicht Ozobot sein Ziel?" überprüfen sie den verwendeten Code. Ist er korrekt, übertragen die Schüler*innen die Programmbausteine auf das Arbeitsblatt.

 

Die Übung verdeutlicht, dass nur ein präziser Code funktioniert. Auch bei der folgenden Aufgabe sind Eindeutigkeit und Genauigkeit Voraussetzung.


2. Für eine "Freundin" formulieren die Lernenden nun die Wegbeschreibung aus. Dies kann je nach Voraussetzungen der Lerngruppe zunächst als Partner- oder Kleingruppenarbeit kollaborativ (z. B. Zumpad) oder auch als Einzelarbeit erfolgen. Die Vorbereitung dieses Arbeitsschritts durch die Programmierung des Ozobots erleichtert die genaue  und eindeutige Wegbeschreibung.

3. Die Wegbeschreibung wird der Lerngruppe vorgetragen. Die Mitschüler*innen versuchen dem beschriebenen Weg zu folgen und formulieren in einem positiven Feedback Tipps für eine gelungene Wegbeschreibung. (Ein Erklärvideo bietet die Möglichkeit der Ergebniskontrolle.)

4. Im aktiven Plenum erarbeitet die Lerngruppe Merkmale der Programmierung bzw. der Wegbeschreibung. Unterschiede und Gemeinsamkeiten beider Texte werden auf dem Arbeitsblatt notiert. 


5. Um eine präzise Begrifflichkeit zu erreichen, werden die Eigenschaften der verwendeten Algorithmen in zwei LearningApps jeweils für die Wegbeschreibung bzw. Programmierung formuliert. Die jeweiligen Merkmale müssen von den Schüler*innen einander zugeordnet werden. Auf diese Weise werden die erarbeiteten Merkmale wiederholt und fachsprachlich geklärt.


6. Nachdem die Schüler*innen am Beispiel der Ozobot-Programmierung und der Wegbeschreibung Merkmale von Algorithmen erarbeitet haben, übertragen sie ihr Wissen auf alltägliche Vorgänge und ordnen diese den Kategorien "algorithmisch" bzw. "nicht-algorithmisch" zu. Die Schüler*innen erkennen jede formalisierte Handlungsbeschreibung als Algorithmus. 


7. Beispiele algorithmischer Vorgänge werden schließlich in einzelne Handlungsschritte zerlegt und als Handlungsanweisung formuliert im Heft notiert. Dabei wenden die Schüler*innen die erarbeiteten Merkmale von Algorithmen an, indem sie im Unterrichtsgespräch begründen, weshalb der beschriebene Vorgang algorithmisch ist. 

8. Abschließend formulieren die Lernenden eine genaue Definition der erlernten Begriffe und verdeutlichen diese durch ein selbstgewähltes Beispiel.


9. Zum Abschluss reflektiert die Lerngruppe die Bedeutung von Algorithmen. Die Kinder erlebten am Beispiel des Ozobots, dass Maschinen bzw. Computer nur das ausführen, was programmiert wurde. Sie verstehen, wie der Computer "denkt" und wie seine Handlung beeinflusst wird. 

Resümee

Die Kinder waren begeistert bei der Sache. Sie suchten motiviert nach algorithmischen Mustern und Strukturen im Alltag und reflektierten sehr genau, in welche Teilschritte die Vorgänge zerlegt werden müssen. Die Einsicht, dass Algorithmen die Handlung eines Computers bestimmen, ermöglicht es, diese Handlungen zu hinterfragen. 

Auch aus der Perspektive des Deutschunterrichts habe ich die beschriebene Herangehensweise für den Themenbereich "Weg- und Vorgangsbeschreibung" als gewinnbringend erlebt, da sie meine Schüler*innen zu einer sehr präzisen Analyse und Beschreibung von Handlungen anregte.

Ideen für den Unterricht

Unterrichtsfach

Jahrgangsstufe

Erläuterung


Deutsch

Englisch

4 - 6

5 - 7

Wegbeschreibung, Vorgangsbeschreibung

Wegbeschreibung (Der englischsprachige Editor (Stufe 2 - 5) eignet sich vermutlich gut zur Sprachanwendung im Englischunterricht.)


Weitere Unterrichtsideen für andere Fächer würde ich gerne ergänzen.

Ich bin gespannt, was euch einfällt!


Auf Synthetikpapier Din A0 gedruckt, sieht der Stadtplan so aus: 


Download
Algorithmen entdecken: Die Wegbeschreibung (Arbeitsblätter)
Algorithmen entdecken_ Die Wegbeschreibu
Adobe Acrobat Dokument 353.8 KB
Download
Die Wegbeschreibung (Klassenarbeit)
KA Ozo-City _Wegbeschreibung.pdf
Adobe Acrobat Dokument 545.8 KB
Download
OzoCity (Stadtplan)
Plan_OzoCity-1.jpg
JPG Bild 254.6 KB

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Mein DeutschFlip-Bericht beim #ICMChatde

Am 13. November 2017 durfte ich beim ICM Chat über meinen DeutschFlip berichten. Für mich eine spannende Erfahrung, die mir viel Spaß gemacht hat. Nun hoffe ich auf euer Feedback und neue Denkanstöße. 


Flipped Classroom in der Unterstufe – Geht das? Wie sieht das aus? .. und was bringt’s?

Nach einem guten Jahr Deutsch Flip ziehe ich Resümee und berichte über die Veränderung des Unterrichts, von Experimenten im Klassenraum und den Reaktionen der Schüler*innen und Eltern.


Konkrete und erprobte Unterrichtsbeispiele zeigen, welche Inhalte und Unterrichtsphasen des Faches Deutsch sich für den Flip eignen und wie Schüler*innen den Stoff selbstständig erarbeiten können, so dass der Deutsch-Flip als Türöffner Gestaltungsspielräume im Unterricht schafft.

Vielen Dank an Sebastian Schmidt und Andreas Ott für Motivation, Begleitung und Unterstützung!


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Audiokommentare zur Klassenarbeit - mein Workflow

(Aktualisiert 9/2020)
Normalerweise erhalten Schüler*innen den Erwartungshorizont mit Randbemerkungen oder einem ergänzenden Kommentar als Rückmeldung zur Klassenarbeit. Die Idee eine differenzierte und individuelle Rückmeldung per Audio zu geben, fand ich spannend. Qwiqr erlaubt sowas sogar, ohne dass man mit dem Datenschutz in Konflikt gerät. Da ich gerade sowieso korrigiere, hab ich 's gleich mal ausprobiert. 


Mittels Qwiqr lassen sich datenschutzkonform Audiofiles erstellen und per QR Code teilen. Wie das genau geht, erklärt Hauke Poelert in diesem Tutorial.  

Der erste Audiokommentar dauerte gefühlt ewig. Qwiqr erlaubt keine Bearbeitung, also bleibt entweder jeder Versprecher, jedes falsch gewählte Wort und jede seltsame Formulierung bestehen oder man startet eine komplett neue Aufnahme. Bei einer Bewertung oder einem persönlichen Kommentar möchte ich natürlich besonders überlegt formulieren und so waren die ersten spontanen Versuche zum Scheitern verurteilt. 

 

Schließlich entstand aber ein Konzept, wie ich den Kommentar quasi nebenbei aufnehme.

Vorbereitung

 

  • Um mit Qwiqr ein Feedback aufzunehmen, benötigt man natürlich einen Account. Die kostenlose Variante des Angebots reicht mir, da ich kein Videofeedback erstellen möchte. Auf der Website kann man ganz einfach die passende Anzahl an QR Codes erstellen. Ich nutze das Format "Avery L7120", damit ich die Codes gleich auf die passenden Etiketten drucken und später unter den Erwartungshorizont kleben kann. 
  • Um ein Feedback zu erstellen, wähle ich einen QR Code, löse ihn vom Blatt und beschrifte ihn mit dem Vornamen meiner Schülerin oder meines Schülers.
  • Anschließend scanne ich den Code mit dem Smartphone und werde dadurch auf die Aufnahmeseite von Qwiqr geleitet.
  • Nun gebe ich dem zu erstellenden Audiofile einen chiffrierten Namen und wähle die Feedbackart: Audioaufnahme. Schon kann's losgehen!

Aufnahme

1. Der Kommentar beginnt mit einer Begrüßung und Vorstellung.

"Hallo, hier ist Frau Sonnig mit einem Kommentar zu deiner ersten Deutscharbeit."

  • Die Nennung der Arbeit finde ich wichtig, damit sich die Kommentare eindeutig der jeweiligen Klassenarbeit zuordnen lassen.
  • Den Namen der Schüler*in nenne ich aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht, auch wenn ich mir dafür manchmal auf die Zunge beißen muss. 

2. Nun folgt eine kurze Beschreibung der zu bearbeitenden Aufgabe.

"In der ersten Aufgabe solltest du den vorliegenden Text genau untersuchen, Fehler finden und benennen und Verbesserungsvorschläge formulieren."

  • Auf diese Weise erhält das Audiofile eine inhaltliche Struktur, das erleichtert den Hörer*innen die Orientierung und mir die Aufnahme.

3. Während der Korrektur fülle ich üblicherweise auch den Erwartungshorizont aus. Ebenso verfahre ich bei der Aufnahme. Immer, wenn mir etwas auffällt, was ich gerne genauer erläutern würde, als der Platz am Rand es zulässt, ergänze ich das Audio. 

  • Auf diese Weise nehme ich meist vorformulierte Sätze auf und pausiere zwischendurch. 
  • Gut ist es, im Hinterkopf zu behalten, was man zuletzt aufgenommen hat. Sonst entstehen schnell Wiederholungen oder Lücken. 
  • Trotz der zahlreichen Pausen bei der Aufnahme ergibt sich später bei der Wiedergabe ein flüssiger Text. Die Aufnahmequalität ist also insofern gut.
  • Bei der Aufnahme spreche ich bewusst ins Micro des Smartphones. Der Klang ist in Ordnung.
  • Verweise auf den Unterricht, Tipps oder ausführliche Erläuterungen ergeben sich von selbst. 

4. Im Schlussteil fasse ich evtl. kurz zusammen, ergänze eine Rückmeldung zur sonstigen Mitarbeit und verabschiede mich. 

  • Bei komplizierten Fällen höre ich die Datei nochmal an, bevor ich sie speichere.
  • Damit jeder sieht, dass der Erwartungshorizont nur mit Audiokommentar vollständig ist, findet sich ein Platzhalter zum Einkleben der Etiketten auf dem Ausdruck.
  • Mit viel Gefühl lassen sich die Etiketten wieder spurlos entfernen, weshalb ich einen kleinen Haken vom Aufkleber aufs Blatt ziehe. 

Auswertung

  • Insgesamt kommentiere ich per Audio ausführlicher und stelle mehr inhaltliche und unterrichtliche Zusammenhänge her, als ich dies zuvor schriftlich machte. Mir gefällt auch die persönliche Note, die sich schriftlich nicht erreichen lässt.
  • Praktisch finde ich, dass Qwiqr in der History anzeigt, ob das Audiofile gehört wurde. 
  • Auf Quiqr findet sich in der History Archiv aller in der Cloud befindlichen Files. So lässt sich für Elterngespräche oder Beratungen darauf zurückgreifen. 

Weitere Einsatzmöglichkeiten

  • Für mündliche Aufgaben eignet sich Qwiqr natürlich besonders gut, da keine persönlichen Daten von Schüler*innen erfasst werden. Die Codes können zusammen mit dem Arbeitsauftrag verteilt werden.
  • Dazu erstelle ich für jeden Code ein Qwiqr-Gespräch. Die Schüler*innen können nun einen eigenen Audiobeitrag leisten, ohne dass sie einen Account anlegen müssen.


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Der Unterricht steht Kopf - Gedanken zum DeutschFlip

Die Flipped Classroom Idee, Lerninhalte als Video zur Verfügung zu stellen und die gemeinsame Zeit im „Klassenraum“ für Praxis und Anwendung zu nutzen, klingt interessant. Eignet sich das Konzept auch für das Fach Deutsch? Wie, wann und warum ich Erklärvideos  einsetze, möchte ich hier vorstellen.  


Die Erklärung des Flipped Classrooms als „umgedrehter Unterricht“ reduziert die Methode scheinbar auf die Erarbeitung des Unterrichtsstoffs als Hausaufgabe und die Übung/Sicherung in der Präsenzphase. 

 

Deshalb gefällt mir die Beschreibung „Unterricht auf den Kopf stellen“ viel besser. "Auf den Kopf stellen“ meint „völlig verändern“, „umkrempeln“, „durcheinanderbringen“ oder „gründlich durchsuchen“. Das passt gut zu dem, was beim Flipped Classroom passieren kann. Das Konzept verstehe ich als eine Möglichkeit Gestaltungsspielräume zu schaffen und anderen Methoden die Tür in den Unterricht zu öffnen. Gehen Flipped Classroom und Methodenvielfalt Hand in Hand, kann sich Unterricht tatsächlich verändern. 

 

Die "breite Palette unterschiedlicher Unterrichtsformen", welche der Kernlehrplan Deutsch (G8) NRW fordert, kommt im Unterrichtsalltag oft genug zu kurz. Der Einsatz von Erklärvideos kann die "lehrerbezogene Wissensvermittlung" auslagern und der "selbstständigen Erarbeitung neuer Inhalte" (vgl. Kernlehrplan Deutsch (G8) NRW) mehr Raum geben.  

 

Begriffserweiterung

Erkärvideos setze ich entweder als Hausaufgabe zur Vorbereitung des Unterrichts, zur Unterstützung der Schüler*innen bei der selbstständigen Wiederholung bzw. Erarbeitung des Stoffs oder zur Sicherung der Ergebnisse aus dem Unterricht ein. Begrifflich ließe sich das als Wechselspiel zwischen Half-Flip, Flip und inClass-Flip umschreiben.

Ob ein Einsatz von Lernvideos, der sich nicht an der klassischen Einteilung Hausaufgabe - Präsenzphase, sondern an den Bedürfnissen der Lernenden orientiert, als Flipped Classroom bezeichnet werden kann, habe ich mich immer wieder gefragt. Stefan Schmidt hat dazu jetzt eine wunderbare Erweiterung der Definition ins Spiel gebracht: 

  

"Die Ursprungsidee war, dass der Stoff den Schüler via Videoclips vermittelt wird und das Üben in der Schule stattfindet. Heute versteht man darunter generell die Einbeziehung digitaler Medien." (Stefan Schmidt, https://kurier.at/wissen/schule-2-0-digitale-grundbildung-wird-zum-unterrichtsfach/284.390.378 abgerufen am 5.09.2017)

 

Was eignet sich für den Deutsch-Flip?

Zur Aneignung höherer Kompetenzen des Faches Deutsch bedarf es einer aktiven Auseinandersetzung mit dem Thema, sprachlicher Interaktion und der Analyse von Sprache in unterschiedlichen Kontexten. Das methodische Instrumentarium des Faches, die erforderlichen Kenntnisse, Strategien und Arbeitstechniken lassen sich in digitalen Lerneinheiten wie Erklärvideos zur Verfügung stellen. Nach der Lernzieltaxonomie Blooms als höherwertig eingestufte Lehr-/Lernziele wie Textanalyse, Literaturverständnis oder kreativ-produktives sprachliches Handeln erfordern hingegen eine individuelle, tiefergehende Auseinandersetzung, die zeitliche und gestalterische Freiräume benötigt. Daher erlebe ich beispielsweise die Vermittlung von

  • Methoden der Textplanung,
  • Techniken der Texterarbeitung,
  • Erzähltechniken,
  • sprachlichen Gestaltungsmitteln,
  • Möglichkeiten der Textbeschreibung,
  • Fachbegriffen oder
  • Regelwissen (Rechtschreibung/Grammatik) 

durch Erklärvideos als sinnvoll.


Freiräume schaffen! 

Meinen Flip möchte ich frei gestalten. Es gibt also kein "Rezept" nach dem ich vorgehe. Was ich hier skizziere, sind mögliche Wege, denn einen Weg, der auf alle Lerninhalte und Lerngruppen passt, gibt es vermutlich nicht.  

Einstieg in die Stunde

Hat die Lerngruppe die gemeinsame Aufgabe ein Erklärvideo zu erarbeiten, sind verschiedene Stundeneinstiege möglich: 

  • Klärung der Fragen, die sich die Schüler*innen ggf. notiert haben, im Unterrichtsgespräch nach der "Think-Pair-Share" Methode.
  • Gemeinsamer Einstieg ins Thema durch praktische Anwendung des im Erklärvideo vermittelten Inhalts und/oder Besprechung der begleitenden Aufgaben.

Möglich ist auch eine erste Auseinandersetzung mit dem Thema über ein Quiz.

  • Plickers: Die spielerische Abfrage liefert eine differenzierte Rückmeldung darüber, wer den Unterrichtsstoff verstanden hat und wer noch Unterstützung braucht. Meine Erfahrung: Lieber kurz und knapp, dafür öfter mal.

  • Jede Plickers-Aufgabe endet erst mit der Erläuterung der Antwort durch eine(n) Schüler*in oder mit der Diskussion der Frage durch die Lerngruppe.
  • Plickers aktiviert alle Lernenden, lässt zeitlich Raum für gemeinsame Überlegungen oder Diskussionen und unterstützt eine breite Teilnahme am Unterrichtsgespräch.

Übungsphase

Anfangs erwartete ich, dass mir durch die Auslagerung der Erklärphase mehr Zeit zur Verfügung stünde, Lernende beim Erarbeiten zu begleiten. Allerdings hatte ich nicht bedacht, dass gleichzeitig die Nachfrage nach individueller Betreuung (besonders in den unteren Jahrgangsstufen) deutlich steigt. Durch den Flip hole ich mir sämtliche Fragen, die bei  Schüler*innen möglicherweise durch Hausaufgabe aufgeworfen werden, in den Klassenraum. Knapp 30 Lernende, arbeiten jetzt allein oder gemeinsam und wünschen sich in der Stunde regelmäßig und zeitnah Feedback, Unterstützung oder Begleitung. Das ist eine größere Herausforderung als jede lehrerzentrierte Methode der Wissensvermittlung. 

 

Will ich also die Unterrichtszeit sinnvoll nutzen, musst ich diese Phase der Anwendung und Erprobung des Unterrichtsstoffes verändern. Unterstützend wirken 

  • ein Expertensystem: Schüler*innen, die sich in einem Themenbereich besonders gut auskennen, werden (nach Absprache) auf einer ausgehängten Liste im Klassenraum eingetragen und können als Experten anderen Mitschüler*innen bei Bedarf helfen.  Das ist praktisch eine Minimalform des "Lernen durch Lehrens". Diese Hilfe kann von mir durch eine "Gut gemacht!" Notiz honoriert werden. 

  • digitale Tools: Je nach Aufgabenstellung eigenen sich auch verschiedene digitale Tools wie z. B. QR-Codes, LearningApps oder LearningSnacks für eine einfache und schnelle Rückmeldung. 
    • Besonders gefällt mir der Einsatz von LearningSnacks zum Vergleich von Arbeitsergebnissen oder als Unterstützung einer Arbeitstechnik. Im Gegensatz zum  Arbeitsheft können Lösungen hier Stück für Stück präsentiert und Lernende so zur sorgfältigen Selbstkontrolle angehalten werden. Zusätzliche kleine Aufgaben lenken die Aufmerksamkeit auf besondere Schwierigkeiten.
  • klassische Möglichkeiten der Selbstkontrolle wie z. B. Lösungsvorschläge im Arbeitsheft. 

Frei gemixt: Flip, Half-Flip und inClass-Flip

Wenn jede/r Lernende die Videos im eigenen Tempo erarbeitet, sollte konsequenterweise auch im Unterricht eine individuelle Auseinandersetzung mit dem Unterrichtsstoff möglich sein. 

Vorgegebene Phasen, wie das Besprechung von Aufgaben, wieder gleichzuschalten, ist deshalb manchmal schwierig. So ergibt es sich von selbst, dass die Schüler*innen auch weitere Arbeitsschritte dann gehen, wenn sie soweit sind. Ein Teil der Lerngruppe kann ein fortführendes Video also schon in der Unterrichtsstunde erarbeiten, während eine andere Gruppe einfach mehr Zeit und Begleitung benötigt und das nächste Video deshalb erst zu einem späteren Zeitpunkt in Angriff nimmt.

Damit bleibt mir als Lehrerin die Freiheit aus der Situation der Lerngruppe heraus und nicht nach dem Diktat der Unterrichtsorganisation zu entscheiden, welche Phasen wir gemeinsam gestalten. 

 

Lern- und Projektphase

Der wichtigste Teil des Deutschunterrichts findet statt, wenn das Grundwissen sitzt. Im Idealfall endet eine Unterrichtsreihe mit einem Projekt der Schüler*innen. 

 

Wo liegt beim Flipped Classroom die Herausforderung für die Lernenden?

  • Schüler*innen assoziieren mit Filmen Entspannung und Unterhaltung. Das kann man immer wieder beobachten, wenn sie im Unterricht die begleitende Aufgabe zum Film überrascht zur Kenntnis nehmen. Als Lernmedium müssen sie Filme erst kennenlernen. Von dem erfahrenen Kollegen Sebastian Stoll habe ich deshalb die "Papierflieger" Methode zur Einführung des Flipped Classrooms übernommen. Anhand des praktischen Beispiels erfahren die Kinder, wie sie sich ein Erklärvideo erarbeiten können.

  • Obwohl die Arbeit mit digitalen Tool sehr motivierend wirkt, ist es für viele Kinder eine Herausforderung, selbstständig zu arbeiten, eigenen Unterstützungsbedarf zu erkennen und einzufordern, Ergebnisse ehrlich zu kontrollieren und so den Erarbeitungsprozess diszipliniert zu gestalten. Daher ist eine besonders aufmerksame individuelle Begleitung wichtig.

Warum bringt Flipped Classroom den Unterricht durcheinander?

  • Lernende übernehmen in den FC Phasen Verantwortung für ihr eigenes Lernen. Ihre Unterrichtsaktivität steigt.
  • Lehrende erhalten Gelegenheit zur Begleitung und Unterstützung der Schüler*innen.
  • Das Helfer-System wirkt gemeinschaftsbildend und unterstützt damit eine lernförderliche Unterrichtsatmosphäre.
  • Verfügt die Lerngruppe über das Grundlagenwissen, kann in den geschaffenen zeitlichen Freiräumen das Wissens kreativ-produktiv genutzt und verfestigt werden.
  • Insgesamt nimmt die Interaktion zwischen Lehrer*in und Schüler*innen ebenso wie die zwischen Schüler*innen zu.
  • Individuelle Unterstützung, persönliche Gespräche und die Motivation der Lernenden durch Projekte verändern die Lehrer*in - Schüler*innen Beziehung. Die klassische Hierarchie wird zumindest reduziert. 

Wie sehr man den Unterricht umkrempelt, hängt natürlich immer von den Vorstellungen der eigenen Lehrerrolle  und den Rahmenbedingungen ab. 

 

Gestaltungsspielräume gewinnen!

Wichtige Kompetenzen des Deutschunterrichts können m. E. n. nicht durch Erklärvideos vermittelt werden. Zur Aneignung bedarf es einer aktiven Auseinandersetzung mit dem Unterrichtsstoff, der sprachlichen Interaktion der Gruppe und der Analyse von Sprache in unterschiedlichsten Kontexten. In der praktischen Sprachanwendung und -begegnung erwerben Schüler Fähigkeiten und Fertigkeiten.


Natürlich bin ich Deutschlehrerin, weil mir das Fach einfach Spaß macht. Darüber hinaus ist Sprache für mich aber vor allem das, was Wilhelm von Humbold als "Schlüssel zur Welt" bezeichnet. Um meinen Schüler*innen dies erfahren zu lassen, braucht man im Deutschunterricht Zeit für selbstgesteuertes Lernen.

 

Der Flipped Classroom ermöglicht diese Gestaltungsspielräume. Deshalb flippe ich, wenn es passt.


Die Bertelsmann Stiftung hat im Juli 2016 den Deutschunterricht besucht und in ihrem Change Magazin darüber berichtet.


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Diskutieren mit Geheimsprache

Per Twitter bekommt man immer wieder tolle Tipps fürs Lehrerleben. Heute stieß ich auf den Tweet von @JoeranDE über das UWC Robert Bosch College in Freiburg, wo es sieben unterschiedliche Arten gibt, sich zu melden. Das Video und Hinweise findet man bei Jöran und Konsorten. Weil ich die Idee einfach klasse finde, hab ich fürs Klassenzimmer ein Schaubild mit sechs der Zeichen erstellt. Vielleicht kann 's ja sonst noch jemand brauchen.


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Plan B: Kurskiosk - Kurzfortbildung auf Bestellung

Da im letzten Schuljahr die Teilnehmerzahl der digitalen Mittagspausen teilweise recht übersichtlich war, startet im neuen Jahr "Plan B": der Kurskiosk.

Die Organisationsform wird wohl an anderen Schulen [hier: (1) (2)] schon länger zur Qualifizierung des Kollegiums genutzt. Allerdings kannte ich das Format bisher leider nicht - vielleicht geht das ja anderen auch so. Deshalb stellte ich kurz vor, was mit dem Begriff gemeint ist.


Während ein Kiosk verschiedene Angebote "to go" bereithält, werden im Kurskiosk unterschiedliche Impulsfortbildungen für zwischendurch angeboten. Wenn sich mindestens drei interessierte Kolleg*innen in die Teilnehmerliste eintragen, findet der Kurs statt.

Eine überarbeitete Variante zum Aushängen im Lehrerzimmer findet sich im aktuellen Bericht zum Kurskiosk zum Download.


Es wird also ein Termin vereinbart und der Kurs nochmals ausgehängt, sowie per Mail angekündigt, um weitere Interessierte einzuladen.  

 

  • Vorteil: Der Termin kann flexibel an interessierte Kolleg*innen angepasst werden. Das betrifft Wochentag, Zeitpunkt und -umfang. 

Mindestens ein Angebotsfeld bleibt frei für Fortbildungswünsche des Kollegiums. Hier können Bedarfe eingetragen und ebenfalls Anmeldungen gesammelt werden. 

Wer einen Kurs anbieten möchte, setzt sich mit dem Orga-Team in Verbindung. Möglich ist alles, was zu Schule und Unterricht passt . Im Optimalfall entsteht vielleicht eine Ideenbörse für guten Unterricht.

  • Vorteil: Es gibt eine einfache Möglichkeit Fortbildungsbedarf oder -interesse anzumelden; jede(r) kann Anbieter*in werden (Stichwort: Schätze heben).

Der "Bestellzettel" wird hoffentlich in den nächsten Wochen von Kolleg*innen ausgefüllt. (Wer Interesse hat, findet die alte Vorlage hier oder die neue Vorlage hier.)

Ob der Kurskiosk besser angenommen wird, als die digitale Mittagspause, bleibt abzuwarten. Aktuell wirkt das Konzept vielversprechend. Daumen drücken!

 

Freuen würde ich mich über kurze Erfahrungsberichte oder eure Tipps für die Durchführung. 



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Buchvorstellungen per Audiofile

Podcastangebote bestehen meist aus einer browserbasierte Software und App, um unkompliziert kurze Audioaufnahmen  zu produzieren und zu teilen. Das kann in vielen Unterrichsszenarien sinnvoll und nützlich sein.

Für einen Klassiker des Deutschunterrichts habe ich ein solches Angebot mit Schüler*innen einer 5. Jahrgangsstufe genutzt: Buchvorstellungen.


"Lies doch mal mein Lieblingsbuch!" - Buchvorstellungen mit diesem Motto führe ich seit Jahren regelmäßig in den unteren Jahrgangsstufen durch. Eine Empfehlung unter Freunden ist so viel mehr wert, als der elterliche Ratschlag: "Jetzt lies doch mal!"

Klassisch erarbeiten wir zunächst gemeinsam die Merkmale einer Buchvorstellung, dann wählt jedes Kind ein geeignetes Buch aus und bereitet sich im Unterricht und zu Hause auf die Präsentation vor. Die eigentliche Empfehlung findet schließlich im Kreis der Klassenkamerad*innen statt. 

 

Schade, dass die wertvollen Lektüretipps nur einen kurzen Moment wirken können. Dachte ich.

Bis mir ein Kollege ein Postcastangebot empfahl. Danke dafür! ;-)

Ziel des Projekts:

  • Die Buchvorstellungen werden im Unterricht per App aufgenommen.
  • Die gesammelten Audios stellt die Klasse der Stadtbücherei zur Verfügung.
  • Interessierte Kindern und Jugendlichen können die Buchempfehlungen gleichaltriger Schüler*innen mittels QR Code hören und gleich vor Ort ein passendes Buch wählen.

Was kann ein Podcast-Angebot?

  • Mit der kostenlosen Variante der Software lassen sich meist bis zu 10minütige Audios aufnehmen.
  • Die Aufnahmen können innerhalb des Tools nicht bearbeitet werden. Es lassen sich aber Start und Endpunkt ändern.
  • Die Aufnahme kann unterbrochen und ein weiterer Teil später am Anfang oder Ende ergänzt werden.
  • Es ist möglich, ein passendes Bild zum Audio zu veröffentlichen.

Schritt für Schritt zur digitalen Buchvorstellung

1. Einstieg: Präsentation des Projekts

Die Idee, die eigene Buchvorstellung in der Stadtbücherei und im Internet einer größeren Öffentlichkeit zugänglich zu machen, weckt bei den Kinder der Klasse 5 Begeisterung, wirft aber gleichzeitig auch viele Fragen auf. Diese betreffen vor allem technische, aber auch inhaltliche Aspekte.

  • Inhalt: Aufbau und Inhalt der Buchvorstellung besprechen wir gemeinsam. Zur Orientierung werden die Vereinbarungen in meinem virtuellen Kursraum festgehalten.
  • Technik: Da Audioboom nur in Englisch verfügbar ist, stelle ich den Schüler*innen ein Video zur Verfügung, in dem die Grundfunktionen des Programms für unser Projekt erklärt werden. (Da Audioboom nicht mehr kostenlos zur Verfügung steht, nutze ich nun Spreaker. Ein Tutorial findet sich unten.)

2. Projektpartner

Der Klasse ist es wichtig, dass die vorgestellten Bücher auch in der Stadtbücherei zu finden sind. Also schauen wir vor Ort, was die Bücherei zu bieten hat. Eine kurze Einführung durch die freundliche Mitarbeiterin motiviert zudem einige Kinder, sich einen eigenen Ausweis zuzulegen. Schöner Effekt ;-)


3. Erarbeitung und Überarbeitung der Texte

Zuhause verfassen alle ihre Buchvorstellungen, um sie im Unterricht in 4er Schreibkonferenzen zu überarbeiten, bevor die Texte dann allen Mitschülern vorgetragen werden. Die Rückmeldungen der Mitschüler sind den Kindern für die Überarbeitung der Texte sehr wichtig.

Schließlich veröffentlichen wir ja!

Außerdem müssen werbewirksam passende Coverbilder gestaltet werden. Mit etwas mehr Zeit hätte man gut fächerübergreifend arbeiten können.

 

4. Endlich: Aufnahme!

Dann sind wir bereit. Wir starten mit der Aufnahmephase. Ein Klassenaccout ist schnell angelegt. Jeder kennt die Zugangsdaten (Mailadresse und Passwort) und verpflichtet sich feierlich, diese nicht weiterzugeben und keinen Quatsch mit den Aufnahmen anzustellen. (Nach dem Projekt werde ich das Passwort ändern.)

Da allen Kindern klar ist, dass es nicht nur darum geht, WAS man erzählt, sondern auch WIE man es "rüberbringt", formulieren wir gemeinsam Tipps, worauf man als Sprecher*in achten sollte.
Inzwischen liegen auch die Einverständniserklärungen der Erziehungsberechtigten zur Aufnahme und Veröffentlichung der Audios vor. Es kann also losgehen!
  • Die Audios nehmen wir im Klassenraum mit meinem Gerät auf. Alle Sprecher*innen sind hochkonzentriert. Jeder weiß, dass er mal dran kommt. So verhalten sich alle Zuhörer fair und sind mucksmäuschenstill. Wir nehmen an einem Stück auf und können nicht nachbearbeiten. 
  • Kinder, die sich die App auf ihr Smartphone geladen haben, sprechen ihre Buchvorstellung Zuhause auf. Manch einer wählt diese Möglichkeit, um seine Nervosität zu verringern, andere wieder sind so begeistert, dass sie alles ohne Unterstützung produzieren wollen.

5. Veröffentlichung

Innerhalb des Tools gibt es die Möglichkeit gleich eine Karte mit QR-Code, Titel der Aufnahme und dem Coverbild auszudrucken. Die Ausdrucke kleben wir auf farbiges Hintergrundpapier und laminieren sie.

Natürlich erhalten alle eine solche Karte als Ergebnis ihrer Arbeit. Einen zweiten Kartensatz überreichen die Schüler*innen der Stadtbücherei. Dort können künftig interessierte Kinder und Jugendliche die Buchempfehlungen der Klasse hören.


Feedback

Die Schüler möchten weitere Buchvorstellungen im Unterricht produzieren. Sie sind begeistert von der Reichweite ihrer Arbeit und von den vielen positiven Rückmeldungen durch Freunde und Verwandte.

Damit steigt aber auch der Anspruch an die Qualität der Buchvorstellungen. Die Schüler*innen entwickeln mehr und mehr ein Gefühl für sprachliche Formulierungen und einen lebendigen Ausdruck. 


Resümee

Unterricht macht immer Spaß, wenn alle Schüler*innen so motiviert mitarbeiten.

Dass Bearbeitungsmöglichkeiten innerhalb des Tools fehlen, hat sich als ziemlich hilfreich erwiesen, denn alles andere hätte mehr Zeit gekostet.  Der Arbeitsprozess  verlief so recht zügig. 

 

Bestimmt ergibt sich bald eine neue Einsatzmöglichkeit. Vielleicht schreiben und vertonen wir ja demnächst Gedichte und verschenken die Audios zu Weihnachten ...

Spreaker-Tutorial


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"Tierische Gedichte" - DeutschFlip in der Jg. 5 (Präsenzphase)

Seit einem guten Jahr flippe ich im Deutschunterricht, weil ich hoffe, durch die Auslagerung der Erklärphase mehr Unterrichtszeit zu gewinnen. Kompetent mit Fachbegriffen umzugehen und Arbeitstechniken sicher zu beherrschen, ist der Grundstein für eine intensive Auseinandersetzung, präzise Analyse und nicht zuletzt einen produktiven Umgang mit Sprache und Texten. Dann erst wird es im Deutschunterricht spannend. 


Meine Vermutung, die Produktion der Erklärvideos sei beim Flipped Classroom die größte Herausforderung, erwies sich schon nach kurzer Zeit als Irrtum. Wenn man die Erklärphase auslagert und die gewonnene Zeit für individuelle Förderung und Stärkung der Eigenverantwortung nutzen will, stellt das nicht nur den Unterricht auf den Kopf, sondern auch die klassischen Methoden und Werkzeuge in Frage. 

Die besondere Herausforderung der Selbstlernphase

Zunächst war ich einfach froh, meinen Schüler*innen, Erklärvideos zur Verfügung stellen zu können. Nachdem mich deren Erstellung eine Menge Zeit gekostet hatte, freute ich mich drauf, im Unterricht zu üben und zu vertiefen und dabei ganz bequem auf das Material, das mir Deutschbuch und zugehöriges Arbeitsheft zur Verfügung stellen, zurückzugreifen. 

Tatsächlich bearbeiten auf diese Weise alle Kinder das gleiche Material in ihrem individuellem Lerntempo. Um die Ergebnisse zu kontrollieren oder zu besprechen, müssen aber dann doch alle zu einem bestimmten Zeitpunkt bestimmte Aufgaben erledigt haben, der Besprechung aufmerksam folgen, die vorgetragene Lösung dabei mit der eigenen vergleichen und ggf. korrigieren. Das klappt vielleicht beim einem Drittel der Lerngruppe.

Gleiches gilt nach meinen Erfahrung für analoges Lösungsmaterial: Kaum ein Kind schafft es nach (!) der Bearbeitung der Aufgabe noch wirklich konzentriert die eigenen Ergebnisse zu überprüfen - zumal die Lösung oftmals komplett, statt kleinschrittig präsentiert wird. Das Vergleichen und Kontrollieren macht keinen Spaß und sorgt, auch wenn man keine Fehler findet, nur für ein geringes Erfolgserlebnis. 

Die Alternative ist, dass ich 28 Kindern eine individuelle Rückmeldung gebe und ggf. die Korrektur beobachte. Das schaffe ich nie - zumal ich eigentlich auch bei Fragen während des Arbeitsprozesses unterstützen möchte (und muss).

Der andere Anspruch ans Material

Nach dieser Erfahrung bedeutet Flipped Classroom also nicht zuerst, Erklärvideos bereitzustellen, sondern den Unterricht so zu gestalten, dass die Zeit im Klassenraum tatsächlich als Selbstlernphase genutzt werden kann. Material und Werkzeuge müssen das leisten, was ich nicht leisten kann: jedem ein direktes und persönliches Feedback geben. Ist zur Durchführung der Stunde eigentlich keine Lehrerin notwendig, weil das Material selbst den Arbeitsprozess gestaltet und jedem Rückmeldung gibt, hab ich endlich Zeit, alle Schüler*innen zu unterstützen. 

Material zur Gestaltung der Präsenzphase

Entworfen und ausprobiert habe ich also Unterrichtsmaterial für die Jg. 5, welches den Kindern die Möglichkeit gibt, sich selbst zu kontrollieren. 

Wenn die Lerngruppe die notwendigen Kompetenzen erworben hat, gibt uns das Gelegenheit für produktiv-kreative Aufgaben und Öffnung des Unterrichts.


Tierische Gedichte (Jg. 5)

Material

Beschreibung


Erklärvideos

1. Erklärvideo: Vers, Strophe, Reim, lyrisches Ich

2. Erklärvideo: Paarreim, Kreuzreim, umarmender Reim, freier Vers


LearningApps

Zum Üben, Vertiefen und Anwenden der vorgestellen formalen Merkmale


Learning Snacks

Für Aufgaben, die eine frei formulierte Lösung erfordern, werden Antwortmöglichkeiten zum Vergleich angeboten.


Audios

Höraufgaben, Zeilenumbrüche gestalten


Video: Gedichtvortrag

Beispiel einer akustischen Interpretation, Gestaltungsmittel erarbeiten


Zusammenstellung aller Aufgaben als QR-Code mit weiteren Aufgabenstellungen zur Bearbeitung im Heft

- Basismaterial

- Fördermaterial (A) für Inklusionsschüler*innen

- Fordermaterial (B/C)


Zusammenstellung aller Links, Downloadmöglichkeit des Materials


Kreativwerkstatt

vertonen (Audioboom)

verfilmen (Stop-Motion-Videos)

selbst dichten:

  • Reimwortfundus
  • Bildimpuls
  • Reimmaschine
  • Chatgedichte

Veröffentlichung der Projektergebnisse im Netz


Erfahrungen im Praxistest

  • Das Basismaterial wurde selbstständig von allen Regelschüler*innen in Kleingruppen bearbeitet. (Aktuell gibt es für Schüler*innen kein WLAN, sodass wir den Computerraum nutzten.)
  • Das Fördermaterial (A) stand den lernschwachen Inklusionskindern zur Verfügung, welche motiviert mit den LearningApps arbeiteten. Sie präsentierten ihre Ergebnisse ebenfalls engagiert dem Plenum.
  • Das Fordermaterial (B/C) diente im Unterricht zur Vertiefung für diejenigen, die im Unterricht besonders schnell oder aus eigenem Antrieb Zuhause gearbeitet hatten.
  • Die Motivation der Lerngruppe spiegelte sich auch in der ruhigen und konzentrierten Arbeitsatmosphäre wieder. So fand ich Gelegenheit, Kinder individuell zu unterstützen oder ihnen eine genaue Rückmeldung (und Würdigung) zu ihrer Arbeit zu geben.
  • Am Ende jeder Stunde tauschten wir uns im Plenum über die Arbeit aus oder präsentierten Ergebnisse.
  • In der Stunde vor der Klassenarbeit wurde im aktiven Plenum das Gelernte zusammengefasst und wiederholt.
  • Die Schüler*innen bearbeiteten die Aufgaben motiviert und selbstständig. 

  • Das Angebot das Fordermaterial (B/C) zur Vorbereitung auf die Klassenarbeit zu nutzen, nahm ein großer Teil der Klasse gerne an. 
  • Aus den Kreativaufgaben durfte ausgewählt werden. Die Bearbeitung einer Aufgabe war für alle Pflicht.
  • Ausblick:
    • Die Klasse entschied sich dafür, an einem Projekttag vor den Ferien gemeinsam StopMotionVideos zu den Gedichten zu gestalten. 
    • Seit einiger Zeit hat diese Lerngruppe einen Twitteraccount. So entstand die Idee, Ergebnisse der kreativen Arbeit dort zu veröffentlichen. Auf die Reaktion des außerschulischen Umfelds sind alle gespannt. 

Resümee

Die Unterrichtsreihe hat allen Beteiligten Spaß gemacht - eine gute Voraussetzung für den Lernerfolg. Die Motivation der Lerngruppe zeigte sich auch in ihrer insgesamt zügigen Arbeit. So blieb uns wertvolle Unterrichtszeit zur kreativ-produktiven Auseinandersetzung. Die Unterrichtsplanung bot mir Gelegenheit, Schüler*innen individuell zu begleiten und unterstützen.

 

Anmerkung: Als Klassenarbeit wurde der Lerngruppe eine Aufgabenstellung präsentiert, die ich einige Jahre zuvor schon einmal gestellt hatte. Im Klassendurchschnitt ergab sich ein besseres Ergebnis. (Die Aussagekraft dieses Vergleichs ist gering - trotzdem freut 's mich.)


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Learning Snacks bewerten

Transparente Bewertungskriterien sind wichtig. Da wir im Unterricht der Jg. 10 erstmals mit Learning Snacks arbeiten, fehlen diese Kriterien noch. Deshalb lasse ich alle einfach erstmal machen und genieße die Freiheit der unbewerteten "Experimentierphase". Selten genug möglich.


Die Erfahrung ist positiv. Meine Schüler*innen arbeiten nicht für die gute Note, sondern setzten sich motiviert mit anspruchsvollen Inhalten auseinander und wollen von sich aus ein gelungenes Ergebnis erarbeiten. Das ist doch mal was!

Natürlich kann das nicht so bleiben... die schulische Realität holt uns ein. Wollen wir das Tool dauerhaft nutzen, müssen die Snacks künftig bewertet werden. 

Durch die eigene Erstellung und Präsentation der Ergebnisse im Kurs, fällt den Schüler*innen nun auch die Entwicklung der Bewertungskriterien nicht schwer. Zügig können wir Kriterien in einer Mind-Map zusammentragen auf deren Grundlage sich der Bewertungsbogen erstellen lässt. 

Die Bewertungskriterien sind künftig auf unserer Unterrichtshomepage zu finden. So wissen alle gleich, worauf 's ankommt. 


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Texterarbeitung mit Learning Snacks

Einen Text zu lesen und einen Text zu erarbeiten sind zwei verschiedene Dinge. Meist beschränken sich meine Schüler*innen (wenn es gut läuft) auf das Lesen eines Textes. Ergebnis: es bleibt wenig hängen. Deshalb suche ich nach Möglichkeiten, die Aufgabe so zu gestalten, dass tatsächlich eine Erarbeitung notwendig wird. In einem Geschichtskurs der Jahrgangsstufe 10 haben ich die Verknüpfung mit Learningsnacks.de probiert.


Was sind Learningsnacks?

Learningsnacks.de ist ein Portal, auf dem man ohne Anmeldung Wissen im WhatsApp-Stil präsentiert bekommt und interaktiv erarbeiten kann. Wer sich mit einer Mailadresse anmeldet, kann auch selbst "Lernhäppchen" produzieren. Das ist so einfach und selbst erklärend, dass es kaum einer Einführung im Unterricht bedarf.

Die Snacks können auf jedem Gerät (PC, Smartphone, Tablet) erstellt werden. Notwendig ist allerdings ein Internetzugang.

Was ein Learningsnack genau ist, erklärt dieser Snack von MHeusinger.

Das Teilen der Snacks ist erwünscht und wird durch die automatisch generierten Links und den QR Code erleichtert.


Was ist das Ziel unseres Mini-Projekts?

  • Die Verfassertexte des Geschichtsbuchs sollen in Learningsnacks umgeformt werden. Darin soll Wissen nicht nur abgefragt, sondern auch vermittelt werden. Diese Snacks wollen wir dann den Parallelkursen zur Erarbeitung der Kapitel mittels QR Code anbieten.
  • Auf diese Weise müssen sich die "Snacker" mit ihren Texten intensiv auseinandersetzen. Die Erstellung des Snacks spornt die Jugendlichen ebenso an wie das Ziel ihre Ergebnis an die Mitschüler*innen weiterzugeben und im Netz zu veröffentlichen. 
  • Die Attraktivität der Wissensdarbietung motiviert hoffentlich die Schüler*innen der Parallelkurse. Gleichzeitig bieten wir aber auch den Kolleg*innen eine sichere und unkomplizierte Möglichkeit digitale Medien passgenau in ihrem Unterricht zu nutzen.

Wie gehen wir vor?

  • Zunächst wurde ein Klassen-Account angelegt, unter welchem alle Snacks des Kurses erstellt und gesammelt werden. Dazu benötigt man eine Mailadresse und ein Passwort. Für solche Klassen-Accounts habe ich eine eigene Mailadresse, die ich nur dafür nutze.
  • Glücklicherweise ist es möglich, mit einem Account gleichzeitig an mehreren Snacks zu arbeiten. Als Lehrerin habe ich so Einblick in den Arbeitsprozess, kann unterstützen oder Tipps geben.
  • Tatsächlich habe ich lediglich den einführenden Snack von HedwigS vorgestellt und auf weitere Einführungen verzichtet. Die Funktionsweise des Portals ist für die Schüler*innen der Jg. 10 intuitiv.
  • In Kleingruppen erarbeiteten die Jugendlichen ihre Texte, diskutierten dabei den Inhalt, suchten nach einer Struktur für ihren Sack und formulierten gemeinsam neue Texte. Die Gruppe war motiviert und mit Spaß bei der Sache.
  • Demnächst ist es dann auch möglich, nach der gemeinsamen Erarbeitung das Passwort des Klassen-Accounts zu ändern, damit die Ergebnisse des Kurses Bestand haben.

Resümee

  • Läuft. ;-)
  • Positiv ist die Effizienz. Wie schnell ein Snack erstellt ist, hängt natürlich von den Anforderungen des Textes ab.
  • Ursprüngliches Ziel war es, nur ein Kapitel des Buches auf diese Weise aufzuarbeiten. Doch ist die Motivation des Kurses aktuell so hoch, dass wir erstmal weitermachen.

Noch sind wir alle gespannt auf die Reaktionen der Mitschüler*innen und Kolleg*innen....

 

Bericht folgt.


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Veränderung muss unter die Haut gehen

Lernen und Lehren mit digitalen Tools verändert Unterricht. Wir verlassen altbekannte Wege um uns auf etwas Unbekanntes einzulassen. Wir sind motiviert und überzeugt, dass das Neue unsere Möglichkeiten erweitert und uns zukunftsfähig macht. 

 

Wer diese Perspektive aber nicht teilt, wird sich auch nicht auf Veränderungen einlassen. Doch der Weg zum Erfolg muss von einer breiten Basis gemeinsam gegangen werden.  Neben technischen und rechtlichen Aspekten geht es bei der Umsetzung von Unterricht 2.0 vor allem um Haltungen. 

 


 

„Es genügt nicht, dass man zur Sache spricht. Man muss zu den Menschen sprechen.“

 

Stanislaw Jerzey Lec (Polnischer Schriftsteller)

 

Dies war der Ansatz, der dem Pädagogischen Tag im Oktober 2016 mit dem Thema  "Medienpass praktisch - Lernen und Lehren mit digitalen Tools" zugrunde lag. 

Die Aufgabe, ein Fortbildung für ein etwa 80köpfiges Kollegium zur praktischen Umsetzung des Medienpasses zu organisieren, war eine Chance diese Haltungen zu öffnen - aber zugleich auch eine große Herausforderung.  

 

Ziel 

Eine grundsätzliche Offenheit gegenüber digitalen Medien im Unterricht, gerne gepaart mit Neugier sollte ebenso wie die Bereitschaft neue Methoden und digitale Werkzeuge für den eigenen Unterricht zu nutzen, geweckt werden. Möglichst viele mit einer konkreten Unterrichtidee im Gepäck nach Hause zu entlassen war ein Ziel.    

 

Methode

Um die Haltung einzelner gegenüber dem Einsatz von Smartphone, Tablet & Co.  zu öffnen, waren folgende Aspekte wichtig: 

  • niederschwellig: Die Angebote sollten mit keinen bis geringen Vorkenntnissen und unter den gegebenen technischen Voraussetzungen umsetzbar sein. 
  • unterrichtspraktisch: Jeder Kollege sollte einen fachdidaktischen Nutzen entdecken und selbst eine mögliche Unterrichtsskizze entwickeln
  • erfolgseffizient: Erfolg wirkt positiv emotional, verankert sich im Gedächtnis. Aufgrund dieses Effekts ist man im Folgenden bereit Neues auszuprobieren, Neues zu denken. Deshalb sollten die Angebote möglichst Erfolgserlebnisse verschaffen, überraschen und begeistern. Digitale Tools haben diese Potentiale, sie werden spürbar im eigenen Tun und Ausprobieren. Motiviert durch Erfolg, erhöht sich auch die Frustrationstoleranz (die häufig unabdingbar ist). 

Voraussetzungen

  • Personell: Kleine Arbeitsgruppen (!) , bei denen eine gute Begleitung durch den Moderator möglich ist und jeder Teilnehmer selbst am eigenen Gerät Erfahrungen macht. 
  • Technisch:
    • WLan für alle Kollegen 
    • In den Arbeitsräumen sollte eine Möglichkeit vorhanden sein, Bildschirminhalte für alle sichtbar zu machen (Smartboard oder WLan-Beamer)
  • eigene Geräte: Jeder Kollege sollte mit seinem Gerät arbeiten. Nahezu alle besitzen ein Smartphone, mehr als gedacht auch ein Tablet. Mit diesen Geräten könnten künftig auch die Schüler*innen im Unterricht arbeiten. Die Unterrichtsvorbereitung erfolgt häufig am heimischen PC, also nutzen wir auch die Computerräume oder eigene Laptops. Der Vorteil liegt auf der Hand: Das eigene Gerät ist den Kollegen vertraut, was man im Unterricht später machen will, kann man bequem vorher ausprobieren. Das verleiht Sicherheit und gibt Vertrauen. 
Vorbereitung
1. Vier Wochen vor dem Fortbildungstag wurden alle Kolleg*innen gebeten, sich einen QR-Code Scanner zu installieren und 
2. einen WLAN-Zugang für ihre digitalen Geräte bei unserem IT-Experten einrichten zu lassen.
3. Eine Woche vor der Veranstaltung hing eine Übersicht wählbarer Sessions mit der Aufforderung aus, sich für vier Angebote zu entscheiden. Jedes Angebot wurde mit einem kurzen Steckbrief vorgestellt, die notwendige Technik und ggf. die Eignung für die jeweiligen Fächer benannt. Die mögliche Teilnehmerzahl war begrenzt, um mit kleinen Lerngruppen arbeiten zu können.

Organisation

Die Haltung der Teilnehmer zum Thema und ihre Motivation zur Mitarbeit am Fortbildungstag sind ein Baustein für seinen Erfolg. Deshalb wurde bei der Organisation das "Drumherum" in den Blick genommen: 

  • Zeitplanung: Früh kommen - früh gehen ist ein Zeitplan, der zum Schulalltag passt. Das Prinzip bringt also auch am Fortbildungstag die Routine weniger durcheinander als ein Termin, der sich bis in den späten Nachmittag zieht. Das bedeutet weniger Organisationsstress... und damit eine größere Chance auf eine positive Grundhaltung.
  • Verpflegung: Das leibliche Wohl scheint ein psychologischer Gelingensfaktor zu sein, der nicht zu unterschätzen ist.
  • Fortbildungsort: Der Raum als dritter Pädagoge kann zum Gespräch einladen: Das Thema wird auf vielerlei Weise präsentiert: Stellwände mit Karikaturen, grafischen Darstellungen, Zeitungsartikeln, Fotos, Zitaten, Klapptafeln, Erklärfilmen, Material zum Mitnehmen... dazu Stehtische auf denen Klappfragen und Flyer liegen. ("Klappfragen" oder "Klapptafeln" nenne ich analog "interaktive" Fragekarten: Vorderseite: Frage, Rückseite: Antwort oder Grafik, die die Antwort geben kann)
  • "Lernprodukt": Was man in Händen hält, kann man nach Hause tragen. Deshalb erhielt jeder Teilnehmer einen Flyer mit Kurzinfos zum Tag und QR-Codes, auf denen wichtige Infos (z. B. Medienpass NRW) verlinkt waren. Auf dem Flyer sollten aber auch die individuellen Ergebnisse notiert werden und die Zuordnung der digitalen Tools zu den verschiedenen Kompetenzbereichen des Medienpasses erfolgen.
  • Das Fortbildungswiki war auf diesem Flyer ebenfalls verlinkt, stellte alle Inhalte noch einmal ausführlich vor und steht auch nach der Fortbildung weiter zur Information zur Verfügung
  • Ein Etherpad zur Sammlung von Eindrücken und Kommentaren war eingerichtet und wurde im Forum per Beamer projiziert. 
Ankommen - Ein angenehmer Start in den Fortbildungstag 
  • Eintreffen der Teilnehmer im als Lernraum gestalteten Forum der Schule
  • Kaffee und Brötchen, Zeit für Gespräche, Durchatmen

Einstieg

  • Begrüßung, Infos zum Ablauf
  • (kurzer!) 20-minütiger Impulsvortrag zum Thema des Tages "Medienpass ganz praktisch - Lernen und Lehren mit digitalen Tools"
  • Arbeitsauftrag:
    • Entwickeln Sie für jedes vorgestellte Tool eine konkrete Unterrichtsidee, die Sie auf dem Fortbildungsflyer festhalten.
    • Ordnen Sie Ihre Idee einem Kompetenzbereich des Medienpasses NRW zu und
    • teilen Sie Ihre Überlegungen auf dem Medienpad zum Fortbildungstag.

Sessions

Die einzelnen Sessions waren bewusst mit 60 - 75 Minuten kurze Häppchen. Sie sollten Appetit anregen, Impulse geben, Neugier wecken... Eine vertiefende Einarbeitung konnte und sollte gar nicht erfolgen. 

 

Der Aufbau der Sessions gliederte sich in drei Phasen:


  1. Vorstellung des Tools mit unterrichtspraktischen Beispielen
  2. Eigenes Handeln der Teilnehmer mit dem Tool: Entwicklung einer konkreten Unterrichtsidee
  3. Vorstellung und Reflexion:
  • Welche Erfahrungen hab ich als Lerner gerade mit dem Tool gemacht?
  • Welche Einsatzmöglichkeiten sehe ich für meinen Fachunterricht?
  • Welchen Mehrwert bietet das Tool? Wie verändert der Einsatz den Unterricht? (Chancen/Schwächen?)

 (Einige Sessions waren aufgrund ihres Themas von dieser Struktur und Fragestellung natürlich ausgenommen.)

Pausen

Zwischen den einzelnen Sessions standen 30-minütige Pausen zur Verfügung, um miteinander zu reflektieren oder diskutieren. Anlass zum Gespräch konnte im gestalteten Lernraum auch das Material oder das projizierte Etherpad bieten. 

 

Reflexion 

Eine Zukunftswerkstatt bildete den Abschluss des Tages: Hier boten Flipcharts Möglichkeit den Tag zu reflektieren und Wünsche für die Zukunft der Schule und des Unterrichts zu äußern.

 


... und wie war's?

Im Vorfeld war Skepsis spürbar... daher stand für mich wahrscheinlich auch die Frage im Zentrum: Wie erreicht man eine offene Haltung, lenkt Einstellungen und beeinflusst Überzeugungen? 

 

Überraschenderweise war das Feedback überwiegend positiv. Sowohl auf den Flipcharts, als auch bei der folgenden digitalen Evaluation äußerten viele Kollegen Zufriedenheit. Vor allem der praktische Nutzen des Erlernten, der Bezug zum Fachunterricht, die Abwechslung und Vielseitigkeit der Themen wurde gelobt. 

 

Natürlich kann man nicht alle erreichen. Doch die Unentschlossenen hat der Tag bewegt. Jetzt heißt es dranbleiben!

Manöverkritik 

  • Die Fortbildung war personalintensiv. Dennoch würde ich die Organisation in kleinen Lerngruppen immer wieder anstreben. Vielleicht wäre es möglich als Medienberaterin die Steuergruppe einer Schule soweit in der praktischen Umsetzung des Medienpasses am Beispiel einiger digitaler Tools zu schulen, dass die Steuergruppe selbst mit Unterstützung der Medienberater einen Pädagogischen Tag an ihrer Schule durchführen kann.
  • Aufgrund unseres Referentenmangels haben dies Multiplikatorenmodell bei uns drei Kolleg*innen praktiziert. Was eigentlich aus der Not geboren wurde, war in der Praxis vielleicht ein Vorteil. Wenn Kollegen Kollegen etwas zeigen, erklären oder beibringen, wirken sie als Lehrende authentisch. Kollegen sind keine "Nerds", haben keine besonderen Fähigkeiten und den gleichen Unterrichtsalltagsstress wie die anderen auch. Wenn der Kollege das kann und dafür wirbt, wirkt er (vielleicht) überzeugender als ein fremder Fachmann.
  • ... wieder die Technik. Natürlich liefen einige Sessions nicht so wie geplant, weil die Technik nicht mitspielte. Dennoch haben diese Probleme es nicht geschafft, die Stimmung des Tages zu verderben. 

Ausblick

Wir sind auf dem Weg. Die Kollegen wünschen sich eine lernförderliche Ausstattung und die Mehrheit (so mein Eindruck) ist bereit, den "Digitalen Wandel" Schritt für Schritt auch in den Unterrichtsalltag einzulassen. Welche Veränderungen und Chancen für die Entwicklung von Unterricht das bietet, deutete der Tag ein klein wenig an. Die Taktik der kleinen Schritte nimmt aber wahrscheinlich mehr Kolleg*innen mit.

So kann (hoffentlich bald) ein Medienkonzept mit breiter Unterstützung verabschiedet werden. 

Danke!

... an die Kolleg*innen der AG Medien für ihre Unterstützung bei der Organisation und Durchführung des Tages (auch als Referent*innen)!

 

... an die Medienberater*innen und Kollegen aus (benachbarten) Kreisen für ihren engagierten Einsatz, ihre Flexibilität und überzeugende Präsentation!

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Surfen - aber sicher! - Ein Führerschein fürs Internet

Bereits am dritten Schultag nach den Sommerferien laufen die neuen Smartphones der Fünftklässler heiß. Das ständige Gebimmel und Gebrumme dokumentiert jede eintreffende Nachricht im frischen WhatsApp-Klassenchat.

Wobei „Nachricht“, das was da im Minuten­takt auf dem Gerät angezeigt wird, es nicht wirklich trifft. Eine Invasion von Emjios, seltsa­men Buchstabenkombinationen, lustigen Videos und scheinbar zusammenhangslosen Halbsätzen sorgt für Unterhaltung.

Ich beobachte hilf- und verständnisloses Kopfschütteln auf Elternseite, vereinzelte Bekun­dungen des Genervtseins bei einigen Kindern. In der zweiten Woche erreichen mich als Klassenlehrerin die Be­schwerden meiner Schützlinge. Sie berichten von Beleidigungen, Rauswürfen oder Pranks.

Was im Klassenchat passiert, erreicht spätestens jetzt den Klas­senraum und beeinflusst den Unterricht.


Es ist klar: „Lernen mit Medien“ geht nicht ohne „Lernen über Medien“.

Spätestens mit dem Wechsel in die 5. Klasse bekommen viele Kinder ein eigenes Smartphone und damit einen kaum noch zu kontrol­lierenden Zugang zum Internet. Das erste „Lernen über Medi­en“, welches der Internet-Führerschein do­kumentiert, soll deshalb vor allem präventiv sein. Der „Surfschein“ des Internet-ABCs bietet Lernmodule, die sowohl analog als auch digital erarbeitet werden können. Prima Voraussetzungen für die schulische Arbeit! Wir nehmen den Surfschein also als Grundlage. Reihenfolge und Schwerpunkt­setzung gibt die Lern­gruppe vor.

1. „WhatsApp und mehr“ 

Nach den ersten Erfahrungen im Klassenchat, einigt sich die Gruppe schnell auf Verhal­tensregeln. Der Online-Kurs der „Digitalen Helden“ „WhatsApp, meine Freunde und ich“ unterstützt unsere Erarbeitung. Die Regeln werden als Profilbild der Gruppe eingestellt. Dabei werfen wir auch gleich einen kritischen Blick auf die Profilbilder der Kinder, kreieren eigene Avatare und checken die Einstellmöglichkeiten zum Schutz der Privatsphäre.

 

2. „Soziale Netzwerke & Co.“/„Meine Daten – aber sicher!“ 

Wem verrate ich was über mich? Was bedeutet es ein Bild oder meine Daten (Was sind eigentlich „Daten?) ins Netz zu stellen? (Die Vorstellung das eigene Profilbild ans Schwar­ze Brett der Schule zu pinnen, gefällt keinem so richtig.) Warum sind meine Daten für wen interessant? Wie sichere ich sie per Passwort? Was kennzeichnet ein gutes Passwort? 


3. „Lügner und Betrüger im Netz“ 

Nicht jeder ist der, für den er sich ausgibt. Der Fall des 12-jährigen Paul, der durch Mine­craftspielen einen 35-Jährigen kennenlernte und von diesem im Sommer 2016 mehrere Tage festgehalten wurde, bewegt meine Fünftklässler. Gemeinsam recherchieren wir Pauls Geschichte. Was die Klasse schockiert, ist die falsche Identität des mutmaßlichen Täters und das sexuelle Interesse an dem Jungen. Allein die Andeutung in den Medien sorgt für großen Gesprächsbedarf. Wir nehmen uns deshalb viel Zeit. Auch die Begriffe Cybergrooming und sexueller Missbrauch werden im Laufe des Gesprächs an der Tafel notiert. An Pauls Beispiel entwickeln wir Tipps, wie man sich fremden "Freunden" gegenüber im Netz verhalten sollte.   

 

4. „Viren, Würmer und Trojaner“ 

Mein Handy wurde gehackt“, mit verzweifelndem Blick werde ich immer wieder um Hilfe gebeten. Mei­ne Schüler neigen zum Dramatisieren, doch ist dies auch Zeugnis ihrer Un­sicherheit. Virenschutz fürs Smartphone? Fehlanzeige! So thematisieren wir, wie man sich solche Schadensprogramme einfängt, was sie anrichten und wie man im Fall der Fälle richtig reagiert. 

 

5. „Texte, Filme, Musik aus dem Netz – was ist erlaubt?“ 

Kaum zu glauben, doch bereits unter 10-Jährigen finden sich bisweilen Betreiber eines ei­genen YouTu­be-Kanals. Doch nicht nur dieser „Frühstarter“ wegen sind die Themen Per­sönlichkeits- und Urheber­recht grundlegend für den Surfschein. Das Bewusstsein über das eigene Bild oder Werk bestimmen zu können, sensibilisiert die Kinder zu einer selbst­bestimmten Verteidigung ihrer Rechte. Einfach mal so ein Foto in der Klasse machen, ist seitdem nicht mehr drin. Immer ist da jemand der nachhakt: „Du musst erst fragen, ob ich das erlaube!“ 

 

6. „Surfen und Internet“ 

Gegen Gefahren gewappnet, können die Schüler endlich losziehen und die Weiten des In­ternets erkun­den. Damit sie erfolgreich finden, was sie suchen, gibt ’s ein paar Tipps mit auf den Weg.

Nach bestandener Prüfung, halten dann endlich alle Urkunden und den hart erarbeiteten Führerschein in Händen. Die Kinder sind jetzt sensibilisiert für die Risiken der Internetnut­zung, misstrauisch gegen­über fremden Spielpartnern, gehen sparsam mit ihren Daten um und kennen Möglichkeiten sich zu schützen oder zu wehren. Sie wissen, wie man sich im Netz verhalten sollte.

 

Auf den Punkt gebracht hat die Klasse das mit drei Regeln:
  • Sei respektvoll!
  • Bleibe misstrau­isch!
  • Sprich mit jemandem, wenn 's schwierig wird!

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Schule ist mehr als Unterricht - Digitales zwischen den Stunden

Seit einiger Zeit beschäftigt sich unsere Arbeitsgruppe engagiert mit der Entwicklung eines neuen Medienkonzepts. Nach ersten Monaten der thematischen Einarbeitung entwickeln wir eine Vorstellung davon, wie umfassend ein künftiges Medienkonzept sein muss, um verantwortungsvoll mit den Interessen und Bedürfnissen aller Mitglieder der Schulgemeinde umzugehen.

Mit dem außerfachunterrichtlichen Konzept wollen wir vor allem im Bereich "Prävention" die Rahmenbedingungen für unser Medienkonzept schaffen.


Insgesamt möchten wir die fünf Aspekte

- Fachunterrichtliches Konzept,

- Außerfachunterrichtliches Konzept (Schüler/Eltern)

- Fortbildungskonzept,

- Ausstattungsbedarf und 

- Medienentwicklungsplan

in unserem Medienkonzept berücksichtigen, denn sie sind eng miteinander verzahnt und greifen ineinander. Hier stellen wir zunächst einen Entwurf des außerfachunterrichtlichen Konzepts vor.

1. Fachunterrichtliches Konzept:

Welches Fach übernimmt verbindliche die Vermittlung welcher Kompetenzen?

Der Medienpass NRW bietet hier einen guten Orientierungsrahmen und der zugehörige Lehrplankompass erleichtert den Bezug zu den Kernlehrplänen.

2. Außerunterrichtliche Medienerziehung:

Schule findet nicht nur im Unterricht statt. Werden digitale Medien zum Unterrichtswerkzeug, müssen ihre Chancen und Risiken daher auch in medienpädagogischen Angeboten außerhalb des Unterrichts thematisiert und praktiziert werden. Dies geschieht auf zwei Ebenen:

a) Schülerebene: Medienscouts

b) Elternebene: Angebote an Eltern als Erziehungspartner

3. Fortbildungskonzept:
Grundlage der Umsetzung des Konzepts ist die Motivation der Unterrichtenden. Sie müssen sich im Umgang mit der Technik sicher fühlen und bereit sein, Neues auszuprobieren. Ein Fortbildungskonzept muss daher kontinuierlich begleitend angelegt sein.
4. Ausstattungsbedarf:
Aus dem Medienkonzept ergibt sich der Ausstattungsbedarf. Die technische Administration muss gewährleistet werden. Ebenso sind Wartung und regelmäßiger Austausch der Geräte einzuplanen.
5. Medienentwicklungsplan:
Die Entwicklung im Bereich digitaler Medien ist rasant. Ein schulisches Medienkonzept ist zwar ein Ergebnis, doch nicht der Schlusspunkt einer Erarbeitung. Die regelmäßige Evaluation und Weiterentwicklung muss von Anfang an eingeplant sein.  


Skizze eines außerfachunterrichtlichen Medienkonzepts

Grundlegend: Gerätenutzungsordnung

- Erarbeitung durch SV (Material: Handysektor)

- Inhalt des Schulplaners

- Regelmäßige Besprechung zu Schuljahresbeginn durch den Klassenlehrer

- Einverständniserklärung jedes Schülers durch Unterschrift

- Kenntnisnahme der Eltern durch Unterschrift

Bedarfsorientiert:

Onlinekurs "WhatsApp, meine Freund und ich" der Digitalen Helden

- Peer-to-peer Beratung: Medienscouts



Jgst.

Unterricht

Schüler

Eltern


5

MuM (Medien und Methoden)

1. WhatsApp, meine Freunde und ich

2. Surfschein-Internet-ABC - Lernmodule:

  • Surfen und Internet
  • Mitreden und Mitmachen
  • Gefahren
  • Medien im Netz

Kleiner Surfschein

Medienscouts:
"Ich & Soziale Netzwerke" (Cybergrooming)

ExtraInfo: SaferInternet (Schulsozialarbeit)

MedienInfo mit Theateraufführung der Klasse

(Verweis auf Schulplaner)


6

MMU

"ECDL" - Europäischer Computer-Führerschein Base:

  • Textverarbeitung

Medienscouts: "Cybermobbing"

Elternabend: Leben in sozialen Netzwelten



7

Informatik

"ECDL" - Europäischer Computer-Führerschein ab Jg. 7-12

Base:

  • Computer-Grundlagen,
  • Online-Grundlagen,
  • Tabellenkalkulation
  • (evtl. Präsentationstechniken)

Großer Computerführerschein (ECDL - Base)

Medienscouts: Sexting

- 2 pro Klasse (7-10)

Jgst. 7/8: Elternabend: Computer und Konsolenspiele



8

Mobile Licence (ML)

optionale AG:

"ECDL" - Standard



9

optionale AG:

"ECDL" - Standard



Oberstufe



Medienscouts: Organisation und mögliche Aufgabenbereiche

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Plickers - Interaktives Klassenquiz ohne technisches Risiko

Schüler zu aktivieren ist ein Kinderspiel, wenn man sie spielen lässt. Mit digitalen Tools fängt man dabei zwei Fliegen mit einer Klappe: Man aktiviert Schüler*innen und erhebt gleichzeitig den Lernstand einer Klasse oder einzelner Schüler... 

Also lasst uns spielen!?

Leichter gesagt als getan. Noch sind die technischen Voraussetzungen meist suboptimal.

So freue ich mich sehr über den Tipp eines Kollegen: Plickers!


Plickers  - Kurzanleitung

Plickers ist ein Auswahl-Quiz ähnlich wie Kahoot! Jeder Teilnehmer erhält auf einer Karte einen eigenen Barcode, dem auf jeder Seite ein Buchstaben zugeordnet ist. Dieser lässt sich mittels Smartphone innerhalb der App scannen, so dass die verschiedenen Antworten individuell erfasst werden.

1. Zunächst wird die Plickers-Klassenanansicht projiziert, um den Teilnehmern die Namen und die zugeordneten Nummern zu zeigen. Nun können die zugeordneten Karten an die Lerngruppe ausgegeben werden. Wenn man der Klassen- in die "Live View"-Ansicht wechselt, geht's los!

 


Was wird benötigt?

  • Projektionsmöglichkeit mit Internetverbindung (z. B. Beamer + Tablet oder Smartboard)
  • Smartphone oder Tablet mit Kamera
  • App: "Plickers"
  • Plickers - Barcodes

Welche Spielformen sind möglich?

  • Einzel- oder Gruppenmodus
  • Gruppen mit bis zu 80 Teilnehmer*innen

Vorbereitungen

  • Karten ausdrucken: Vorteil "Standard": kleine Karten können andere im Raum nicht verdecken, kleine Buchstaben führen nicht in Versuchung abzugucken, was der Nachbar hochhält.
  • evtl. laminieren: matte Folie nutzen, damit sie nicht spiegelt und aus Entfernung gut lesbar ist, so hält ein Kartensatz mindestens ein Schuljahr
  • Klasse anlegen und jedem Schüler eine Karte zuordnen; Karten können mehrfach belegt werden, ein Satz reicht also für mehrere Lerngruppen. Eine zusätzliche Demoklasse hab ich angelegt, um auch mit unbekannten Gruppen spielen zu können.
  • Fragen eingeben: Es lassen sich Ordner anlegen um Fächer/Themen zu sortieren.

   


Durchführung


2. Auf dem Smartphone wählt man in der App ebenfalls die aktuelle Gruppe. Mit einem Klick auf das + in der Mitte gelangt man zur "Library", wo man Fragen auswählen und zu "Queue" hinzufügen kann. Ein Klick auf die Frage macht diese auch auf der Projektionsfläche für alle Schüler*innen sichtbar.

3. Sobald man auf dem Smartphone auf "Kamera" klickt, lassen sich die Barcodes erfassen. Praktisch ist, dass angezeigt wird, welche Karten bereits gescannt sind. Auf dem Smartphone wird zusätzlich farblich gekennzeichnet, ob die Antwort richtig oder falsch gegeben wurde.


Auswertung der Schülerergebnisse


Unter der Rubrik "Reports" findet man zwei Möglichkeiten sich die Quiz-Ergebnisse anzeigen zu lassen:

  • Question History: Liefert eine Klassenauswertung und bietet damit die Möglichkeit die Ergebnisse mit der Lerngruppe zu besprechen und auf schwierige Inhalte einzugehen.

  • Scoresheet: Hier findet man die Einzelauswertung der Antworten. Einzelne Fragen lassen sich auch aus der Bewertung herausnehmen.

Vorteile

  • technisch wenig anspruchsvoll
  • keine Schülergeräte oder Internetverbindung für Schüler notwendig (besonders attraktiv für Grundschulen)
  • Einzelergebnisse werden dokumentiert
  • Lerngruppe bleibt (im Vergleich zu Kahoot!) gelassen, wenn die Ergebnisse präsentiert werden, da nicht einzelne Teilnehmer oder Teams hervorgehoben werden. Die richtige Antwort und Verteilung der Antworten wird angezeigt 
  • einzelne Fragen lassen sich in verschiedene "Queues" verschieben, so können die Durchgänge flexibel gestaltet werden
Nachteile
  • Es können nur selbst erstellte Fragen genutzt werden, ein Austausch mit Kollegen ist nicht möglich. (Vielleicht könnte eine Fachschaft aber einen gemeinsamen Account anlegen.)
  • Schüler*innen fehlt:
    • (im Vergleich zu Kahoot!) die Hervorhebung von Einzelleistungen
    • weniger emotional ansprechend (Musik, Effekte, Animation)

Plickers im Netz

  • Plickers kannte ich bisher nicht, doch wer weiß, wonach er sucht, findet viele Erfahrungsberichte und Anleitungen im Netz. Einfach mal schauen...
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Kollaborativ Text bearbeiten - Spielregeln fürs Etherpad

Etherpads sind browserbasierte Editoren mit denen sich kollaborativ Texte erstellen lassen. Ein Team kann also zeitgleich an mehreren Geräten und doch am gleichen Text arbeiten. Voraussetzung dafür ist lediglich ein Internetzugang. Solche Pads werden im Netz unter verschiedenen Namen angeboten. Gruppenarbeiten im Unterricht oder Zuhause lassen sich so einfacher organisieren. Theoretisch! Praktisch endeten die ersten Versuche in meinen Lerngruppen immer wieder mit Chaos und Streit im Team. Inzwischen haben meine Schüler*innen einige Absprachen getroffen, die ihre Zusammenarbeit erleichtern.


Kurz vorgestellt: Etherpad

Ein Vorteil des browserbasierten Etherpads ist, dass es mit jedem Gerät ohne Installation einer App jederzeit genutzt werden kann. Es also unkompliziert nutzbar.

Da jeder, der den Namen des Pads kennt, darauf Zugriff hat, sollte ein Name gewählt werden, der einfach und individuell ist. So ist eine gewisse Sicherheit vor ungewünschtem Zugriff gegeben.

Vorteilhaft für den Unterricht erlebe ich auch die reduzierten Möglichkeiten der optischen Textgestaltung.


So verlieren die Schüler*innen sich nicht in Nebensächlichkeiten, sondern konzentrieren sich auf den zu erarbeitenden Inhalt. Damit dieser übersichtlich präsentiert werden kann, bietet ein Etherpad gerade genug Möglichkeiten.

Praktisch ist der Versionsverlauf. Ein Klick auf das Timeslider Symbol lässt die Entstehungsgeschichte das Pads als Film ablaufen. So kann man nachvollziehen, wer welche Änderung vorgenommen hat. Sorgt das Arbeitsverhalten eines Gruppenmitglieds für Diskussionen, kann man so evtl. die Aussagen überprüfen.


Wie man Etherpads im Unterricht nutzen kann:

Damit die Arbeit der Gruppe reibungslos funktioniert, wenn ein gemeinsamer Text formuliert werden soll, haben die Schüler*innen sich auf folgende Regeln geeinigt:

Spielregeln zur gemeinsamen Textproduktion

Damit wir mit dem Medienpad an einem gemeinsamen Text arbeiten können, haben wir beschlossen:

 

1. Zu Beginn der Arbeit verteilen wir Rollen:

  • Schreiber (schreibt ;-)
  • Ko-Schreiber (ergänzt und überarbeitet)
  • Optimierer (verbessert Formulierungen)
  • Fehlerdetektiv

Zum Schluss überarbeiten wir gemeinsam den Text. 

2. Wir lassen uns ausschreiben und kommentieren oder korrigieren erst den fertigen Beitrag.

3. Wir arbeiten mit Absätzen, Unterstreichungen und Fettschrift, damit der Text übersichtlich ist. 

4. Mitarbeiter löschen Beiträge nur nach Absprache.  

5. Wir konzentrieren uns auch im Chat auf die Aufgabe.

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Schätze heben - Schulinterne Fortbildungen

Lernen im Digitalen Wandel braucht neben der lernförderlichen technischen Ausstattung vor allem eines: menschliche Ressourcen. Ohne digital-kompetente Lehrer läuft nichts. Schlüssel zum Erfolg ist daher die Medienkompetenz einer möglichst breiten Basis.  Wie lässt sich das umsetzen?

Fortbildungen sind immer eine zusätzliche Belastung im ohnehin anstrengenden Arbeitsalltag. Anreise, Dauer und nicht selten Inhalte, die mit den eigenen Bedürfnissen und Erfahrungen  des eigenen Fachunterrichts nur begrenzt deckungsgleich sind, schrecken zusätzlich ab. 


Eine effiziente Fortbildung sollte also treffsicher das vermitteln, was man gerade braucht oder was sich unter den gegebenen Voraussetzungen umsetzen lässt. Wer kennt diese Voraussetzungen am Besten? Die eigenen Kollegen! Außerdem passieren hinten den Türen des Klassenraums häufig wunderbare Dinge, die es wert sind, geteilt zu werden. Oft genug bleiben diese Kompetenz- oder Ideen-Schätze aber im Verborgenen, nur zufällig werden sie bisweilen gehoben. 

 

Also: Ran an die Schätze! Auf zur "Digitalen Mittagspause"!

Digitale Mittagspause - was ist das?

Niederschwellig, unaufwendig, bedürfnisorientiert und erfolgseffiziert

Einmal im Monat bietet die Medien AG der Schule eine "Digitale Mittagspause" an. Diese findet natürlich in der 45minütigen Mittagspause statt. Häufigkeit und Dauer sind weder für die teilgebenden noch für die teilnehmenden Kollegen aufwändig oder belastend.

 

Teilgeber

Die teilgebenden Kollegen sind Mitglieder der Medien AG, doch natürlich kann auch jeder andere Kollege einen solchen Input moderieren. Als Teilgeber denkbar wären ebenso Schüler oder Eltern. Entscheidend ist einfach die digitale Kompetenz und Motivation diese zu teilen. Vermutlich birgt jedes Kollegium ungeahnte Schätze, Kompetenzen und Erfahrungen, die es wert sind, geteilt zu werden. 

 

Organisation & Inhalte

Die ersten 15 Minuten sind freie Fragezeit, d. h. alle Themen, die irgendwas mit "Computer, Internet & Co." zu tun haben, können besprochen werden.

Die nächsten 30 Minuten sind dann themengebunden. Ein Kollege bereitet dafür also etwas vor: z. B. die Präsentation eines digitalen Tools und/oder ein Bericht aus dem Unterricht. Mal werden vorher Themenwünsche abgefragt, mal sind es eigene Erfahrungen, die Kollegen gerne teilen möchten.

 

Natürlich reichen weder 15 noch 30 Minuten aus, um alle Fragen oder Gedanken zu klären, doch die Kollegen kommen ins Gespräch, finden Ansprechpartner und tauschen sich später auch über die "Digitale Mittagspause" hinaus aus. Das ist, wie ich finde, schon eine ganze Menge.

 

Erste Erfahrungen

Aller Anfang ist schwer, manchmal auch demotivierend. Mit viel Elan gestartet, enttäuschte die erste digitale Mittagspause mit einem (!) Teilnehmer. Na ja - der Aufwand hält sich in Grenzen, also heißt es dranbleiben! Beim nächsten Treffen sind es dann schon zwei. Juchuhh! 

So ein Angebot braucht Anlaufzeit. Es kommen langsam mehr Kollegen. Ein weiterer Effekt ist, dass der Moderator einer Mittagspause gelegentlich auch außerhalb der eigentlichen Veranstaltung von Kollegen aufs Thema angesprochen wird und so Wissen und Erfahrungen teilt. 

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